URI: 
       # taz.de -- Neuer Chef der DUP in Nordirland: Die Krönung
       
       > Die größte Partei Nordirlands hat ihren dritten Vorsitzenden in einem
       > Jahr gewählt. Kann Jeffrey Donaldson den Unionisten Ruhe bringen?
       
   IMG Bild: Mag Brexit, aber keine homosexuellen Menschen: Jeffrey Donaldson
       
       Dublin taz | Nun hat er doch noch gewonnen: Jeffrey Donaldson ist am
       Samstag zum neuen Chef der Democratic Unionist Party (DUP), Nordirlands
       größter Partei, ernannt worden. Es war eine Krönung, denn niemand wollte
       gegen ihn kandidieren. So mussten die Abgeordneten der Partei lediglich
       ihren Segen geben. Offenbar hat sich in der DUP der Wunsch durchgesetzt,
       etwas Ruhe und Stabilität einkehren zu lassen.
       
       Donaldsons Vorgänger [1][Edwin Poots, gegen den er bei der Wahl vor sechs
       Wochen knapp unterlegen war,] konnte sich gerade Mal fünf Wochen an der
       Parteispitze halten. [2][Dann warf ihn die Partei wieder hinaus], weil er
       Sinn Féin, dem ehemaligen politischen Flügel der
       [3][Irisch-Republikanischen Armee (IRA)], ein Zugeständnis in Bezug auf die
       Förderung der irischen Sprache gemacht hatte. Poots wiederum hatte gegen
       seine Vorgängerin Arlene Foster intrigiert, weil sie angeblich zu liberal
       war, so dass ihr die Partei Ende April das Misstrauen aussprach.
       
       Donaldson, ein kleiner Mann mit großem Ehrgeiz, ist am Ziel seiner
       Ambitionen angelangt. Der 58-Jährige stammt aus Kilkeel in der Grafschaft
       Down im Osten Nordirlands. Er ist das älteste von acht Kindern. Mit 16 trat
       er in den Oranierorden ein, einen streng antikatholischen Bund, dem alle
       führenden protestantischen Politiker Nordirlands angehören. Der 1795
       gegründete Orden ist nach Wilhelm von Oranien benannt, der 1690 seinen
       katholischen Widersacher und Schwiegervater Jakob II. in der Schlacht am
       Boyne südlich von Belfast besiegte und dadurch die protestantische
       Thronfolge in Großbritannien sicherte.
       
       1982 trat Donaldson in die Ulster Unionist Party (UUP) ein und organisierte
       den Wahlkampf für den Rassisten Enoch Powell. 1985 wurde Donaldson ins
       nordirische Regionalparlament gewählt, das aber schon ein Jahr später wegen
       mangelnder Unterstützung von katholischer Seite wieder aufgelöst wurde.
       
       Donaldson sagt, er sei Politiker geworden, weil sein Cousin, ein Polizist,
       1970 von der IRA getötet worden sei. 1997 wurde Donaldson ins britische
       Unterhaus gewählt. Er war ein entschiedener Gegner des Friedensprozesses,
       der 1998 ins [4][Karfreitagsabkommen] mündete, wofür der UUP-Parteichef
       David Trimble gemeinsam mit dem katholischen Sozialdemokraten John Hume den
       Friedensnobelpreis erhielt.
       
       Donaldson wechselte wegen seiner Opposition gegen das Abkommen von der UUP
       in die DUP des Pfarrers Ian Paisley und wurde 2008 Staatssekretär in der
       nordirischen Mehrparteienregierung, die erst durch das Karfreitagsabkommen
       möglich geworden war. Er gehört der Presbyterianischen Kirche an, aber
       nicht der fundamentalistischeren Free Presbyterian Church, die ebenfalls
       von Paisley gegründet worden ist.
       
       Donaldson ist mit Eleanor Cousins verheiratet, das Paar hat zwei Töchter.
       Vor zwei Jahren stimmte er im Londoner Unterhaus gegen die Aufnahme von
       LGBT-Beziehungen in den Sexualkundeunterricht an englischen Schulen. Er war
       auch gegen die Legalisierung gleichgeschlechtlicher Ehen. Die Queen
       ernannte ihn 2016 zum Sir.
       
       Seine vordringlichste Aufgabe als DUP-Chef ist es, die Einheit der Partei
       wiederherzustellen und die Grabenkämpfe zu beenden. Andernfalls könnte Sinn
       Féin bei den Wahlen im nächsten Frühjahr zur stärksten Partei werden, was
       für die Unionisten nur schwer verdaulich wäre.
       
       Donaldson erklärte allerdings, sein wichtigstes Ziel sei es, das
       Nordirlandprotokoll des Brexit-Vertrags zu kippen. Es regelt, dass
       Nordirland weiterhin Teil des EU-Binnenmarkts bleibt und sich deshalb an
       die Zollregeln der EU halten muss. Dadurch wurde zwar eine harte Grenze in
       Irland vermieden, es besteht nun aber eine Grenze zwischen Nordirland und
       Großbritannien. Für die DUP, die als einzige nordirische Partei für den
       Brexit geworben hatte, ist das ein unerträglicher Zustand.
       
       26 Jun 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Neuer-Parteichef-der-nordirischen-DUP/!5767438
   DIR [2] /Regierung-in-Nordirland/!5779803
   DIR [3] /IRA/!t5043007
   DIR [4] /Sinn-Fein-Chef-Gerry-Adams/!5465390
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Sotscheck
       
       ## TAGS
       
   DIR Irland
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Immobilienkrise in Irland: Wohnraum immer unerschwinglicher
       
       Die Mieten in der irischen Hauptstadt Dublin können sich viele Menschen
       nicht mehr leisten. Das Wohnproblem ist lange bekannt, getan hat sich
       nichts.