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       # taz.de -- Camp gegen Massentierhaltung in Vechta: Schikanen gegen Protestierende
       
       > Im Landkreis Vechta wird Protest gegen die Massentierhaltung erschwert.
       > Aktivisten beklagen Schikanen durch das Unternehmen PHW.
       
   IMG Bild: Das Protestcamp gegen Massentierhaltung bekommt Gegenwind
       
       Göttingen taz | Die Straße zum Betriebsgelände von [1][PHW] in Rechterfeld
       im niedersächsischen Landkreis [2][Vechta] ist mit rund vier Meter hohen
       Holzplatten verbarrikadiert. Daneben stehen Wassertanks, sie sollen die
       Barrieren verstärken. An den Toren kontrollieren Wachleute des größten
       deutschen Geflügelzüchters den Verkehr. Die Straße hat PHW erst Ende Juni
       von der Gemeinde Visbek gekauft, zu der Rechterfeld gehört. Der Gemeinderat
       stimmte dem Deal in nichtöffentlicher Sitzung mit großer Mehrheit zu.
       
       Das Unternehmen, zu dem unter anderem die Marken Wiesenhoff und Bruzzzler
       gehören, will sich so offenbar vor Angreifern aus dem Camp schützen, das
       Gegner der Massentierhaltung am Montag im nahen Goldenstedt errichtet
       haben. Bis zum Freitag wollen mehrere Hundert überwiegend junge Leute dort
       mit Workshops und Aktionen gegen Tiermäster, Futtermittelwerke und die
       Schlachtindustrie protestieren. Der Kreis Vechta ist eines der Zentren der
       Massentierhaltung. Mehr als 12 Millionen Tiere leben hier in industriellen
       Zucht- und Mastanlagen.
       
       Protest dagegen ist in der Region offenbar [3][unerwünscht].
       Rechtssicherheit für das Protestcamp gab es erst am Wochenende durch ein
       Urteil des Niedersächsischen Oberverwaltungsgerichts. Der Landkreis Vechta
       hatte das Zeltlager verboten, es sei nicht durch das Versammlungsrecht
       gedeckt. Die Tierschützer klagten dagegen – mit Erfolg.
       
       Dennoch erließ die Kreisverwaltung harte Auflagen. Neben einer
       Sicherheitsleistung in Höhe von 10.000 Euro für eventuelle Schäden mussten
       die Aktivisten eine strenge Überprüfung der Aufbauten und der sanitären
       Anlagen hinnehmen.
       
       ## Viele leben von Massentierhaltung
       
       Für Franziska Klein vom Bündnis Gemeinsam gegen die Tierindustrie sind das
       „Schikanen“. Kreisbedienstete hätten zudem das in einem
       Landschaftsschutzgebiet liegende Gelände fotografiert. Dabei hätten die
       Veranstalter das Camp ursprünglich woanders errichten wollen. Im
       Schutzgebiet werde das Parken und damit der Protest erschwert, klagt das
       Bündnis.
       
       In der Region leben viele von der Massentierhaltung, auch PHW beschäftigt
       viele Menschen. Während der Konzern selbst Anfragen von Journalisten
       unbeantwortet lässt, äußerte sich ein namentlich nicht genannter Landwirt
       im NDR. Da werde viel Steuergeld verprasst, weil die Polizei die
       Zuchtbetriebe vor militanten Tierschützern schützen müsse, sagte er.
       
       Das Protestbündnis weist das zurück. Es seien keine Aktionen geplant, bei
       denen Menschen oder Tiere zu Schaden kommen könnten. Auch die Polizei
       bezeichnete entsprechende Vorwürfe von Landwirten als Spekulation. Bislang
       sei im und um das Camp alles friedlich, sagte eine Sprecherin. „Konzerne
       wie PHW befeuern die Klimakrise, sorgen für gigantisches Tierleid und
       beuten Arbeiter*innen aus“, sagt Franziska Klein – und lädt
       Interessierte zum Besuch ein. „Unser Protestcamp bietet die Möglichkeit,
       sich zu diesen Themen zu informieren und Lösungen zu diskutieren.“
       
       ## Gegen eine geplante Schweinemastanlage
       
       Am Dienstagnachmittag erwartete das Camp Unterstützung durch eine
       Fahrraddemo aus der Stadt Lohne. Um zwölf Uhr mittags zog eine
       „Dauermahnwache“ am Goldenstedter Bahnhof auf. Für die nächsten Tage hat
       das Bündnis eine „Massenaktion“ gegen PHW angekündigt.
       
       Bereits am Samstag hatten Protestierende aus der Tierbefreiungsbewegung per
       Fahrraddemo gegen eine geplante Schweinemastanlage demonstriert, die im gut
       100 Kilometer südlich gelegenen Münster-Hiltrup neben einem Natur- und
       Wasserschutzgebiet errichtet werden soll. Der Stadtrat hatte dem Bau
       zugestimmt, obwohl über 6.000 Unterschriften dagegen vorlagen.
       
       13 Jul 2021
       
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