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       # taz.de -- Hafenbehörde streicht Lehrstellen: Da waren's nur noch elf
       
       > Das öffentliche Unternehmen Hamburg Port Authority verringert sein
       > Ausbildungsangebot drastisch. Ver.di und die Linke kritisieren das.
       
   IMG Bild: Hat künftig noch weniger Azubis in der Verwaltung: der Hamburger Hafen
       
       Hamburg taz | Auf ihrer [1][Homepage] wirbt die Verwaltung des Hamburger
       Hafens mit dem Satz: „Die Nachwuchsförderung liegt uns besonders am
       Herzen“. Trotzdem will die Hamburg Port Authority (HPA) nun ihr
       Ausbildungsangebot deutlich kürzen. Das geht aus einer Kleinen Anfrage der
       Linksfraktion in der Bürgerschaft hervor, die der taz vorliegt.
       
       Demnach halbiert das öffentliche Unternehmen die Zahl seiner
       Ausbildungsplätze für 2021 nahezu: Im Vergleich zum Vorjahr will die
       Hafenbehörde nur noch elf statt 21 junge Menschen ausbilden. Für 2022 sind
       dann sogar nur noch fünf Lehrstellen und damit gerade einmal ein Viertel
       der bisherigen Plätze vorgesehen. Die Linke spricht von einem Kahlschlag.
       
       „Der drastische Abbau bei den Ausbildungsplätzen ist fatal und zu
       kurzfristig gedacht“, sagt Insa Tietjen, die die Kleine Anfrage initiiert
       hat. Die ausbildungspolitische Sprecherin der Linken sorgt sich um die
       wegfallenden Ausbildungsplätze, die „in den kommenden Jahren noch spürbar
       fehlen können“.
       
       Der Senat spricht in seiner Antwort an die Linksfraktion von einer
       Weiterentwicklung der Ausbildung, die sich am Wandel der Arbeitswelt
       orientiere. Einen konkreten Grund, warum so viele Stellen gestrichen
       werden, bleibt er allerdings schuldig. Nur so viel: „Die Ausbildungszahlen
       orientieren sich an den tatsächlichen Bedarfen im gewerblich/technischen
       Bereich der HPA.“ Doch warum sollte sich der Bedarf an Auszubildenden in so
       kurzer Zeit so drastisch reduzieren?
       
       Bemerkenswert ist auch, dass das Unternehmen ursprünglich schon in diesem
       Jahr lediglich fünf neue Ausbildungsplätze anbieten wollte. Die
       Gewerkschaft Ver.di legte allerdings Protest ein und konnte erreichen, dass
       jetzt immerhin elf Menschen ausgebildet werden. Dies könne jedoch nur ein
       Anfang sein, sagt Gewerkschaftssekretär Max Stempel. „Ver.di erwartet, dass
       die HPA in den kommenden Jahren wieder verstärkt ihre Verantwortung als
       ausbildendes öffentliches Unternehmen wahrnimmt.“ Man werde die weitere
       Entwicklung aufmerksam beobachten.
       
       Betrachtet man die Zahlen der vergangenen zehn Jahre, wird ersichtlich,
       dass das städtische Unternehmen im Schnitt jährlich 20 Ausbildungsplätze
       angeboten hat. So konnten sich junge Menschen nach dem Ende ihrer Schulzeit
       als Elektroniker*in, Hafenschiffer*in oder
       Konstruktionsmechaniker*in ausbilden lassen.
       
       Auf Anfrage teilt die Hamburg Port Authority mit, für 2022 würden weitere
       Bedarfe ermittelt, die Personalplanung sei noch nicht abgeschlossen.
       Konkrete Gründe für die Entscheidung, Ausbildungsplätze abzubauen, nennt
       die HPA auch gegenüber der taz nicht.
       
       Mit den Kürzungen ist die HPA allerdings nicht allein: Die Spuren der
       Coronapandemie sind auf dem Hamburger Ausbildungsmarkt längst sichtbar. So
       wurden laut Statistischem Bundesamt im vergangenen Jahr rund 13,5 Prozent
       weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen als noch 2019. Die Zahl der
       Neuverträge ist zwar bundesweit rückläufig, Hamburg belegt im
       Ländervergleich allerdings einen traurigen ersten Platz.
       
       Von einem deutlichen Effekt der Coronakrise auf den Hamburger
       Ausbildungsmarkt spricht auch der Sozialwissenschaftler René Böhme von der
       Universität Bremen, der im Auftrag der Linksfraktion ein Gutachten zu den
       sozialen Auswirkungen der Pandemie erstellt hat. „Zwar sind die
       Ausbildungszahlen seit Jahren tendenziell rückläufig, der aktuelle Einbruch
       ist in seiner Höhe aber bislang einzigartig“, heißt es in dem Gutachten.
       
       „Es ist klar, dass wir uns zurzeit in einer Krise befinden.
       Nichtsdestotrotz hat die HPA als öffentliches Unternehmen natürlich eine
       andere gesellschaftliche Verantwortung als die übrigen
       Ausbildungsunternehmen“, sagt auch Tietjen. Das Agieren der HPA betreffe
       immerhin auch den Ruf des Hafenstandorts Hamburg.
       
       Die Wirtschaftsbehörde, die die Fachaufsicht für die Hafenverwaltung
       übernimmt, kann die Kritik nicht nachvollziehen: Die HPA sei ein
       qualifizierter und verlässlicher Ausbildungsbetrieb, der mehrfach
       ausgezeichnet worden sei.
       
       27 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.hamburg-port-authority.de/de/
       
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   DIR Simeon Laux
       
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