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       # taz.de -- Beirat der Bundesregierung fordert: Schluss mit klimaneutral
       
       > Auf eine Nullbilanz beim Treibhausgas hinarbeiten, wie zum Beispiel
       > Deutschland es tut? Das reicht nicht, sagen
       > Regierungsberater:innen.
       
   IMG Bild: Oberste Priorität: schneller und vollständiger Ausstieg aus der Verbrennung fossiler Energieträger
       
       Berlin taz | Plötzlich wollen alle neutral sein, und zwar fürs Klima. Die
       USA, die aktuelle Europameisterschaft im Männer-Fußball, sogar der
       Ölkonzern Shell. In Deutschland soll die sogenannte Klimaneutralität 2045
       endgültig erreicht sein.
       
       Hinter dem Begriff steckt eine Nullbilanz bei den Treibhausgasen: Die
       sollen also nicht komplett heruntergefahren werden, aber nur noch in
       solchen Mengen anfallen, dass Bäume, Moore oder auch Technologien sie
       komplett wieder aus der Atmosphäre filtern können.
       
       Das reicht nicht, kritisieren jetzt Berater:innen der Bundesregierung.
       „Szenarien zur Klimaentwicklung zeigen, dass selbst bei einer schnellen
       Reduktion der Treibhausgasemissionen sehr wahrscheinlich eine zusätzliche
       Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre notwendig sein wird, um die im
       Pariser Abkommen verpflichtend festgelegten Klimaziele zu erreichen“, heißt
       es in einem [1][Papier] des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung
       für globale Umweltveränderungen (WBGU) vom Dienstag.
       
       Das Abkommen sieht vor, die Erderhitzung bei deutlich unter 2 Grad und
       möglichst bei 1,5 Grad zu begrenzen. Auf Letzteres beziehen sich die
       Wissenschaftler:innen.
       
       ## „Schnell und vollständig“ raus aus fossiler Energie
       
       „Die Botschaft des WBGU ist klar: Wir müssen im Klimaschutz weit
       vorausdenken“, schloss Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) aus
       den Ergebnissen. „Dazu gehört auch, dass wir schon heute damit anfangen,
       den verantwortungsvollen Einsatz von Methoden zur Entnahme von CO2 aus der
       Atmosphäre vorzubereiten.“
       
       Diese Interpretation dürfte großen Teilen der Klimabewegung kaum gefallen –
       [2][die nämlich davor warnen], in der Hoffnung auf künftige Technologien
       die Minderung von Emissionen heute zu verschleppen.
       
       Auch im Papier des WBGU taucht die Erforschung von Technologien für die
       CO2-Entnahme erst als letzte von drei Empfehlungen für langfristige
       Klimastrategien von Staaten auf, für deren verpflichtende Einführung sich
       Deutschland auf dem nächsten UN-Klimagipfel einsetzen solle.
       
       Vor diesem Punkt nennt das Gremium die Stärkung der natürlichen Ökosysteme.
       Und die Nummer 1 ist: „Schnell und vollständig aus der Verbrennung fossiler
       Energieträger aussteigen.“
       
       6 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.wbgu.de/de/service/presseerklaerung/ueber-klimaneutralitaet-hinausdenken
   DIR [2] /CO2-Emissionen-mindern/!5541948
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Schwarz
       
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