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       # taz.de -- Niedersachsen-AfD versucht es wieder: Parteitag zum Zweiten, zum Dritten
       
       > Die AfD-Niedersachsen will erneut ihre Bundestagskandidat:innen
       > bestimmen. Breiter Protest ist angekündigt, Corona erhöht den Druck.
       
   IMG Bild: Ihre Ruhe hatte die AfD in Braunschweig schon beim letzten Mal nicht
       
       Hamburg taz | Der Termin steht, der Ort auch. Am Wochenende richtet die
       AfD-Niedersachsen in Braunschweig ein Landesmitgliedertreffen aus. Auf dem
       Parteitag will der Landesverband um den Landesvorsitzenden [1][Jens
       Kestner] erneut seine Kandidat:innen zur Bundestagswahl im September
       dieses Jahres bestimmen. Die Neuwahl ist nötig, da bei der ersten Wahl der
       Bundestagskandidat:innen nicht alle Landesparteimitglieder
       eingeladen waren.
       
       Bereits im Dezember vergangenen Jahres war der Landesverband in
       Braunschweig zu einer Landesmitgliederversammlung zusammengekommen. Im
       „Millenium Event Center“ (MEC) bestimmten sie den vermeintlich moderaten
       AfD-Politiker Joachim Wundrak zum Spitzenkandidaten, gefolgt von zwei
       weiteren nicht so radikalen Kandidaten. Sie alle stehen dem
       AfD-Bundesvorsitzenden Jörg Meuthen näher als dem AfD-Landtagsfraktionschef
       in Thüringen, Björn Höcke.
       
       Eine krachende Niederlage für den erst im September in der Millenium-Halle
       zum Landesvorsitzenden bestimmten Kestner, der bereits für die AfD im
       Bundestag ist. Er selbst steht dem „Flügel“ um Höcke nah, der sich auf
       Wunsch des Bundesvorstandes offiziell auflöste, nachdem das Bundesamt für
       Verfassungsschutz das innerparteiliche Netzwerk als verfassungsfeindlich
       einstufte. Die AfD hofft, dadurch eine Beobachtung der gesamten Partei
       durch die Verfassungsschutzämter und -behörden zu verhindern.
       
       In Niedersachsen beobachtet seit März 2020 das Landesamt für
       Verfassungsschutz den aufgelösten „Flügel“. Rund 20 Prozent der
       Landesmitglieder seien der internen Parteistruktur zuzurechnen, erklärte
       Landesinnenminister Boris Pistorius (SPD) bei der Bekanntgabe der
       Beobachtung. Neben Kestner soll auch der AfD-Landtagsabgeordnete Stephan
       Bothe aus Lüneburg mit dem Netzwerk sympathisieren.
       
       Er steht im Verdacht, sich bei einem Treffen am 20. Februar in Verden im
       Beisein des Bundestagsabgeordneten Armin-Paul Hampel über eine klandestine
       Parallelstruktur – im Prinzip eine Reaktivierung des „Flügels“ –
       ausgetauscht zu haben. Ein Parteiausschlussverfahren gegen ihn läuft.
       
       ## Lager prallen aufeinander
       
       Dem Verfahren sehe er gelassen entgegen, sagte Bothe, der auch
       stellvertretender Landeschef ist, der Neuen Osnabrücker Zeitung. Die Nähe
       zum „Flügel“ führte schon im Juni zu einem Ausschlussverfahren gegen die
       Landesvorsitzende der gerade neu gegründeten AfD-Jugendorganisation „Junge
       Alternative“, [2][Rebecca Seidler].
       
       Die Neugründung war nötig, weil der Bundesverband der „Jungen Alternative“
       2018 den Landesverband auflöste – er stehe zu weit rechts. Seidler wird am
       Wochenende nicht um eine Bundestagskandidatur ringen – wenn sie sich an
       ihre eigene Aussage hält.
       
       In der Millenium-Halle dürfte sich der Konflikt zwischen den Lagern weiter
       zuspitzen. Die Netzwerke der möglichen Kandidat:innen mobilisieren
       stark. Schon beim ersten Versuch im Mai, die Wahl zur Bundestagskandidatur
       zu wiederholen, war der Andrang zu groß. Die Landesmitgliederversammlung
       musste abgebrochen werden, da die Corona-Auflagen nicht eingehalten werden
       konnten. Im Saal und vor der Tür des Centers waren zu viele Mitglieder
       zusammengekommen.
       
       ## Die Plätze sind knapp
       
       Am Wochenende dürften nach aktuellen Auflagen knapp 1.000 Personen in die
       Halle. Das erhöht den Druck. Eine frühe Anreise scheint geboten, um einen
       Platz zu bekommen. Die Anreise dürfte allerdings durch Proteste erschwert
       werden. Schon um 7.30 Uhr beginnt am Madamenweg vor der Halle der
       [3][Gegenprotest]. Das „Bündnis gegen Rechts Braunschweig“ ruft auf:
       „Rechte Hetze stoppen – kein AfD-Parteitag in Braunschweig“.
       
       In den vergangenen Monaten tagte die AfD dreimal im „Millenium Event
       Center“. Die Halle mit 5.000 Quadratmetern Nutzfläche wird von einer GmbH
       betrieben. Der Geschäftsführer müsse sich fragen lassen, „ob ihm die Kohle
       der Rechtsextremisten tatsächlich wichtiger ist als ein Beitrag für eine
       demokratische und solidarische Gesellschaft“, sagte unlängst Sebastian
       Wertmüller, Geschäftsführer des Ver.di-Bezirks
       Region-Süd-Ost-Niedersachsen.
       
       Der Außenbereich des Millenium-Centers ist kaum einsehbar, die direkte
       Zufahrt ist nur über zwei Straßen möglich. Durch die Kundgebung ist ein Weg
       bereits versperrt. Der zweite Zugang könnte zu Blockade-Versuchen
       verleiten.
       
       2 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /AfD-Landesparteitag-in-Braunschweig/!5709535
   DIR [2] /Neuer-AfD-Jugendverband-in-Niedersachsen/!5763475
   DIR [3] https://www.facebook.com/events/963535207814083/?ref=newsfeed
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Andreas Speit
       
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