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       # taz.de -- Putins Gastbeitrag in der „Zeit“: Wladimirs Instrumentenkasten
       
       > Anlässlich des 80. Jahrestags des Überfalls Nazideutschlands auf die
       > Sowjetunion am 22. Juni 1941 meldet sich Präsident Wladimir Putin zu
       > Wort.
       
   IMG Bild: Wladimir Putin am Rande der Militärparade zum Tag des Sieges am 9. Mai
       
       Wie schön, dass es hierzulande noch Qualitätsmedien gibt, wie Die Zeit. Die
       Wochenzeitung gewährte ihren Leser*innen in dieser Woche einen intimen
       Einblick in [1][die Gedankenwelt von Wladimir Putin], indem sie einen
       Gastbeitrag des russischen Präsidenten abdruckte. [2][„Offen sein, trotz
       der Vergangenheit“] ist der Text überschrieben, und der Titel hält, was er
       verspricht. Der Große Vaterländische Krieg habe 1941 für das sowjetische
       Volk begonnen, erfahren wir. Das werden Länder wie Estland, Litauen und
       Lettland mit großem Interesse zur Kenntnis nehmen, die bereits ein Jahr
       früher „mit sanften Druck“ in die große proletarische Vielvölkerfamilie
       eingemeindet wurden.
       
       Wahrscheinlich sind Hinweise wie diese gemeint, wenn Putin über Versuche
       spricht, die Kapitel der Vergangenheit neu zu schreiben – ein Feld, in dem
       sich der Kremlchef über die Jahre profunde Kenntnisse angeeignet hat. Diese
       geballte Kompetenz bekommen vor allem russische Historiker*innen zu
       spüren, die darum bemüht sind, Licht in das Dunkel der Stalinzeit zu
       bringen und deswegen nicht selten im Gefängnis sitzen.
       
       Geradezu bestechend sind Putins Ausführungen zur Gestaltung eines Großen
       Europa, das durch gemeinsame Werte und Interessen zusammengehalten wird –
       denn da gibt es so einiges auf der Habenseite, weshalb [3][das „großartige
       Projekt“ Nord Stream] auch nicht unerwähnt bleibt. Vor allem die deutsche
       Bundesregierung kann es ja kaum erwarten, dass es losgeht. Dass dabei
       Länder wie die Ukraine unter die Räder kommen – Schwamm drüber. Auch bei
       den viel beschworen Werten kommt man sich näher, wie das Beispiel von
       Ungarns Regierungschef Viktor Orbán zeigt. Der bedient sich bekanntermaßen
       ja gern mal aus Wladimir Putins Instrumentenkasten, um seine illiberale
       Demokratie fit für die Zukunft zu machen.
       
       Es wäre eigentlich schön, wenn den russischen Leser*innen eine
       Erwiderung auf die Ausführungen ihres weisen „Leaders“ zuteil würde.
       Unabhängige russische Plattformen scheiden als „ausländische Agenten“
       leider aus. Aber in dem vielfältigen Bestand staatstreuer Medien müsste
       sich doch ein Plätzchen finden lassen. Und dann bitte unzensiert. Ganz im
       Sinne: „Offen sein, trotz der Vergangenheit.“
       
       25 Jun 2021
       
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   DIR Barbara Oertel
       
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