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       # taz.de -- Kiffen in Mexiko: Auf halbem Weg
       
       > Mexiko legalisiert den Konsum von Cannabis. Das reicht aber nicht. Anbau
       > und Handel bleiben weiter in der Hand krimineller Organisationen.
       
   IMG Bild: Mexiko: Kiffen erlaubt – Besitz und Anbau jedoch teiweise nicht
       
       Es ist einerseits eine gute Nachricht: Als drittes Land der Welt nach
       Uruguay und Kanada wird Mexiko [1][den Konsum von Cannabis auch zu
       Rauschzwecken legalisieren]. Der Oberste Gerichtshof entschied am Montag,
       dass die entsprechenden Verbotsparagrafen gegen die Verfassung verstoßen;
       sie müssen gestrichen werden. Verboten bleiben aber Besitz und Anbau,
       sofern sie nicht zum Eigenbedarf gedacht sind.
       
       Und genau das macht das Urteil auch zum Trauerspiel. Denn ein viel
       weitergehendes Gesetzespaket mit dem Ziel, den gesamten Ablauf von der
       Produktion bis zum Handel in die Legalität zu führen, hängt seit Monaten im
       Kongress fest, in einem Hin und Her zwischen beiden Kammern.
       
       Nur das aber, die vollständige Legalisierung und vor allem Regulierung des
       gesamten Marktes, würde das eigentliche Problem angehen. Denn das besteht
       vor allem darin, dass nach wie vor ein Milliardenmarkt, der in den gut 100
       Jahren der Prohibitionspolitik immer nur gewachsen ist, [2][komplett
       kriminellen Organisationen überlassen] wird.
       
       Prohibition heißt: Der Staat verzichtet auf die Regulierung von
       Produktions- und Arbeitsbedingungen genauso wie auf aktiven
       Verbraucherschutz, auf Umwelt- und Qualitätskontrollen – und vor allem auf
       Steuereinnahmen. Stattdessen überlässt er der organisierten Kriminalität
       den gesamten Profit im Namen eines Abstinenzideals, das dem Realitäts-Check
       keine Sekunde standhält. Das freilich gilt bei Weitem nicht nur für
       Marihuana.
       
       Natürlich würde eine entsprechende Cannabisregulierung für Mexikos Kartelle
       nicht mehr das Aus bedeuten. Längst sind andere Drogen und gänzlich andere
       Geschäftszweige wichtiger geworden – auch [3][weil immer mehr
       US-Bundesstaaten den Markt legalisiert] haben.
       
       Und sicher: Mexiko ist mit dem Urteil vom Montag schon weiter als die
       meisten Staaten – inklusive Deutschland – auf dem Weg zu einer
       vernunftgesteuerten Drogenpolitik. Nur: An diesem Punkt stehenzubleiben
       wäre wirklich ärgerlich.
       
       29 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://kurier.at/chronik/welt/mexiko-cannabis-verbot-verfassungswidrig/401428068
   DIR [2] /Journalistin-ueber-Gewalt-in-Mexiko/!5729095
   DIR [3] /Marihuana-Legalisierung-in-den-USA/!5350775
       
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