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       # taz.de -- Strafbefehl gegen homophoben Priester: Polens Rechte hat neuen Helden
       
       > Ein Krakauer Priester kassierte wegen Volksverhetzung in einer Bonner
       > Zeitschrift einen Strafbefehl. In Polen formiert sich nun eine
       > Protestphalanx.
       
   IMG Bild: Neuer Held der Rechten in Polen: Dariusz Oko
       
       Warschau taz | Polens ideologische Rechte hat einen neuen Helden und
       Märtyrer: den Krakauer Priester und Theologieprofessor Dariusz Oko. Vor
       Kurzem kassierte der homophobe Priester für einen volksverhetzenden Artikel
       in der Bonner Zeitschrift Theologisches einen Strafbefehl in Höhe von 4.800
       Euro. Alternativ, so hat das Kölner Amtsgericht entschieden, könne Oko
       seine Strafe aber auch 120 Tage lang im Gefängnis absitzen.
       
       Während Oko offiziell gegen den Strafbefehl Einspruch einlegte und es nun
       wohl zu einem Prozess in nächster Instanz kommen wird, behauptet er in der
       aktuellen Titelgeschichte des rechten Politmagazins Sieci in Warschau: „Ich
       bin bereit, ins Gefängnis zu gehen.“
       
       Der Professor habe nur einen „wissenschaftlichen Artikel“ zu den
       Machenschaften der „Sexualtäter-Clique“ innerhalb der katholischen Kirche
       publiziert, heißt es in Sieci. Die Clique sei eine internationale
       Verbrechervereinigung von schwulen Priestern, die Oko „Lavendel-Mafia“
       nennt. Deren Mitglieder vergewaltigten kleine Jungs, Jugendliche und
       Priesteranwärter, behauptet er. Zugleich stiegen sie auf der Karriereleiter
       der katholischen Kirche nach oben.
       
       In der Ausgabe von Januar/Februar 2021 von Theologisches verunglimpft Oko
       in dem Artikel „Über die Notwendigkeit, homosexuelle Cliquen in der Kirche
       zu begrenzen“, schwule Priester als „eine Kolonie von Parasiten“, als
       „Krebsgeschwür“ und „homosexuelle Plage“.
       
       In München las dies der katholische Priester Wolfgang F. Rothe und war
       entsetzt. Rothe engagiert sich seit Jahren für die Rechte Homosexueller in
       der Kirche. Er stellte Strafanzeige gegen den Professor, der an der
       Päpstlichen Johannes Paul II-Universität in Krakau lehrt, und gegen
       Johannes Stöhr, den verantwortlichen Redakteur von Theologisches.
       Polnischen Medien zufolge soll auch er einen Strafbefehl erhalten haben.
       
       ## Polens Vize-Justizminister an vorderster Front
       
       In Polen hingegen formiert sich eine breite Phalanx homophober
       Politiker:Innen, Publizist:Innen, Anwält:Innen und Priester, die
       den nach ihren Angaben „von den Deutschen“ zensierten Priester verteidigen
       will. Mit an vorderster Stelle kämpft [1][Polen]s stellvertretender
       Justizminister Marcin Romanowski um die „akademische Freiheit“, die das
       Kölner Amtsgericht angeblich mit Füße trete.
       
       Eingeschaltet hat sich ebenfalls die rechts-klerikale Juristenvereinigung
       Ordo Iuris, [2][die in der Vergangenheit gesellschaftlichen Gruppen dabei
       half, eine Gesetzesinitiative ins polnische Parlament einzubringen], mit
       der am Ende das fast totale Abtreibungsverbot in Polen durchgesetzt werden
       konnte.
       
       Sie ist der Ansicht, dass die Verunglimpfung von Menschen als „Parasiten“
       und „Krebsgeschwür“ unter das hohe Gut der „Freiheit der Wissenschaft“
       falle. Mit einer Petition an das Gericht, das die beiden Männer für
       „unschuldig“ erklären soll, und an Kanzlerin Angela Merkel, die wirksame
       „Garantien für das Wort, die Religion und die akademische Freiheit“
       einführen soll, macht die Organisation Stimmung.
       
       2 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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