# taz.de -- Proteste nach homofeindlicher Gewalttat: Laute Rufe nach Gerechtigkeit
> In Spanien demonstrierten Tausende gegen Homofeindlichkeit, nachdem ein
> 24-Jähriger tot geprügelt wurde. 13 Verdächtige wurden verhaftet.
IMG Bild: Nach gewaltsamen Übergriff in Spanien: Protest gegen Homofeindlichkeit in Madrid am Montag
Madrid taz | „Gerechtigkeit!“, riefen die Demonstranten, die am Montagabend
überall in Spanien auf die Straße gingen. In mehreren Dutzend Städten
forderten sie lautstark die Aufklärung eines gewaltsamen Übergriffes auf
einen 24-jährigen homosexuellen Mann am Stadtstrand im galicischen A Coruña
im Nordwesten Spaniens, der dabei zu Tode geprügelt wurde.
Die Angreifer des Krankenpflegers Samuel Luiz sollen ihr Opfer immer wieder
wegen seiner Homosexualität beschimpft haben, während sie um die 15 Minuten
auf ihn einschlugen. Samuel erlag seinen Verletzungen im Krankenhaus.
„Kein Übergriff ohne Antwort“ und „Homofeindlichkeit ist Faschismus“ war
auf Transparenten zu lesen. In A Coruña hielten Tausende Teilnehmer eine
Schweigeminute ab. Es nahmen auch Angehörige und Freunde des Toten teil. In
über 70 weiteren Gemeinden Galiciens gingen ebenfalls Tausende auf die
Straße. In der spanischen Hauptstadt Madrid füllte die Menge den zentralen
Platz Puerta del Sol. Einen anschließenden Demonstrationszug stoppte die
Polizei, mindestens ein Demonstrant wurde verhaftet.
„Es wird keine Spur ausgeschlossen – weder Hassverbrechen noch andere
Motive“, erklärte Innenminister Fernando Grande-Marlaska, selbst offen
homosexuell. Mittlerweile werten die Ermittler in A Coruña Aufnahmen der
Verkehrskameras entlang der Uferpromenade aus.
## Angriff vor dem Christopher Street Day
13 junge Männer, die meisten davon wegen anderer Delikte polizeibekannt,
wurden festgenommen. Sieben sollen auf den Kameraaufnahmen zu sehen sein,
wie sie auf Samuel einschlugen. Der sozialistische Ministerpräsident Pedro
Sánchez sprach auf dem Nachrichtendienst Twitter von „einer grausamen und
rücksichtslosen Tat.“ „Spanien wird das nicht tolerieren“, fügte er hinzu.
Der tödliche Angriff geschah in der Nacht vor dem größten Marsch zum
„Orgullo LGTBI“, dem spanischen [1][Christopher Street Day], in Madrid.
Dieses Jahr steht der Orgullo, der in vielen spanischen Städten von
regionalen Märschen, mehrtägigen Festen und Veranstaltungen begleitet wird,
im Zeichen der Rechte für Transsexuelle.
Die spanische Regierung hat wenige Tage vor dem Orgullo einen Gesetzentwurf
vorgelegt, [2][der „das freie Recht auf Bestimmung des Geschlechts“
anerkennt]. Das Gesetz sieht vor, dass wer sein Geschlecht ändern will, das
ganz einfach bei den Behörden veranlassen kann – ohne ärztliches Attest
oder den Nachweis einer begonnenen Hormonbehandlung. Die LGBTI-Bewegung
verlangt auf den Orgullo-Veranstaltungen, dass das Gesetz an einigen
Punkten, wie etwa Hormonbehandlungen für Minderjährige, weiter gehen soll,
als der Entwurf es vorsieht.
Mit dem sogenannten „Transgesetz“ reiht sich Spanien einmal mehr in die
Gruppe der in Sachen LGTBI-Rechte am weitesten fortgeschrittenen Länder
ein. Die Homoehe, mit der sich noch immer so manches europäische Land
schwer tut, gibt es in Spanien seit 2005.
6 Jul 2021
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## AUTOREN
DIR Reiner Wandler
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