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       # taz.de -- Soziale Gerechtigkeit in der Pandemie: 20.000 Euro geschenkt
       
       > Durch die Corona-Pandemie wurde soziale Ungerechtigkeit verstärkt. Nun
       > gibt es erste Ideen, dem entgegenzuwirken.
       
   IMG Bild: Unter der Corona-Pandemie haben vor allem auch die jungen Menschen zu leiden
       
       [1][Karl Lauterbach hat versprochen]: „Das wird ein super Sommer.“ Und Karl
       Lauterbach hatte Recht. Mein Sommer zumindest ist bisher sehr gut. Die
       Sonne scheint, ich habe in einem Restaurant gegrillten Fisch gegessen und
       überlege, wie ich meinen Geburtstag feiere. Delta verbreitet sich, das
       macht Angst. [2][Aber Jens Spahn sagt:] In einem Monat sind alle einmal
       geimpft, die wollen! Ausatmen. Jubeln. Das Schlimmste an der Pandemie ist
       vorerst überstanden. Aber können sich wirklich alle so freuen, über die
       [3][zurückgekehrten banalen Dinge des Lebens]? Das ist eine rhetorische
       Frage und die Antwort darauf natürlich: Nein.
       
       [4][Pflegende, die sich um Corona-Patient:innen] gekümmert haben, werden
       diese Monate nach dem ersten Sonnenbrand kaum vergessen. Eltern, die sich
       zwischen Homeoffice und Kinderbetreuung zerrieben haben, Leute, die ihren
       Job verloren haben und viele junge Menschen auch nicht. „Junge Menschen
       sind in vielerlei Hinsicht die Hauptleidtragenden der Pandemie“, findet der
       Ökonom Marcel Fratzscher, der das Deutsche Institut für
       Wirtschaftsforschung (DIW) leitet. Auch wenn sie seltener schwer an Corona
       erkranken, habe ihre Bildung und mentale Gesundheit Schaden genommen.
       Fratzscher warnte in einem Text davor, dass sich vor allem bei jungen
       Menschen die Unterschiede zwischen sozialen Gruppen deutlich vergrößern
       werden, wenn man das nicht verhindere. Als Lösung schlug er vor: Jedem
       jungen Menschen in Deutschland 20.000 Euro zu schenken. Ein „Startgeld“ sei
       das, das in der Pandemie Sicherheit, Flexibilität und Autonomie ermögliche.
       Ein Startgeld für mehr soziale Gerechtigkeit.
       
       Steuererleichterungen. Mehr Lohn. Höheres Arbeitslosengeld. Und seit
       einigen Jahren auch ein bedingungsloses Grundeinkommen. Das sind die Dinge,
       über die wir sonst so reden, wenn die Gesellschaft durch Geld gerechter
       werden soll. Maßnahmen, die nur langsam Cash bringen, und meist nur wenig.
       Aber mit 20.000 Euro kann man einen Kredit für eine Wohnung bekommen, sich
       selbstständig machen oder teure Fortbildungen bezahlen. Das sagt übrigens
       nicht nur Fratzscher: Der französische Ökonom Thomas Piketty wollte schon
       vergangenes Jahr jedem jungen Menschen Geld schenken, und zwar das
       Sechsfache: 120.000 Euro.
       
       [5][Gerechter wäre in der Pandemie ein Neustart-Geld], das nicht nur die
       Jungen bekämen, sondern auch andere besonders Gebeutelte: Pflegende oder
       Frauen, die von der Pandemie insgesamt stärker getroffen wurden als Männer.
       Zu entscheiden, wem die Kohle zustünde und wem nicht, wäre ein schwieriger
       Prozess. Und ob so ein Batzen Geld wirklich die Wunderwaffe für soziale
       Gerechtigkeit ist, weiß bisher niemand. Aber jetzt wäre der Moment, es
       auszuprobieren. Bevor die Solidaritätsbekundungen vom Anfang der Pandemie,
       die Wünsche nach einem gesellschaftlichem Wandel wieder komplett vergessen
       wurden.
       
       28 Jun 2021
       
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