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       # taz.de -- Politik und Diskurs in der Coronakrise: Im ständigen Alarmmodus
       
       > Eine strengere Testpflicht für Reiserückkehrer ist zumutbar. Doch die
       > Maßnahme steht sinnbildlich für eine gefährliche Neigung, in der Krise zu
       > spät zu reagieren.
       
   IMG Bild: Für viele anscheinend überraschend: In den Sommerferien 2021 wird viel gereist
       
       Allzu viel sollte sich von einer verschärften [1][Testpflicht] für
       Reiserückkehrer niemand erwarten. Für Flugzeugpassagiere, die im Ausland
       gestartet sind, gilt sie sowieso schon. Sollte die Regelung tatsächlich
       ausgeweitet werden, würde sich nur für Rückreisen auf dem Land- oder Seeweg
       etwas verändern. Dort wäre eine durchgehende Kontrolle aber so schwierig,
       dass der Zusatznutzen beschränkt ist. Andererseits: Zusätzliche Tests
       würden trotz allem zumindest ein paar Infektionen verhindern.
       
       Einen unzumutbaren Eingriff stellen sie auch nicht dar. Kann man also
       machen. Nur: Wenn man die Verschärfung für richtig hält, warum kommt sie
       dann erst jetzt? Dass Menschen im Sommer reisen, ist hinlänglich bekannt.
       Dass die Pandemie trotz Impfungen bis Juli nicht beendet sein wird, war
       absehbar. Statt im zweiten Jahr der Krise endlich frühzeitig Regelungen zu
       treffen, rangeln Bund und Länder jetzt aber wieder auf den letzten Drücker
       um die richtige Einreiseregelung.
       
       Wenn die Verschärfung kommt, werden die [2][Sommerferien] in manchen
       Ländern schon wieder vorbei sein. Die Rückkehrer sind dann schon zurück, ob
       infiziert oder nicht. So läuft es in der Pandemie regelmäßig: Zentrale
       Fragen werden verschleppt, bis es für die Entscheidung zu spät ist. Bei der
       Frage, wie die Impfquote erhöht werden kann, ist es ähnlich. Mehr [3][Druck
       auf Ungeimpfte]?
       
       Darüber könne man sich im Herbst Gedanken machen, sagte [4][Armin Laschet]
       kürzlich und brachte das Problem damit unfreiwillig auf denPunkt. Leider
       ist das kein individuelles Problem des CDU-Chefs. Seine Haltung ist nicht
       exklusiv. Der öffentliche Diskurs als Ganzes hat eine gefährliche Neigung
       zur Vertagung. Auch das Impfproblem hatte sich ja abgezeichnet. Die
       Diskussion um eine Impfpflicht, andere Druckmittel oder Anreize gab es
       erstmals im Herbst und dann erneut zu Jahresbeginn.
       
       Beide Male endete sie ohne Ergebnis. Wir haben gerade andere Probleme, war
       der Tenor. Lasst uns doch erst mal abwarten, bis genug Impfstoff da ist.
       Jetzt ist genug da. Was jetzt fehlt, sind wenig überraschend Ideen, wie man
       den Impfstoff an die Leute bringt. Dass es in der Pandemie so läuft, ist
       natürlich verständlich. Krisen produzieren gesellschaftliche Überforderung.
       
       Im ständigen Alarmmodus stehen, durchgehend akute Probleme auf der
       Tagesordnung – für Präventionsdiskurse bleibt dazwischen wenig Zeit. Wie
       sich das beheben lässt? Keine Ahnung. In der Aufarbeitung der Pandemie
       sollte die Frage aber eine Rolle spielen. Eine Antwort wäre extrem
       hilfreich. Die nächsten Krisen sind schon da.
       
       28 Jul 2021
       
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