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       # taz.de -- Soldaten im Corona-Einsatz​ in NRW: Hitlergruß am SS-Schießstand​
       
       > Wegen der Pandemie halfen Soldaten im Gesundheitsamt Meschede aus – bis
       > vier von ihnen nach Feierabend offenbar einen Nazi-Ausflug unternahmen.
       
   IMG Bild: Vier Bundeswehrsoldaten besuchten nach Feierabend das ehemalige KZ Niederhagen (Symbolfoto)
       
       Berlin taz | Die Wewelsburg im Kreis Paderborn sollte in der NS-Zeit zu
       einer zentralen und elitären Versammlungsstätte der SS ausgebaut werden. Um
       dafür Arbeitskräfte zu haben, ließ SS-Chef Heinrich Himmler direkt daneben
       ein Konzentrationslager errichten, das KZ Niederhagen. Heute ist hier eine
       Gedenkstätte. Und der Ort ist offenbar auch ein Ausflugsziel von
       [1][rechtsextremen Soldaten], wie taz-Recherchen ergeben haben.
       
       Am 8. Juni gegen 18:45 Uhr beobachtete ein Zeuge am SS-Schießstand nahe dem
       ehemaligen Konzentrationslager vier Personen in Tarnuniform. Einer von
       ihnen soll dabei den rechten Arm zum Hitlergruß erhoben haben. Die durch
       den Zeugen gerufene Polizei stellte die Personalien der Männer fest: Es
       handelte sich um Bundeswehrsoldaten, die eine knappe Autostunde entfernt im
       [2][Einsatz gegen die Coronapandemie] waren.
       
       Sie halfen im Rahmen der Amtshilfe im Gesundheitsamt in Meschede aus, zu
       Spitzenzeiten waren hier mehr als 40 Soldat*innen im Einsatz, im
       Testzentrum, zur Kontaktnachverfolgung und an der Telefonhotline.
       
       An dem Abend des mutmaßlichen Nazi-Ausflugs stellte die Polizei fest, dass
       die Soldaten mit ihrem Dienstfahrzeug von ihrer Unterkunft in Hachen zum
       ehemaligen SS-Schießstand gefahren waren, zwei von ihnen sollen leicht
       alkoholisiert gewesen sein. Sie sollen beim Betreten des Geländes auch eine
       Metallsonde bei sich geführt haben, womöglich wollten sie im Erdreich nach
       NS-Devotionalien suchen.
       
       ## Staatsschutz ermittelt
       
       Nach taz-Informationen sind zwei der Soldaten vom Panzerpionierbataillon 1
       im niedersächsischen Holzminden, die anderen beiden gehören dem
       Marinefliegergeschwader 5 in Wurster an. Drei von ihnen sind Unteroffiziere,
       einer ist Mannschaftssoldat. Eine herbeigerufene Feldjägerstreife der
       Bundeswehr informierte noch am Abend die Disziplinarvorgesetzten der
       Soldaten.
       
       Der Staatsschutz der Polizei in Bielefeld hat die Ermittlungen übernommen,
       wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen
       nach Paragraf 86a Strafgesetzbuch. Diese Ermittlungen dauern noch an, sagte
       ein Polizeisprecher der taz. Die Beschuldigten würden den Hitlergruß
       bestreiten.
       
       Direkt am Tag nach dem Vorfall seien die vier Soldaten vom Corona-Einsatz
       abgezogen worden, sagt der Pressesprecher des Hochsauerlandkreises, Martin
       Reuther, zu dem das Gesundheitsamt gehört. Sie hätten zuvor „hervorragende
       Arbeit abgeliefert“, seien gut integriert gewesen und immer freundlich. „Es
       ist umso bedauerlicher, dass es außerhalb des Dienstes zu dem Vorfall kam.“
       
       6 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Sebastian Erb
       
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   DIR taz-Recherche zu rechtsextremen Preppern: Zuflucht rechts außen
       
       Sie halfen der Bundeswehr in der Coronakrise. Und fantasierten vom
       „Rassenkrieg“.