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       # taz.de -- Antisemitismusvorwurf gegen Emcke: „Haltlos und unangebracht“
       
       > Jüdische Intellektuelle verteidigen die Publizistin Carolin Emcke gegen
       > Antisemitismusvorwürfe. Sie greifen vor allem die Springer-Presse scharf
       > an.
       
   IMG Bild: Ihre Rede wird kritisiert: Carolin Emcke
       
       Berlin taz | Jüdische Intellektuelle und Künstler:innen verteidigen in
       einer gemeinsamen Stellungnahme die Autorin Carolin Emcke gegen den Vorwurf
       des Antisemitismus. Unterzeichnet haben etwa der Pianist Igor Levit, die
       Philosophin Susan Neimann, der Autor Max Czollek, die Autorin Eva Menasse
       und der Comedian Shahak Shapira. Sie schreiben, in den [1][Vorwürfen gegen
       Emcke] zeige sich „die Verzerrung und Verdrehung von Tatsachen und die Lüge
       als mediale Methode.“
       
       Die preisgekrönte und zivilgesellschaftlich engagierte Publizistin Emcke
       hatte am Wochenende auf dem [2][Grünen-Parteitag] über Falschmeldungen und
       rechte Hetze während des Bundestagswahlkampfs gesprochen. Dabei sagte sie:
       „Es wird sicher wieder von Elite gesprochen werden und vermutlich werden es
       dann nicht die Juden und Kosmopoliten, nicht die Feministinnen oder die
       Virologinnen sein, vor denen gewarnt wird, sondern die Klimaforscherinnen.“
       
       Die Springer-Zeitungen Bild und Welt sowie Unions-Politiker:innen warfen
       ihr daraufhin Antisemitismus vor: Emcke habe das Leid jüdischer Menschen
       während des Holocaust verharmlost. CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak
       [3][schrieb auf Twitter] von einer „unglaublichen + geschichtsvergessenen
       Entgleisung“.
       
       Die Vorwürfe gegen Emcke bezeichnen die jüdischen Unterzeichner:innen
       in ihrer Stellungnahme nun als „haltlos und unangebracht“. Sie schreiben:
       „Keiner ihrer [Emckes; Anmerkung d. R.] Sätze ist in irgendeiner Weise als
       antisemitisch zu werten.“ Die Kritiker:innen Emckes unterminierten „mit
       diesen aus dem Zusammenhang und aus der Luft gerissenen Vorwürfen den
       eigentlichen, wichtigen Kampf gegen den Antisemitismus.“
       
       Weiter heißt es in dem Statement: „Auf die gemeinsame kulturelle Textur und
       politische Form gruppenfeindlicher Ressentiments hinzuweisen bedeutet
       mitnichten, den Antisemitismus zu verharmlosen oder alles irgendwie gleich,
       gar beliebig zu behandeln. Im Gegenteil.“
       
       Insbesondere Bild und Welt werden im Text hart angegangen: Deren
       Autor:innen hätten mit ihren Angriffen auf Emcke den
       Antisemitismusbegriff „instrumentalisiert, missbraucht, also entwertet.“
       Die Behauptung, Springer setze sich konsequent gegen Antisemitismus ein,
       sei deswegen „hohl“.
       
       Vielmehr diene der vermeintliche Kampf der Springer-Medien gegen Hass auf
       jüdische Menschen „als Alibi für ressentiment-schürende, teilweise
       regelrecht hetzende Berichterstattung gegen Muslim:innen, Geflüchtete –
       oder, wie in diesem Fall, gegen Menschen, die politisch nicht rechts
       stehen.“ Das Leben jüdischer Menschen in Deutschland werde so „lediglich
       als Munition in einem herbeigeschriebenen Kulturkampf genutzt.“
       
       Aktualisierung Donnerstag 16.06.2021: Mittlerweile hat Paul Ziemiak seine
       Vorwürfe gegen Carolin Emcke zurückgenommen. Er habe ein „längeres + gutes
       Telefonat“ mit Emcke geführt, schrieb er am Mittwochabend auf Twitter. Und
       weiter: „Im Kontext ganzer Rede wird deutlich, dass sie Hass & Lügen gg.
       Juden nicht vergleicht od. verharmlost.“ [sic!]
       
       15 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Carolin-Emcke-auf-dem-Gruenen-Parteitag/!5774775
   DIR [2] /Annalena-Baerbock-ist-Kanzlerkandidatin/!5778515
   DIR [3] https://twitter.com/PaulZiemiak/status/1403692666647416832
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Frederik Eikmanns
       
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