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       # taz.de -- Masken, Greenpeace, „Bild“-Zeitung: Eigentore ohne Ende
       
       > Mitleid mit Jens Spahn – und andere Meinungen, die kein Mensch braucht.
       > Der satirische Rückblick auf das Elend der vergangenen sieben Tage.
       
   IMG Bild: Ein Greenpeace-Gleitschirmspringer landete auf dem Münchner Spielfeld
       
       taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht vergangene Woche? 
       
       Friedrich Küppersbusch: Die Vorstellung, Wolfgang Schäuble wechsle zur SPD.
       
       Und was wird in dieser besser? 
       
       The right honorable Mr. Speaker John Bercow wechselt zu Labour.
       
       Ein weiterer Maskenskandal: Der Rechnungshof kritisiert, Jens Spahn habe zu
       viele Schutzmasken gekauft. Eine Shoppingtour, die man im Nachhinein bereut
       kennen wir aber doch alle, oder? 
       
       Hey, aufhören jetzt! [1][Spahn] kam als Knallkonservativer ins Kabinett,
       damit Merkel ihn diszipliniert oder er sie absägt. Ich weigere mich,
       ständig Mitleid mit ihm zu haben.
       
       Joe Biden und Wladimir Putin haben sich vertragen, die beiden Präsidenten
       schüttelten sich in Genf die Hände, Diplomat:innen kehren zurück nach
       Russland und in die USA. Wer sollte sich als nächstes vertragen? 
       
       Bin erst mal beruhigt, dass die FAZ nichts dazu gelernt hat. „Das
       Verhältnis der alten westlichen Supermacht und der eurasischen
       Regionalmacht mit großem Nukleararsenal“ komme in ruhigere Gewässer,
       schreibt sie. Das Verhältnis dieser hierarchischen Idee zur Realität hat
       noch eine längere Seereise vor sich. Wie Russland zugleich eine
       „Regionalmacht“ und die „größte Bedrohung“ sein kann, wäre unterwegs zu
       klären. Biden vermied die für Putin toxische Beleidigung „Regionalmacht“,
       er vermied auch Schmuseattacken wie der peinliche Prahlhans Trump. Russland
       ringt nach Anerkennung, und wenn es die aus guten Gründen nicht bekommt,
       macht es halt Ärger wo es kann: Syrien, Ukraine, Belarus, selbst Iran und
       warum nicht Libyen. Bevor Biden einer künftigen Bundesregierung erklärt,
       wer Willy Brandt war, könnten wir mal von uns aus.
       
       Greenpeace missglückte eine Aktion, bei der ein Gleitschirmflieger in das
       Münchner EM-Stadion herabsank. Nun will Friedrich Merz, dass die
       Gemeinnützigkeit von Greenpeace überprüft wird. Zu recht? 
       
       Über attac urteilte der Bundesfinanzhof 2019: „Wer politische Zwecke durch
       Einflussnahme auf politische Willensbildung und Gestaltung der öffentlichen
       Meinung verfolgt, erfüllt keinen gemeinnützigen Zweck.“ Wer hätte seither
       je wieder von zum Beispiel der Adenauer-Stiftung gehört? Campact und
       change.org verloren die Gunst der Behörden ebenfalls, selbst die
       „Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes“ musste um ihre
       [2][Gemeinnützigkeit] kämpfen. Die Greenpeace-Aktion war der dümmste
       Absprung über einem Stadion seit Jürgen W. Möllemann, und das schlimmste
       EM-Eigentor von allen. Wer sich so ausdauernd selber mit
       Wirtschaftskompetenz verwechselt wie Friedrich Merz, sollte trotzdem mal
       schauen, wie viele Unternehmen heute mit Greenpeace-Ideen Geld verdienen.
       
       Tilo Jung und Rezo wollten ein Interview zwischen Armin Laschet, Annalena
       Baerbock und Olaf Scholz für Twitch und Youtube streamen. Laschet sagte das
       Gespräch mit Rezo ab. Ist das für Sie nachvollziehbar? 
       
       Disclaimer: Meine Firma hat ein halbes Jahr dran gearbeitet. Bitte nicht
       nachfragen!
       
       Mehr als 170 Banken und Sparkassen haben seit Jahresbeginn in Deutschland
       Negativzinsen eingeführt, zumeist bei Beträgen ab 100.000 Euro. Wie hoch
       ist ihr Mitleid mit den betroffenen Sparern? 
       
       Warum sollten nur die Kirchen eine private Steuer einziehen? Die
       Religionsgemeinschaft Bank darf das nun auch, eben als „Negativzins“
       verschwurbelt. Bis in die 90er wurden einbehaltene Unternehmensgewinne
       höher besteuert als ausgeschüttete. Wer seine Firma leersaugte, wurde also
       steuerlich belohnt. Rot-Grün änderte das, und spätestens seit der Pandemie
       ist offensichtlich, dass Firmen Rücklagen brauchen. Oder abrauchen. Nun
       entsteht der gleiche Effekt, weil die Wirtschaft für Spargelder von den
       Banken bestraft wird. Dreisatz: Die zinspolitische Idee, Geld in Umlauf zu
       bringen, mag man teilen. Die Idiotie, Firmen für Rücklagen zu bestrafen,
       ist offensichtlich. Das Recht, wonach Banken nach Gutdünken eine Abgabe
       festsetzen und einziehen dürfen, ist antidemokratisch.
       
       Laut Allensbachstudie haben 45 Prozent der Bürger:innen noch das Gefühl,
       ihre politische Meinung in Deutschland könne frei geäußert werden. Die
       Bild-Zeitung fragt ihre Leser:innen, was die sich nicht mehr trauen zu
       äußern und fordert sie dazu auf, sich zu filmen, während sie eben das
       sagen. Was würden Sie sich eventuell nicht trauen, hier dazu zu sagen? 
       
       Bei Psychosen soll man nicht frontal widersprechen. Das gilt offenbar auch
       für Psychotiker untereinander.
       
       Und was machen die Borussen? 
       
       Erdal Keser wird 60. Er spielte, mit einer Pause bei Galatasaray, von '80 –
       '87 beim BVB und öffnete eine Tür.
       
       20 Jun 2021
       
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