# taz.de -- taz-Themenwoche zu Kulturkampf: Im Zeichen des Regenbogens
> Ein kleines Sternchen kann gestandenen Mannsbildern die Zornesröte ins
> Gesicht treiben. Die taz widmet dem Kulturkampf eine Themenwoche.
IMG Bild: Save our pride: Teilnehmer am Berliner CSD am vergangenen Samstag
Es ist dies ein Sommer des Regenbogens in Deutschland. Veranstaltungen zum
[1][Christopher-Street-Day] zeigen Botschafter einer offenen Gesellschaft.
Und nicht wenige waren stolz auf ihr Land, als allüberall Regenbogenfarben
zu sehen waren, nachdem die Europäische Fußball-Union es verboten hatte,
die [2][Münchner Arena in den Farben der LGBTIQ-Bewegung] auszuleuchten.
Die deutsche Toleranzgesellschaft zeigte dabei mit dem Finger auf Ungarn,
das eine [3][homophobe Gesetzgebung] auf den Weg gebracht hat, wie man sie
aus [4][Putins Russland] kennt.
Was hierzulande wie ein bunter Sommerspaß daherkommt, wird anderswo als
existenzieller Kampf ausgetragen. Es ist der Kampf um die Zukunft der
offenen Gesellschaft. Die ist auch in Deutschland noch immer eine Utopie.
Eine Utopie, die starke Feinde hat. Ein kleines Sternchen kann gestandenen
Mannsbildern die Zornesröte ins Gesicht treiben. Rechtspopulisten wissen,
dass sie ein Publikum finden, wenn sie von Genderwahnsinn schwadronieren.
Ihr Gesellschaftsbild kennt nur die traditionelle Familie, ihr
Nationalismus treibt Rassisten zur Waffe. Manchmal geht es unter dem
Regenbogen um Leben und Tod. In Afghanistan ist der Kampf für
gesellschaftliche Teilhabe, den Frauen führen, ohnehin existenziell.
Währenddessen finden die Anliegen von Roma in Tschechien kaum Gehör. Doch
auch hier verbietet sich der deutsche Fingerzeig aus der Haltung der
moralisch Überlegenen.
Der Kampf für die Gleichstellung wird hierzulande an Begriffen wie
Care-Arbeit und Vorstandsquote geführt. Religiöse Freiheit mag
grundgesetzlich festgeschrieben sein. Die [5][Hassprediger wider den
Islam], mit denen die AfD in Wahlkämpfe zieht, scheren sich darum nicht.
Auch die Rechte von [6][Menschen mit Behinderung] lesen sich besser, als
ihre Umsetzung im Alltag ist. Und sozial Benachteiligte werden immer noch
als schwach bezeichnet. Ist das schon die offene Gesellschaft?
Diversity ist ein gern verwendeter Begriff in diesem Zusammenhang. Konzerne
benutzen ihn und machen ihre Belegschaften bunter. Und manchmal gelingt es
sogar trans Menschen, eine erfolgreiche Karriere hinzulegen. Dann wird das
Hohelied der Diversity angestimmt, währenddessen andere Menschen schon den
kulturellen Untergang herbeireden, wenn im öffentlich-rechtlichen Rundfunk
mit dem nun immer häufiger zu hörenden Klacklaut gegendert wird.
Bei der Bundestagswahl im September, bei der die Themen
[7][Klimakatastrophe] und [8][soziale Gerechtigkeit] gewiss die Hauptrollen
einnehmen, steht auch die offene Gesellschaft zur Wahl. Für die taz ist
dies Grund genug, sich eine Woche lang intensiv mit diesem Kulturkampf zu
befassen. Im Zeichen des Regenbogens – versteht sich.
26 Jul 2021
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## AUTOREN
DIR Andreas Rüttenauer
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