# taz.de -- Filmfestival von Cannes beginnt: Exklusiv ohne Abstand
> Die Filmfestspiele von Cannes können dieses Jahr wieder starten und
> bieten ein starkes Programm. Offene Fragen bleiben dafür beim
> Sicherheitskonzept.
IMG Bild: Mit der Goldenen Palme wird bei den Filmfestspielen von Cannes der beste Wettbewerbsfilm prämiert
Ein bisschen gedauert hat es, doch jetzt beginnen sie. Vom 6. Juli an
begehen die Internationalen Filmfestspiele von Cannes ihre 74. Ausgabe, mit
zwei Monaten Verspätung. Im Kino. Die Freude, dass es das Festival in
diesem Jahr überhaupt gibt, dürfte die Wartezeit allerdings zur Nebensache
machen. Schließlich hatte Cannes im Mai 2020 komplett abgesagt werden
müssen.
[1][Eine Auswahl aus dem Cannes-Programm], die im vergangenen Sommer und
Herbst dann im Kino starten konnte, erhielt als optische Auszeichnung
zumindest das Logo des Festivals, das sich damit notgedrungen in Teilen
virtualisierte. Andere Filme vom Vorjahr haben ihre Leinwandpremiere dafür
jetzt in Cannes.
Die Liste liest sich sehr, sehr gut. Wenn man die Regisseure der 24 Filme
im Wettbewerb durchgeht, reiht sich ein großer Name an den nächsten, und es
sind nicht ausschließlich die üblichen Männer mittleren und gehobenen
Alters. Da steht die [2][Ungarin Ildikó Enyedi, die 2017 auf der Berlinale
mit „Körper und Seele“ den Goldenen Bären] gewann, gleich neben dem
Niederländer Paul Verhoeven, gefolgt von der [3][Französin Mia
Hansen-Løve]. Insgesamt fünf Filmemacherinnen treten dieses Jahr im
Wettbewerb an, für Cannes ungewöhnlich viele.
## Start für Wes Anderson
Die alten Bekannten dürfen andererseits nicht fehlen. Apichatpong
Weerasethakul aus Thailand ist mit dem nostalgisch anmutenden Filmtitel
„Memoria“ vertreten, des weiteren der Iraner Asghar Farhadi, sein
russischer Kollege Kirill Serebrennikow, der Franzose François Ozon, der
Italiener Nanni Moretti, und nachdem er im vergangenen Jahr nicht in Cannes
laufen konnte, hat jetzt endlich auch der US-Amerikaner Wes Anderson
Gelegenheit, seine stargespickte Komödie „The French Dispatch“
vorzustellen. Im Oktober soll sie in Deutschland im Kino anlaufen.
Das Festival, das sich weiter gegen Streamingdienste in seinem Programm
sträubt – 2016 liefen dort die bisher letzten Filme von Netflix im
Wettbewerb –, bleibt damit weiter seinem Anspruch treu, die Elite des Kinos
zu repräsentieren. Wobei die Frage ist, ob diese Haltung zeitgemäß ist,
beziehungsweise ob das erklärte Verharren auf einem im Schwinden
begriffenen Verständnis von Kino sich auf lange Sicht wird durchhalten
lassen. Schafft Cannes sich damit irgendwann selbst ab oder wird zur immer
exklusiveren Angelegenheit?
In einer Hinsicht ist Cannes jedenfalls so inklusiv wie möglich: Die Kinos
des Festivals, so die Ankündigung, sollen zu hundert Prozent gefüllt werden
können. Was für auf Abstandsregeln bedachte Besucher kompliziert werden
könnte. Zwar muss das Publikum in den Sälen Masken tragen, auch sind vor
Beginn des Festivals Coronatests erforderlich und alle zwei Tage weitere
Tests zur Kontrolle für alle nicht vollständig Geimpften, doch ob diese
Strategie ausreicht, um bei der Distanz lockern zu müssen, muss sich noch
erweisen.
Ohnehin ist Cannes bekannt dafür, dass andere Besucher beim Thema Drängeln
nicht unbedingt zimperlich sind. Wenn man sich im Vorfeld umgehört hat,
waren daher nicht wenige Kollegen aus diesem Grund nicht gewillt, in diesem
Jahr an die Croisette zu fahren. Anderen, die dort sein werden, ist etwas
mulmig zumute. Das Sicherheitskonzept war nicht zuletzt ein Grund, warum
auch die taz dieses Jahr nicht in Cannes zugegen sein wird. Hoffentlich
wird alles gutgehen, um die Filme ist es definitiv schade!
5 Jul 2021
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## AUTOREN
DIR Tim Caspar Boehme
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