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       # taz.de -- Flughafenneubau in Honduras: Umstrittene Verbindung
       
       > Vom neuen internationalen Airport in Honduras wird der private Betreiber
       > profitieren – auf Kosten des Landes. Eine deutsche Firma ist beratend
       > dabei.
       
   IMG Bild: Eigentlich ein guter Grund für einen neuen Flughafen: die gefährliche Landebahn von Toncontín
       
       Hamburg taz | Palmerola ist Chefsache, und das ist ein Problem. Jedenfalls
       nach Ansicht der Kritiker. Der neue internationale Flughafen von
       [1][Honduras] soll den alten Toncontín Aeropuerto in der Hauptstadt
       Tegucigalpa im letzten Quartal dieses Jahres ablösen. Sicherheitstechnisch
       ist das eine gute Nachricht, denn die Landebahn von Tocontín gehört zu den
       gefährlichsten Landebahnen weltweit. Trotzdem ist Palmerola umstritten. Der
       Vertrag zwischen der öffentlichen Hand und der Betreibergesellschaft
       Palmerola International Airport SA, kurz PIA, benachteilige den
       honduranischen Staat, so der Vorwurf.
       
       „Die Konditionen, zu denen gebaut und investiert wurde, sind fragwürdig“,
       sagt etwa Joaquín Mejía, Jurist und Mitarbeiter des jesuitischen
       Forschungszentrums ERIC-SJ aus El Progreso in Honduras, das sich
       menschenrechtlichen Zielen verschrieben hat. Zu der gleichen Einschätzung
       war im August 2020 auch der nationale Antikorruptionsrat gekommen. In einer
       Studie wies er auf die Diskrepanz zwischen öffentlichen und privaten
       Investitionen und der Gewinnbeteiligung hin: Der Staat habe den Bau mit 125
       Millionen US-Dollar finanziert, während PIA, eine Tochter der Holdingfirma
       EMCO, nur 87 Millionen US-Dollar beigetragen habe. Trotzdem sollen 69,4
       Prozent der Gewinne an den privaten Investor fließen, kritisiert die vom
       Staat unabhängige Institution.
       
       Damit nicht genug, so Mejía. Die Regierung des amtierenden Präsidenten Juan
       Orlando Hernández trage zudem das komplette Verlustrisiko, wenn die –
       unrealistisch hohe – Passagier-Mindestzahl nicht erreicht werde. Einnahmen
       für den Staat seien so nicht zu erwarten.
       
       Für Mejía ist das ein strukturelles Problem. Bezeichnend sei, dass
       Palmerola nach wie vor von Präsident Juan Orlando Hernández vorangetrieben
       wird, wie dessen Besuch vor einer Woche in München bestätigt. Dort traf
       Hernández die Experten der Munich Airport International GmbH (MAI), einer
       Tochter der Flughafen München GmbH, die die PIA seit 2015 bei Planung und
       Inbetriebnahme berät. „Ziel der Präsidentenvisite in München war, die
       Fortschritte des Projekts Palmerola zu besprechen“, so die MAI auf Anfrage
       der taz.
       
       ## Münchner sehen keine Probleme
       
       Die Kritik an dem Projekt weist man zurück. Die Modalitäten der
       Konzessionsvergabe an die Betreibergesellschaft PIA seien „öffentlich
       zugänglich und Bestandteil der damaligen Ausschreibung“ gewesen.
       
       Auch für die Vorwürfe von Menschenrechtsorganisationen gegen den
       honduranischen Geschäftsmann Lenir Pérez gebe es keine Belege. Pérez und
       seiner Frau Ana Facussé gehört die PIA-Holding EMCO. Pérez soll bei
       Bergbauprojekten [2][in Honduras Umwelt- und Menschenrechte verletzt
       h]aben. Die mit der Prüfung beauftragte Rechtsanwaltskanzlei habe das nicht
       bestätigt, hieß es von der MAI. Das widerspricht jedoch den Informationen
       des Ökumenischen Büros München, das auf Berichte aus der Region Tocoa
       verweist, wo Pérez' Firma Inversiones Los Pinares aktiv ist.
       
       ## Präsident im Visier
       
       Vorwürfe gibt es nicht nur gegen Lenir Pérez, sondern auch gegen den
       amtierenden Präsidenten selbst. Aktuell ermittelt sogar die US-Justiz. Erst
       im März verurteilte ein New Yorker Gericht seinen Bruder Juan Antonio
       Hernández wegen Drogenschmuggel zu einer lebenslangen Haftstrafe. Dabei
       belasteten mehrere Zeugen auch Juan Orlando Hernández schwer.
       
       Für Joaquín Mejía passt das alles zusammen. „Mit einem illegitimen
       Präsidenten, der durch Wahlbetrug an die Macht kam und mit diktatorischen
       Mitteln regiert, sollte kein Unternehmen Verträge abschließen“, sagt er.
       Dass es anders sei, verletze „die Souveränität des Landes“.
       
       2 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Corona-in-der-Welt--Honduras/!5677764
   DIR [2] https://www.oeku-buero.de/honduras.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Knut Henkel
       
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