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       # taz.de -- Aktuelle Nachrichten in der Coronakrise: Inzidenz in Deutschland einstellig
       
       > Erstmals seit September fällt der 7-Tage-Inzidenzwert unter 10. In Moskau
       > erreichen die Neuinfektionen einen Höchststand. Und Drosten warnt vor der
       > Delta-Variante.
       
   IMG Bild: Die Inzidenz fällt, die Gäste des wiedereröffneten Hansaparks steigen in die Höhe
       
       ## Weiterhin weniger Passagiere durch Pandemie
       
       Die Deutsche Bahn kämpft weiter mit niedrigen Passagierzahlen aufgrund der
       Pandemie. Im Fernverkehr habe das Unternehmen mit 15,6 Millionen
       Passagieren mehr als 50 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2020,
       berichtete die Süddeutsche Zeitung am Samstag. Im Regionalverkehr ging das
       Fahrgastaufkommen um gut 40 Prozent zurück. Nur das Transportaufkommen im
       Güterverkehr stieg leicht um fünf Prozent.
       
       Laut Süddeutscher Zeitung sieht die Deutsche Bahn die Ziele im
       Personenverkehr für das Gesamtjahr durch die „anhaltenden
       Corona-Einschränkungen in Gefahr“. Zudem fielen demnach auch die
       Pünktlichkeitswerte schwach aus. (afp)
       
       ## Public Viewing abgeblasen
       
       Bei den Olympischen Spielen in Japan wird es in der Hauptstadt Tokio kein
       Angebot zum Public Viewing geben. Die ursprünglichen Planungen, während in
       Tokio sechs ausgewählte Stätten für das Public Viewing einzurichten, seien
       aufgegeben worden, sagte Gouverneurin Yuriko Koike am Samstag nach einem
       Treffen mit Regierungschef Yoshihide Suga.
       
       Koike begründete die Entscheidung, das Public Viewing abzusagen, mit den
       Bemühungen, die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen. Die Olympischen
       Spiele waren wegen der Pandemie um ein Jahr verschoben worden. Auch zu dem
       nun vorgesehenen Termin wurde nur eine reduzierte Zahl von Sportlern,
       Freiwilligen und Gästen zugelassen. (afp)
       
       ## Lissabonner nehmen Abriegelung gelassen hin
       
       Die Menschen in Lissabon nehmen die zweieinhalbtägige Corona-Abriegelung
       der portugiesischen Hauptstadt diszipliniert und gelassen hin. Nur sehr
       wenige versuchten, ohne triftigen Grund den Großraum der Metropole am Tejo
       zu verlassen, wie die Zeitung Público am Samstag berichtete. Die für
       Samstag geplante Gaypride-Parade wurde am Freitag kurzfristig abgesagt. Ob
       die Abriegelung an den kommenden Wochenenden wiederholt wird, soll
       kurzfristig entschieden werden.
       
       Die Absperrung war wegen einer besorgniserregenden Ausbreitung der
       Delta-Variante in Lissabon angeordnet worden. Seit Freitagnachmittag und
       bis Montagmorgen dürfen die gut 2,8 Millionen Menschen mit Wohnsitz in
       Lissabon die Area Metropolitana nur aus triftigem Grund – wie etwa den Weg
       zur Arbeit oder zum Arztbesuch – verlassen. Auswärtige dürfen nur in
       Ausnahmefällen einreisen. (dpa)
       
       ## Neuinfektionen in Moskau steigen auf neuen Höchststand
       
       In Moskau ist am Samstag ein neuer Höchststand der Corona-Neuinfektionen
       verzeichnet worden. 9120 Infektionen binnen 24 Stunden wurden nach
       Regierungsangaben gemeldet. Dies sind dreimal so viele wie vor zwei Wochen.
       Hinter dem Anstieg, der die Moskauer Krankenhäuser zu überlasten droht,
       steckt die hochansteckende Delta-Variante des Virus. Die stellvertretende
       Bürgermeisterin Anastasia Rakowa kündigte einen Ausbau der Zahl der
       Krankenhausbetten von 17.000 auf 24.000 an.
       
       Russland ist derzeit eines der am schwersten von der Pandemie betroffenen
       Länder. Die Ansteckungszahlen steigen landesweit. Mehr als die Hälfte der
       gemeldeten Neuinfektionen entfiel am Samstag auf die Hauptstadt. (afp)
       
       ## Weniger als 1000 Corona-Patienten auf Intensivstation
       
       Erstmals seit acht Monaten ist die Zahl der Corona-Patienten auf
       Intensivstation unter 1000 gefallen. Die Deutsche Interdisziplinäre
       Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) meldete am Samstag 960
       Erwachsene in Behandlung. Ähnlich niedrig war die Zahl zuletzt in der
       zweiten Oktoberhälfte. Am Höhepunkt der dritten Welle Ende April waren es
       laut DIVI mehr als 5000 Patienten. (dpa)
       
       ## Söder warnt vor Delta-Variante
       
       Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat vehement vor der
       Delta-Variante des Coronavirus gewarnt. Die zuerst in Indien bekannt
       gewordene und inzwischen [1][etwa in Großbritannien vorherrschende
       Virusvariante] werde in drei bis vier Wochen in Deutschland dominierend
       sein, sagte Söder am Samstag auf der Landesversammlung der Jungen Union
       Bayern in Unterhaching. Sie sei acht Mal ansteckender als die
       Ausgangsvariante. (dpa)
       
       ## „Historisches Versagen“ reicher Länder
       
       Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sieht in der Corona-Krise ein
       „historisches Versagen“ reicher Staaten. „Wir haben Impfkapazität
       aufgebaut, die genau zugeschnitten war auf das, was wir selbst brauchen“,
       sagte er am Samstag bei einer Online-Tagung der Evangelischen Akademie
       Tutzing. „Wir haben keine zusätzliche Impfstoff-Produktionskapazität für
       die ärmeren Länder.“
       
       Das habe nun zur Folge, dass die Menschen in Südostasien, Afrika oder
       Lateinamerika weitgehend ungeschützt einem immer gefährlicher werdenden
       Virus ausgesetzt seien. „Das ist ein historisches Versagen der wohlhabenden
       Länder.“
       
       Für Deutschland rechnet Lauterbach „bis Mitte September“ mit einer
       Herdenimmunität. „80 Prozent der Erwachsenen sind dann doppelt geimpft“,
       sagte er. „Meine große Sorge ist aber, dass unsere Kinder nicht geschützt
       sind.“ Insgesamt sei Deutschland mit einer Übersterblichkeit von rund vier
       Prozent deutlich besser durch die Krise gekommen als europäische
       Nachbarländer. Allerdings habe die Bundesrepublik in der zweiten Welle
       versagt, sagte Lauterbach. (dpa)
       
       ## Spahn: Corona-Maßnahmen in Schulen noch länger
       
       Corona-Maßnahmen in Schulen müssen nach Ansicht von Gesundheitsminister
       Jens Spahn (CDU) noch eine längere Zeit aufrechterhalten werden. „Wir
       werden nicht völlig ohne Schutzmaßnahmen wieder in den Schulbetrieb gehen
       können“, sagte er am Samstag über die Zeit nach den Sommerferien.
       
       Im Herbst und Winter würden trotz derzeit sehr niedriger Inzidenzen
       voraussichtlich nach wie vor Maßnahmen wie Maskenpflicht oder auch
       Wechselunterricht notwendig sein. (dpa)
       
       ## Corona-Inzidenz in Deutschland einstellig
       
       Das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet 1.108 neue Positiv-Tests. Das sind
       803 weniger als am Samstag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz sinkt
       weiter auf 9,3 von 10,3 am Vortag. 99 weitere Menschen starben im
       Zusammenhang mit dem Virus. Damit erhöht sich die Zahl der gemeldeten
       Todesfälle binnen 24 Stunden auf insgesamt 90.369. Insgesamt fielen in
       Deutschland bislang mehr als 3,7 Millionen Corona-Tests positiv aus. (rtr)
       
       ## Mertens kritisiert Drängen auf Kinderimpfung
       
       Der [2][Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens],
       hat die politische Debatte um eine Massenimpfung von Kindern und
       Jugendlichen vor dem neuen Schuljahr kritisiert. Grundsätzlich sei
       bedauerlich, dass dies zu einem politischen Thema geworden sei, noch bevor
       es eine Zulassung für einen Impfstoff gegeben habe, sagte Mertens am
       Samstag auf dem Online-Kongress für Infektionskrankheiten und
       Tropenmedizin.
       
       Infektionen bei dieser Altersgruppe verliefen bekanntlich sehr häufig
       asymptomatisch oder mild. Mertens sagte, es habe insgesamt 1849 Fälle
       gegeben, bei denen es Einweisungen ins Krankenhaus gegeben habe. Dies sei
       ein Prozent der schon geringen Zahl gemeldeter Fälle. Zum Teil seien Kinder
       auch wegen Blinddarmentzündungen ins Krankenhaus gekommen und dann positiv
       getestet worden. Von den Hospitalisierungen sei dann ein Prozent
       intensivmedizinisch behandelt worden.
       
       Die Stiko hatte keine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche
       ab 12 Jahren ausgesprochen. [3][Sie empfiehlt Impfungen gegen das
       Coronavirus nur für 12- bis 17-Jährige mit bestimmten Vorerkrankungen.]
       (dpa)
       
       ## Virologe Streeck: Pandemie ist nicht zu Ende
       
       Der Bonner Virologe Hendrik Streeck hält [4][das schrittweise Vorgehen bei
       Lockerungen von Corona-Auflagen] für angemessen. „Ich sehe es als richtig
       an, dass man in Babyschritten vorwärts geht und schaut, was verantwortbar
       ist und wie sich die Zahlen entwickeln“, sagte Streeck der Fuldaer Zeitung.
       Man sei nicht am Ende der Pandemie.
       
       Der Virologe beklagte, die Politik sei immer noch zu reaktiv und nicht
       aktiv genug. „Wir versäumen es, aus der Pandemie maximal zu lernen und uns
       auf Herbst und Winter vorzubereiten. Es herrscht allgemein der Eindruck,
       das Virus verschwindet und dass wir die Pandemie überwunden haben, wenn die
       nächsten Monate ruhig laufen“, sagte Streeck. (dpa)
       
       ## Uganda verschärft Corona-Maßnahmen
       
       Ugandas Präsident Yoweri Museveni hat wegen stark steigender
       Infektionszahlen die Corona-Maßnahmen verschärft. Der gesamte Verkehr im
       Inland werde ab Freitagabend gestoppt, kündigte Museveni in einer
       Fernsehansprache an. Alle Fahrzeuge werden stillgelegt, Markthändler sollen
       vorerst an ihren Ständen bleiben, Fabriken und Baustellen sollen ihre
       Arbeiter möglichst nicht mehr nach Hause schicken.
       
       Ugandas Grenzen sollen den Angaben zufolge aber für Touristen und den
       Güterverkehr geöffnet bleiben. Die nächtliche Ausgangssperre beginnt nun
       schon um 07.00 Uhr, zwei Stunden früher als bisher. Die Maßnahmen sollen
       den Angaben zufolge für mindestens sechs Wochen gelten. (afp)
       
       ## „Delta-Variante wirklich ernst nehmen“
       
       Nach Einschätzung von Christian Drosten muss Deutschland die Delta-Variante
       in der Pandemie ab sofort ernst nehmen. „Ich bin mittlerweile so weit, dass
       ich sage, wir sind hier jetzt im Rennen in Deutschland mit der
       Delta-Variante“, sagte Drosten am Freitagabend auf dem Online-Kongress für
       Infektionskrankheiten und Tropenmedizin. „Wir müssen das ab jetzt wirklich
       ernst nehmen.“
       
       Nach einer Analyse des Robert Koch-Instituts für die erste Juniwoche hatte
       sich der Anteil der Delta-Variante in Deutschland innerhalb von nur einer
       Woche auf sechs Prozent fast verdoppelt. In den Wochen zuvor stagnierte
       diese Mutante bundesweit eher um die zwei Prozent. Auch jetzt liegt sie
       noch auf einem vergleichsweise niedrigen Niveau – allerdings im Rückblick.
       Im Süden Dänemarks und in Schleswig-Holstein gebe es gerade ein
       Ausbruchsgeschehen. „Das erinnert mich an den Beginn der B.1.1.7-Epidemie
       in Deutschland“, sagte der Virologe.
       
       Die ansteckendere Variante B.1.1.7., die 2020 in Großbritannien bekannt
       wurde, hatte Deutschland im Winter in die dritte Pandemiewelle getrieben.
       Eindämmungsmaßnahmen kamen zu spät oder waren zu inkonsequent. (dpa)
       
       19 Jun 2021
       
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