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       # taz.de -- Afghanische Ortskräfte der Bundeswehr: Zum Schämen
       
       > Die Bundesregierung überlässt die afghanischen Ortskräfte den Taliban.
       > Das ist unmenschlich und feige.
       
   IMG Bild: Ein Dolmetscher der Bundeswehr (2.vr), Bundeswehrsoldaten und afghanische Polizei nahe Kundus, 2011
       
       Es passiert nicht jeden Tag, dass sich Bundestagsabgeordnete der
       Regierungsfraktionen [1][öffentlich über die Bundesregierung empören.] Im
       Fall der afghanischen Ortskräfte, die seit dem Abzug der Bundeswehr aus
       Afghanistan ohne Arbeit und Schutz sind, ist das gerade so. Man sei
       fassungslos und beschämt. Solche Adjektive hört man auch aus der SPD und
       von Christdemokraten.
       
       Die Regierung kann sich darüber nicht wundern. Denn beim Thema afghanische
       Ortskräfte zeigt sie ihr unmenschliches Gesicht. Erst lässt sie hopplahopp
       die Bundeswehrsoldaten ausfliegen – und die Ortskräfte einfach zurück.
       Selbst Zehntausende Liter Bier hatten bei der Rettung vor den Bomben der
       Taliban Priorität. Und nun, da die Truppen der Taliban jeden Tag Gebiete
       erobern und schon vor den Städten stehen, in denen die zurückgelassenen
       Dolmetscher:innen und Bürokräfte um ihr Leben fürchten, tut die
       Regierung – nichts.
       
       Sie hat zwar 2.400 Visa für die Betroffenen und ihre Familien in Aussicht
       gestellt. Die meisten Ortskräfte werden aber nie kommen, selbst wenn
       Deutschland sie einreisen lässt. [2][Das weiß die Bundesregierung ganz
       genau.] Denn ihren Flug müssen die Afghan:innen selbst organisieren und
       bezahlen. Das ist zynisch. Doch es kommt noch schlimmer.
       
       Denn während die Bundesregierung so tut, als gehe sie der Hindukusch, an
       dem sie früher mal die Sicherheit des Westens verteidigen wollte, plötzlich
       nichts mehr an, will sie eine Verbindung nach Kabul bloß nicht kappen: und
       zwar [3][die Abschiebeflüge.] Trotz der Bitte aus Kabul, die Abschiebungen
       auszusetzen. Trotz des Vormarsches der Taliban. Trotz der
       Erfahrungsberichte der abgeschobenen Afghanen über Gewalt und Unsicherheit.
       
       Die Bundesregierung sollte sich besinnen und endlich – Wahlkampf hin oder
       her – verantwortungsbewusst handeln. Sie sollte alle Ortskräfte samt ihren
       Angehörigen umgehend nach Deutschland und damit in Sicherheit bringen. Die
       Abschiebungen nach Afghanistan muss sie stoppen. Das gebietet die Lage vor
       Ort. Und die Menschlichkeit.
       
       14 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.sueddeutsche.de/politik/afghanistan-ortskraefte-merkel-1.5351270
   DIR [2] https://www.tagesschau.de/inland/ortskraefte-afghanistan-103.html
   DIR [3] https://www.dw.com/de/deutschland-h%C3%A4lt-an-abschiebungen-nach-afghanistan-fest/a-58248003
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Pauli
       
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