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       # taz.de -- Erster Erfolg der Deutschen bei der EM: Da geht was
       
       > Die DFB-Elf zeigt beim Sieg gegen Portugal, wie schön Fußball sein kann.
       > Mit Robin Gosens haben die Fans nun auch einen neuen Liebling.
       
   IMG Bild: Der Deutschen neuester Fußballheld: Robin Gosens
       
       München taz | Das war also der Plan. Vertikale Läufe, horizontale
       Spielverlagerung, rechts, links, Mitte, Tor. Es hat gut ausgesehen, was die
       deutsche Mannschaft in ihrem zweiten Turnierspiel gegen Portugal da
       abgeliefert. 4:2 hieß es am Ende für die DFB-Elf. Und noch was: es hat gut
       ausgesehen, sehr gut bisweilen. Wie Müller mit einem Diagonalball vor dem
       3:1 Robin Gosens links an der Strafraumline anspielt, wie der direkt ablegt
       in die Mitte auf Kai Havertz, wie der den Ball einschiebt und wie die
       Portugiesen, die sich eigentlich ja formiert hatten am eigenen 16er nur
       hinterherschauen konnten, das war höchste Kunst.
       
       So geht's. Aber warum geht's so? Was ist da passiert im deutschen Team, das
       Bundestrainer Joachim Löw in der gleichen Aufstellung auf den Platz
       geschickt hat wie [1][gegen Frankreich].
       
       Klar, die Franzosen verteidigen besser, Thomas Müller, der wie zu seinen
       besten Zeiten lautstark und mit großen Gesten seine Mitspieler dirigiert
       hat, sie auf Lücken hingewiesen und sie von ihren Gegenspielern weggelockt
       hat, wies nach dem Spiel genau darauf hin. Zwei, drei Meter weiter vorne
       habe man gespielt, sagte er noch. So einfach kann das sein.
       
       Joshua Kimmich, von dem es vor dem Spiel hieß, er empfinde seine
       [2][Versetzung aus dem zentralen Mittelfeld] auf die rechte Außenbahn als
       Zumutung, meinte nach dem Spiel durchaus mit einer Portion Stolz in der
       Stimme. „Ich glaube, dass wir es ganz gut gemacht haben.“ Da kann er recht
       haben und recht hatte wohl auch Joachim Löw, der die vor dem Spiel so oft
       gestellte Systemfrage nicht hatte gelten lassen wollen.
       
       ## Gute Flügel
       
       Ob Dreierabwehr oder Viererkette, so hatte er gesagt, sei nicht
       entscheidend. Es komme darauf an, wie die taktischen Vorgaben umgesetzt
       würden. Und so ist es gekommen, dass Joshua Kimmich von rechts das Spiel
       aufgezogen hat, von da aus Robion Gosens auf links in die Räume geschickt
       hat, was dann so zupackend war, wie eine gut greifende Flügelzange es eben
       ist.
       
       Überhaupt Robin Gosens. Die Schlandianer, die sich mit ihren weißen
       Fantrikots über die Tribüne der mit 13.000 Zuschauern besetzten
       Fröttmaninger Arena verteilt hatten, haben einen neuen Helden. Schon vor
       dem Spiel wurde er besungen und bei seiner Auswechslung direkt nach seinem
       fantastisch anzusehenen Kopfballtor zum 4:1 wurde er vom Feld veraschiedet
       wie es sich für den Star des Spiels gehört. An drei Toren war der Spieler
       von Atalanta Bergamo, den bis vor kurzen in Deutschland kaum jemand kannte,
       beteiligt.
       
       Als man dem guten Mann nach dem Spiel jene dämliche Trophäe in die Hand
       drückte, die zur Werbung für den Biersponsor des Turniers dienen soll, da
       war Gosens anzumerken, wie toll er das, was er bei dieser EM erleben darf,
       findet. Natürlich fand er gut, was die Deutschen da abgeliefert hatten.
       Leicht sei die Situation für die Deutschen ja nicht gewesen, meinte er. „Da
       war jede Menge Druck auf der Kiste:“ Zack! Da war wieder so ein Satz, für
       den viele Fans Gosens wahrscheinlich am liebsten knuddeln würden. Da redet
       einer, wie einer eben redet.
       
       ## Ungewöhnlicher Karriereweg
       
       Irgendwie scheint er anders zu sein als die anderen. Er spielt zuverlässig,
       wie er die Außenbahn beackert mag Erinnerung wachwecken an deutsche
       Außenbahnlegenden, die nicht nur geliebt wurdern, weil sie gut kicken
       konnten, sondern weil immer auch fleißig aussah, wie sie spielten. Mit 26
       hat er im vergangenen September sein Länderspieldebüt gegeben. Da hatte er
       sich beim italienischen Chamions-League-Teilnehmer Atalanta Bergamo längst
       etabliert. Zuvor flog er unter dem Radar der meisten Beobachter. Vom VfL
       Rhede ging er als Teenager in die Niederlande.
       
       Er spielte bei Vitesse Arnheim, dem FC Dordrecht und bei Heracles Almelo,
       bevor er nach Italien gewchselt ist. Da gibt es kein Juniorenländerspiel in
       seinem Lebenslauf, kein deutsches Leistungszentrum hat den jungen Mann
       bearbeitet und so steht Gosens für den großen Fußballtraum, nachdem man es
       irgendwie nach ganz oben schaffen kann, wenn man nur will. Dass sich Gosens
       zudem anders anhört als andere, weil man ihm nocht nicht allzu oft ein
       Mikrofon unter die Nase gehalten hat, gehört zur Geschichte dieses ersten
       deutschen Lieblings bei diesem Turnier.
       
       Der muss mit den Seinen nun am Mittwoch (21 Uhr, ZDF) gegen die Ungarn,
       [3][die sich beim 1:1 gegen Frankreich mehr als wacker geschlagen haben],
       punkten, am besten gewinnen. Von Platz eins bis vier ist in Gruppe F für
       die Deutschen noch alles drin. Dass sie es können, haben sie bewiesen. Ob
       sie noch einmal können, wird sich zeigen.
       
       20 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Rüttenauer
       
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