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       # taz.de -- EU ringt um Klimapaket: Noch nicht fit for 55
       
       > Bald will die EU-Kommission ihre Klimaschutzpläne vorstellen. Jetzt sind
       > erste widersprüchliche Details bekannt geworden.
       
   IMG Bild: Preise für Sprit, Heizöl und Gas sollen nicht zu schnell steigen
       
       Brüssel taz | In zwei Wochen will die EU-Kommission ein Klimapaket
       vorlegen, um die Treibhausgase bis 2030 um mindestens 55 Prozent
       abzusenken. Der Titel „Fit for 55“ lässt Großes erwarten. Doch nun sind
       erste Entwürfe durchgesickert – sie wecken Zweifel daran, dass Europa
       wirklich „fit“ für energischen Klimaschutz ist.
       
       Die der taz vorliegenden Entwürfe zeigen, dass Brüssel noch um den
       richtigen „Mix“ zwischen marktwirtschaftlichen Instrumenten und politischen
       Regulierungen ringt. Die Kommission will die [1][Ausgabe von
       CO2-Verschmutzungsrechten] verringern, zugleich aber die damit verbundene
       Erhöhung der Preise abfedern und die Industrie schonen.
       
       Dies führt nach den – noch vorläufigen – Plänen zu merkwürdigen
       Verrenkungen. So soll der Emissionshandel auf den Straßenverkehr und auf
       Gebäude und Wohnungen ausgeweitet werden. Damit die Preise für Sprit,
       Heizöl und Gas nicht zu schnell steigen, will Brüssel aber mit einem
       niedrigen CO2-Preis anfangen. Erst ab 2026 sollen alle Emissionsrechte
       versteigert werden, was den Preis hochtreiben dürfte. Damit es aber keinen
       Aufstand nach Vorbild der Gelbwesten in Frankreich gibt, erwägt die
       EU-Behörde auch einen Sozialfonds. Damit könnten soziale Härten durch
       steigende Benzin- und Heizölpreise abgefedert werden.
       
       Diese „Climate Action Social Facility“ ist laut Entwurf jedoch noch nicht
       rechtsverbindlich. Bei den Plänen von Klimakommissar Frans Timmermans
       handele es sich um ein „weiches Instrument“, heißt es in Brüssel. Auch die
       Finanzierung – vermutlich durch Einnahmen aus dem Emissionshandel – steht
       noch auf wackligen Füßen.
       
       ## Kritik aus dem Parlament
       
       Reichlich vage fallen auch die Pläne für [2][erneuerbare Energien] aus. So
       fehlen noch die Zahlen. Zuletzt war von einer Zielvorgabe von 38 bis 40
       Prozent für „Renewables“ die Rede. Offen ist auch noch, wie verbindlich die
       Vorgaben am Ende ausfallen werden. Dies führt schon jetzt zu Kritik aus dem
       Europaparlament.
       
       „Wir müssen uns mit voller Kraft dem Ausbau der erneuerbaren Energien
       widmen“, sagt Tiemo Wölken, der für die SPD im Umweltausschuss sitzt. Dafür
       seien höhere Ziele, eine verbindliche Umsetzung und ein erweiterter
       Anwendungsbereich nötig. „Im Jahr 2030 sollten europaweit mehr als 45
       Prozent des Gesamtbedarfs aus Erneuerbaren gedeckt werden“, so Wölken.
       
       Mehr Ehrgeiz fordert auch Michael Bloss von den Grünen. „Was auf dem Tisch
       liegt, ist ein klares Weiter-so. Die Industrie soll immer noch keinen
       CO2-Preis bezahlen, zugleich aber durch einen CO2-Grenzausgleich geschützt
       werden.“ Hier müsse die EU-Kommission noch kräftig nachbessern.
       
       1 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Eric Bonse
       
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