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       # taz.de -- Musterverfahren gegen Autobauer: Daimler verklagt
       
       > Verbraucherschützer werfen Daimler bewusste Manipulation von Abgaswerten
       > vor. Ein Gericht soll klären, ob Chance auf Schadensersatz besteht.
       
   IMG Bild: Daimler streitet Manipulation von Abgaswerten bis heute ab
       
       Berlin afp | Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) will mit einer
       [1][Diesel-Musterfeststellungsklage] gegen den Autobauer Daimler
       gerichtlich klären lassen, wie es mit Schadensersatzansprüchen für
       Verbraucher aussieht. Mit der am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht (OLG)
       Stuttgart eingereichten Musterfeststellungsklage sollten „die
       Voraussetzungen für Schadensersatz bei Mercedes GLC- und
       GLK-Fahrzeugmodellen mit dem Motortyp OM 651“ geprüft werden, teilte der
       vzbv mit. Anlass seien „zahlreiche Rückrufe“ des Kraftfahrt-Bundesamtes bei
       diesen Modellen aufgrund unzulässiger Abschalteinrichtungen.
       
       „Mit dem Einbau solcher Vorrichtungen können Hersteller dafür sorgen, dass
       Fahrzeuge während der Typengenehmigung die zulässigen [2][Grenzwerte für
       Abgase] einhalten. Im Straßenverkehr überschreiten sie diese Werte dann
       aber deutlich“, erklärte der vzbv, der sich im vergangenen Jahr im Rahmen
       einer Musterfeststellungsklage gegen VW stellvertretend für vom
       Dieselskandal betroffene Autobesitzer mit Volkswagen auf einen Vergleich
       über Entschädigungen geeinigt hatte.
       
       Daimler betonte am Mittwoch in Stuttgart, er halte die Ansprüche für
       „unbegründet“ und werde sich weiterhin dagegen zur Wehr setzen – „auch im
       Rahmen einer möglichen Musterfeststellungklage“. Durch eine
       Musterfeststellungsklage könnten „wichtige Rechtsfragen effizienter geklärt
       werden, was wir grundsätzlich begrüßen“, teilte Daimler mit. Inwieweit dies
       in diesem Fall möglich sein werde, bleibe abzuwarten. Die Rechtsprechung in
       den Individualverfahren ergehe derzeit „fast ausschließlich zu unseren
       Gunsten“, fügte der Konzern hinzu.
       
       Vzbv-Chef Klaus Müller erklärte hingegen, dass die Verbraucherschützer
       davon ausgingen, „dass mit der Musterfeststellungsklage gegen die Daimler
       AG Verbraucherinnen und Verbraucher Schadensersatz verlangen können“.
       Mögliche Betroffene erhielten so „die Gewissheit darüber, ob die Daimler AG
       in mehreren Fahrzeugmodellen absichtlich unzulässige Abschalteinrichtungen
       verbaut hat“.
       
       ## Daimler streitet Manipulation bis heute ab
       
       Trotz behördlicher Rückrufe bestreite Daimler bis heute, gezielt die
       Abgaswerte ihrer Fahrzeuge manipuliert zu haben. Das Oberlandesgericht
       Stuttgart solle dies nun feststellen. „Für viele betroffene Verbraucher
       herrscht dann endlich Rechtsklarheit“, erklärte Müller.
       
       Die Musterfeststellungsklage war Ende 2018 als neues Klageinstrument
       eingeführt worden, um Verbraucher – auch mit Blick auf den Dieselskandal –
       im Kräftemessen mit Konzernen zu stärken. Eine solche Klage wird dabei
       stellvertretend für betroffene Verbraucher von einem Verband gegen ein
       Unternehmen geführt. Ein Verfahren endet mit einem Vergleich oder einem
       Urteil. Im entsprechenden Klagereregister beim Bundesamt für Justiz
       eingetragene Verbraucher können sich dann darauf berufen, müssten
       individuelle Ansprüche aber weiter selbst einklagen.
       
       7 Jul 2021
       
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