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       # taz.de -- Reform des Verfassungschutzgesetzes: Dummheit wird belohnt
       
       > Niedersachsen reformiert seinen Verfassungsschutz. Das Amt hat nun mehr
       > Befugnisse und weniger Pflichten gegenüber Bürger:innen.
       
   IMG Bild: Boris Pistorius und Verfassungsschutzchef Bernhard Witthaut
       
       Dass es den Niedersächsischen Verfassungsschützer:innen so überhaupt
       keinen Bock macht, ständig irgendwelchen dahergelaufenen Linken Auskünfte
       erteilen zu müssen, ist ja nun wirklich verständlich.
       
       Da müssen dann Akten in riesigen Schränken gesucht, die einzelnen Blätter
       durchstudiert und alle brisanten Infos, die nicht von der Person handeln,
       herausgefiltert werden. Und dann noch den Rest auf einem DIN-A4-Blatt
       zusammenfassen und per Brief verschicken. Scheiß Job, ja! Trotzdem ist
       [1][die anstehende Reform des Verfassungsschutzgesetzes] autoritärer Mist
       und schlecht für die Bürger:innen. Und: Hier wird die Dummheit der
       Schnüffler:innen auch noch belohnt.
       
       Einen Anspruch auf Auskünfte, was das Landesamt über eine:n sammelt, soll
       nur noch bekommen, wer auf einen konkreten Sachverhalt hinweisen und
       besonderes Interesse darlegen kann. Sprich: wer sich zuvor als
       (Links-)Extremist:in outet.
       
       ## Die rot-grüne Reform von 2016 war fortschrittlicher
       
       Das ist ein Rückfall um fünf Jahre. 2016 war das Gesetz über den
       landeseigenen Geheimdienst reformiert worden. Die damalige rot-grüne
       Koalition hatte durchgesetzt, dass die Bürger:innen etwas weniger
       hilflos gegenüber den [2][Machenschaften des Dienstes] sind: Menschen, die
       wegen angeblicher Verstöße gegen die freiheitlich-demokratische
       Grundordnung ins Visier geraten sind, müssen seitdem über ihre Bespitzelung
       informiert werden, wenn sich der Verdacht nicht erhärtet.
       
       Dass darüber hinaus das Anrecht auf Auskünfte intensiv eingefordert wurde,
       hat für viel Arbeit gesorgt – und für Fehler. 2018 war ein V-Mann
       aufgeflogen, der die linke Szene in Göttingen bespitzelt hatte. Der
       [3][Verfassungsschutz] hatte bei einem Auskunftsersuchen blöderweise
       vergessen, vertrauliche Inhalte in Akten, die an ein Amtsgericht gingen, zu
       schwärzen.
       
       Das war ein dummer Fehler, der aber passieren kann. Dafür nun mit weniger
       Arbeit belohnt zu werden, ist absurd. Es hätte auch einfach mehr
       Verwaltungspersonal geholfen, wenn die Arbeit mit den Auskünften so groß
       ist. Doch da scheinen Bürger:innenrechte wohl zu kostspielig zu sein.
       Stattdessen hat es dieser Laden, trotz all seiner kleineren und größeren
       Skandale, wieder geschafft, in der Politik seinen Willen durchzusetzen.
       
       6 Jul 2021
       
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