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       # taz.de -- Bildungspolitik im Wahlkampf: Der perfekte Sparkandidat
       
       > Auch wenn Politiker*innen die Relevanz von Bildung immer wieder
       > betonen: Den Preis für die Pandemie könnten Kinder und Eltern zahlen.
       
   IMG Bild: Gerade läufts gut in der Schule, sind ja Ferien
       
       Zwei große Fragen stehen über dem anlaufenden Wahlkampf, und niemand kann
       sie derzeit beantworten. Wird die Pandemie im Herbst so weit überwunden
       sein, dass die Politik sich nicht mehr überwiegend mit einer
       Ausnahmesituation beschäftigen muss? Und wenn ja: Wer zahlt dann für die
       Coronakrise, sprich: wo wird – vielleicht drastisch – gespart?
       
       In Hinblick auf die Bildungspolitik sind beide Fragen gerade besonders
       interessant. Denn zum einen entwickelt sich angesichts der Delta-Mutation,
       die in Berlin offenbar kurz vor den Ferien für einen größeren Ausbruch in
       einer Schule gesorgt hat, scheinbar widerspruchslos ein Szenario am
       Horizont, das vor Kurzem noch ausgeschlossen wurde: Nach den Sommerferien
       könnten die Schulen Anfang August [1][erneut nur mit Wechselunterricht] und
       weiteren drastischen Corona-Auflagen starten. Die Folgen –
       Unterrichtsausfall, psychische Belastungen etc. – müssten vor allem Kinder
       und Eltern tragen. Wieder mal.
       
       Zum anderen legt die Antwort der Senatsverwaltung für Bildung auf [2][eine
       kleine Anfrage der Linken-Abgeordneten Regina Kittler] nahe, wo nach
       Meinung der Schulverwaltung von SPD-Senatorin Sandra Scheeres offenbar
       nicht so großer Handlungsbedarf besteht. Ausgerechnet im Bereich
       Sprachförderung und Inklusion ist ein guter Teil der Stellen bereits seit
       den Winterferien nicht besetzt worden – und wird es vor dem nächsten Winter
       auch nicht wieder werden. Was einmal offenbar nicht wirklich gebraucht
       wurde, so eine gängige Argumention, könnte ja auch langfristig wegfallen,
       sprich eingespart werden.
       
       Dazu kommt: Zwar bezeichnen Politiker*innen so gut wie aller Parteien
       den Bereich Bildung als elementar und zukunftsrelevant, gleichzeitig werden
       Verbesserungen – wenn überhaupt – nur langsam und oft nicht wirklich
       konsequent durchgesetzt. Das liegt an äußeren Zwängen – zum Beispiel fehlt
       schlicht gutes Personal –, hat aber auch mit fehlender finanzieller
       Ausstattung, also fehlender politischer Priorität zu tun.
       
       ## Niemand will Bildungssenator*in werden
       
       Und dass Senatorin Scheeres trotz fundamentaler Kritik von nahezu allen
       Seiten neun Jahre im Amt blieb, liegt auch daran, dass niemand anderes
       ihren Job haben wollte. Nach der Wahl hört sie auf; mal sehen, ob sich
       ein/e freiwillige/r Nachfolger*in findet. Viel reißen lässt sich auf der
       Position jedenfalls nicht.
       
       Das alles macht den Bildungsbereich zu einem perfekten Sparkandidaten –
       leider. Und man darf gespannt sein, ob im Wahlkampf eine Partei
       dagegenhält.
       
       27 Jun 2021
       
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   DIR Bert Schulz
       
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