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       # taz.de -- taz-Recherche zu rechtsextremen Beamten: Polizeiproblem im Bundestag
       
       > Mehrere Bundestagspolizisten haben sich rechtsextrem geäußert oder
       > verfassungsfeindlich betätigt. Ein Kollege bezeugt einen Hitlergruß.
       
   IMG Bild: Der Arbeitsplatz der Bundestagspolizei. Die Behörde hat offenbar ein Rechtsextremismusproblem
       
       Berlin taz | Die Polizei, die für den Schutz des Bundestags zuständig ist,
       hat ein Problem mit [1][Rechtsextremismus] in den eigenen Reihen. Wie
       Recherchen der taz ergeben haben, arbeiten bei der Bundestagspolizei
       mehrere Beamte, die sich rechtsextrem geäußert oder verfassungsfeindlich
       betätigt haben. Es gab in diesen Fällen aber offenbar keine Konsequenzen.
       
       Ein Bundestagspolizist hat sich in einer Reichsbürgerpartei engagiert, die
       das Grundgesetz ablehnt, und soll gegenüber Kollegen die Existenz der
       Bundesrepublik Deutschland geleugnet haben. Ein anderer Beamter hat zu
       Demonstrationen der sogenannten [2][Querdenken-Bewegung] aufgerufen und
       auch im August 2020 an jener Demo teilgenommen, die im versuchten Sturm auf
       den Reichstag gipfelte. Ein weiterer Polizeibeamter hat nach Aussage eines
       Kollegen mehrfach im Pausenraum den Hitlergruß gezeigt und dabei die
       Radiostimme von Adolf Hitler imitiert; er selbst bestreitet das.
       
       In dienstlich genutzten Chatgruppen wurden laut aktuellen und ehemaligen
       Bundestagspolizist*innen regelmäßig rechtsextreme Inhalte
       verbreitet, etwa ein Bild mit einem Gewehr und einem Gewaltaufruf gegen
       Schwarze Menschen: „Springt der N***** wild herum, schalt' auf Automatik
       um“. Es seien in Chats ebenso antisemitische Sprüche gepostet worden. Nach
       übereinstimmenden Schilderungen ist eine rassistische und diskriminierende
       Wortwahl auch in Gesprächen während des Dienstes alltäglich.
       
       Problematische Einstellungen und Vorfälle gibt es den taz-Recherchen
       zufolge auch beim Personal, das an den Pforten des Bundestags eingesetzt
       wird, sowie im Besucherdienst des Parlaments. Die Pressestelle des
       Bundestags nennt auf taz-Anfrage lediglich drei rechtsextreme
       Verdachtsfälle im Sicherheitsbereich des Bundestags seit 2013, von denen
       sich keiner bestätigt habe. Von den Fällen, die von der taz recherchiert
       wurden, fällt nur der Hitlergruß darunter. Er wurde aber erst im Zuge der
       Recherchen im Bundestag Thema. Man handele „bei möglichen Verdachtsfällen
       mit politisch extremen oder rassistischen Bezügen im Rahmen der Gesetze
       klar und konsequent“, heißt es von der Bundestagspressestelle.
       
       ## Polizei beschaffte Scharfschützengewehre
       
       Wie die taz-Recherchen weiter zeigen, hat die Bundestagspolizei eine Art
       Spezialeinheit gegründet, das „Team besondere Aufgaben“, das öffentlich
       bisher nie erwähnt wurde. Die Bundestagspolizei hat nach taz-Informationen
       zudem Scharfschützengewehre beschafft, die eigentlich für den Einsatz von
       Spezialkräften gedacht sind. Die Pressestelle wollte keine Auskunft darüber
       geben, ob die Waffen noch vorhanden sind. Sie teilte lediglich mit, dass es
       für Scharfschützengewehre im Dienstalltag keine Verwendung gebe. Ferner
       heißt es, dass das Team keine formale Organisationseinheit innerhalb der
       Bundestagspolizei darstelle und keine Aufgaben übernehme, „die mit solchen
       von SEK oder der GSG 9 vergleichbar sind“.
       
       Die Bundestagspolizei ist eine eigene Polizeibehörde mit rund 200
       Beamtinnen und Beamten und untersteht dem Bundestagspräsidenten, Wolfgang
       Schäuble (CDU). Diese besondere Struktur hat historische Gründe, sie dient
       dem besonderen Schutz der Abgeordneten und soll das Parlament etwa im Falle
       eines Staatsstreichs schützen. Bundestagspräsident Schäuble äußerte sich
       auf taz-Anfrage zu der Angelegenheit nicht.
       
       Die ganze taz-Recherche zum Rechtsextremismus-Problem der Bundestagspolizei
       aus der taz am Wochenende vom 19./20. Juni [3][finden Sie hier].
       
       18 Jun 2021
       
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   DIR Sebastian Erb
   DIR Kersten Augustin
       
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