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       # taz.de -- Provinzparlament gegen Lachsfarmen: Kein Industrie-Lachs aus Feuerland
       
       > Die argentinische Provinz verbietet die Einrichtung industrieller
       > Fischfarmen. Die Entscheidung hat Auswirkungen über die Region hinaus.
       
   IMG Bild: Provinzhauptstadt Ushuaia – die Küste von Feuerland bleibt frei von Lachszuchtfarmen
       
       Buenos Aires taz | Argentiniens Provinz Feuerland hat die industrielle
       Lachszucht verboten. Einstimmig stimmte das Provinzparlament vergangene
       Woche gegen die Einrichtungen von Lachsmastfarmen in den Gewässern des
       Beagle-Kanals sowie deren notwendige Logistik an Land. Damit hat sich die
       Protestbewegung aus traditionellen Fischerfamilien, Umweltschutzgruppen und
       aus dem Gastronomie- und Tourismussektor erfolgreich gegen das Vorhaben
       norwegisch-chilenischer Lachszuchtunternehmen durchgesetzt, die vom Süden
       Chiles aus in den Kanal expandieren wollten.
       
       „Die Umweltauswirkungen der Lachszucht waren eine Bedrohung für die
       Wirtschaft der Provinz Feuerland“, begrüßte David López Katz von der
       Umweltorganisation Sin Azul No Hay Verde die Zustimmung der 15
       Parlamentarier*innen für [1][die eingebrachte Gesetzesvorlage].
       
       Allein in der Provinzhauptstadt Ushuaia sei die Hälfte der Familien vom
       Tourismus abhängig und diese hätte unter den Konsequenzen der
       Fischzuchtbranche enorm gelitten. „Das Verbot ist ein Beispiel für den
       Erhalt eines nachhaltigen Wirtschafts- und Produktionsmodells, das
       kulturelle Traditionen und handwerkliche Praktiken respektiert und echte
       Arbeitsplätze schafft“, so der Umweltaktivist.
       
       ## Drastische Auswirkungen auf das Ökosystem
       
       Die 240 Kilometer lange Wasserstraße verbindet den Atlantik und den Pazifik
       auf natürliche Weise. Da die Gewässer des Beagle-Kanals die einzigen in
       Argentinien sind, die die natürlichen Voraussetzungen für solche
       Lachsmastfarmen erfüllen, kommt die Entscheidung der Provinz einem
       landesweiten Verbot der Zucht gleich. Noch 2018 hatte die argentinische
       Zentralregierung und die damalige Regierung der Provinz Feuerland den
       Fischunternehmen die Möglichkeit einer Lachszucht im Beagle-Kanal zugesagt.
       
       Was dem Beagle-Kanal damit drohte, ist entlang der südchilenischen
       Pazifikküste zu beobachten. Jährlich werden dort rund 900.000 Tonnen
       Zuchtlachs nahezu ausschließlich für den Export produziert. Nach ihrer
       Aufzucht werden die Lachsfischchen in schwimmende Käfige vor der
       Meeresküste verbracht und mit Pellets aus Fisch- und Pflanzenmehl gemästet.
       Mit der Zeit leben Tonnen von Fisch gedrängt nebeneinander. Krankheiten
       breiten sich in dieser Enge rasch aus, was den präventiven Einsatz von
       Antibiotika nötig macht. Störende Mikroalgen werden mit Pestiziden
       bekämpft.
       
       Kot, Futterreste und verendete Fische, alles sinkt nach unten. Der
       Verfaulungsprozess verbraucht den Sauerstoff und überzieht den Meeresgrund
       mit einer toten Breimasse. Ein weiteres Problem sind die sich ständig
       wiederholenden Massenausbrüche der für die einheimische Fauna und Flora
       exotischen Raubfische. Das alles bleibt dem Kanal und seinen
       Anwohner*innen nun erspart, weshalb auch jene Kleinfischerfamilien
       erleichtert aufatmen können, die vor allem Königskrabben in ihren Reusen
       heranziehen und dafür [2][auf das kalte und reine Wasser angewiesen sind].
       
       „Mit diesem Gesetz schützen wir ganz Südpatagonien“, sagte María Laura
       Colazo von Feuerlands Grüner Partei, die mit drei Abgeordneten im Parlament
       vertreten ist. Das Verbot werde auch auf die chilenische Seite des Kanals
       ausstrahlen. Im Mai 2019 wurden dort im chilenischen Puerto Williams
       bereits installierte Lachskäfige vor allem auf Druck der indigenen
       Gemeinschaft der Yagán abgebaut. Wäre es nach den Mastunternehmen gegangen,
       würden sich vor dem kleinen Küstenort in über 130 Becken knapp 27 Millionen
       Lachse drängeln.
       
       Aus Chile kam auch Applaus. „Wir haben es bei uns geschafft, dass die
       Lachsfarmen wieder abziehen mussten, und sie haben es geschafft, die
       Lachszucht gänzlich zu verbieten“, begrüßte David Alday, der Vertreter der
       Yagán-Gemeinschaft in Chile, das Abstimmungsergebnis im benachbarten
       Provinzparlament. „Alle sollen wissen, dass am Ende der Welt ein Zeichen
       gegen eine so zerstörerische Industrie wie die Lachszucht gesetzt wurde.“
       
       5 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] http://www.sinazulnohayverde.com/proyecto.php?q=5
   DIR [2] /Ueberleben-in-Feuerland/!5628027
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Jürgen Vogt
       
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