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       # taz.de -- Fünf-Sterne-Bewegung in Italien: Spaltung gerade noch abgewendet
       
       > Gründer Grillo und der baldige Chef Conte hatten sich um die Zukunft der
       > Fünf-Sterne-Bewegung in Italien verkracht. Die Spaltung haben sie nun
       > verhindert.
       
   IMG Bild: Der frühere Ministerpräsident Giuseppe Conte und Comedian Beppe Grillo im September 2020
       
       Rom taz | In letzter Minute hat Italiens Movimento5Stelle (M5S –
       5-Sterne-Bewegung) die Spaltung und damit wohl auch den Abmarsch in die
       Bedeutungslosigkeit abgewendet. Der Gründer und Übervater der Bewegung, der
       Comedian [1][Beppe Grillo], und der von ihm selbst ursprünglich als Chef
       des M5S vorgeschlagene frühere Ministerpräsident Giuseppe Conte einigten
       sich am Sonntag auf ein neues Statut, das Conte weitgehende Vollmachten
       einräumt.
       
       Darum allein nämlich war es gegangen: [2][um die Frage, wer in Zukunft bei
       den Fünf Sternen kommandiert]. Grillo hat sich zwar schon seit Jahren aus
       der tagespolitischen Führung der Bewegung zurückgezogen, beanspruchte aber
       als deren „Garant“ immer wieder das letzte Wort bei richtungweisenden
       Entscheidungen, zuletzt etwa, als das M5S im Februar überraschend dafür
       optierte, die von fast allen italienischen Parteien getragene Regierung
       unter Mario Draghi zu stützen.
       
       Conte zeigte sich jedoch nur dann zur Übernahme des Chefpostens bereit,
       wenn im neuen Statut deutlich fixiert wurde, dass er dann als Vorsitzender
       nicht seine Macht mit Grillo teilen muss. Grillo warf ihm daraufhin vor,
       Conte kenne die 5-Sterne-Bewegung gar nicht, er habe „keine Vision, keine
       Organisationserfahrung, keine Innovationsfähigkeit“. Conte seinerseits warf
       deshalb vor zwei Wochen hin, drohte jedoch mit der Gründung einer eigenen
       Liste und damit der Spaltung des M5S.
       
       Von der Basis ebenso wie von den Parlamentarier*innen, von denen viele mit
       Conte sympathisieren, wurde diese Aussicht als Horrorszenario empfunden.
       Bei den Wahlen von 2018 war das M5S mit 33 Prozent zur stärksten
       politischen Kraft Italiens geworden. In den letzten Umfragen kommt die
       Protestbewegung nur noch auf 15 bis 17 Prozent – und die Spaltung hätte
       nach Auskunft der Meinungsforscher*innen als Resultat zwei Listen
       gesehen, die beide für höchstens 8 Prozent gut wären.
       
       Es waren am Ende sieben führende Politiker*innen des M5S, unter ihnen
       der Außenminister Luigi Di Maio und der Präsident des Abgeordnetenhauses
       Roberto Fico, die zwischen Grillo und Conte vermittelten. Conte konnte sich
       in dem Kompromiss weitgehend durchsetzten. Er ist laut dem neuen Statut der
       „alleinige Zuständige und Verantwortliche für die Festlegung und die
       Umsetzung der politischen Linie“. Grillo bleibt als „Garant“ der „Hüter der
       Werte des politischen Handelns“. Ob der Kompromiss trägt, wird sich jedoch
       erst zeigen müssen: Auch in Zukunft kann Grillo Conte jederzeit in die
       Parade fahren, wenn er die „Werte“ der Fünf Sterne verletzt sieht.
       
       12 Jul 2021
       
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