# taz.de -- Buch von Unions-Kanzlerkandidat: Neue Vorwürfe gegen Laschet
> Ein Plagiatsjäger hat eine weitere verdächtige Stelle im Buch des
> Unions-Kanzlerkandidaten gefunden. Der CDU-Chef selbst schweigt bisher
> dazu.
IMG Bild: Steht im Regen: Armin Laschet bei einem Besuch in der Hochwasserregion
Berlin taz | Für einen Moment sah es so aus, als könnte sich Armin Laschet
durchlavieren. Nachdem am Donnerstagabend eine mutmaßlich abgeschriebene
Textstelle aus seinem 2009 erschienen Buch „Die Aufsteigerrepublik“ in
sozialen Medien kursierte, reagierte der Unions-Kanzlerkandidat klug: Er
nahm alle Schuld auf sich, bat um Entschuldigung und kündigte an, er werde
„unverzüglich die Prüfung des Buchs veranlassen“. Noch am selben Tag
entlastete ihn [1][der österreichische Medienwissenschaftler Stefan Weber],
der keine weitere Stelle gefunden haben wollte, die plagiiert sein könnten.
Nun aber hat Weber doch eine weitere verdächtige Passage ohne Quellenabgabe
entdeckt – und vermutet sogar noch mehr. [2][Laschet habe ein Problem],
heißt es in einem Blogeintrag Webers von Montag. Er habe eine Stelle in
Laschets Buch gefunden, die stark einem Text des ehemaligen bayerischen
Kultusministers Hans Maier ähnele. Die Staatskanzlei NRW wollte sich
gegenüber der taz zu den Vorwürfen nicht äußern.
Die verdächtige Textstelle dreht sich um Beispiele für einen „schonenden
Ausgleich“ von Grundrechtsansprüchen. Besonders zwei Sätze fallen ins Auge.
Bei Laschet heißt es: „Ein Jude kann verlangen, dass seine Sache nicht in
einem Gerichtssaal verhandelt wird, in dem ein Kreuz hängt. Jüdischen
Geschäftsinhabern kann die Öffnung ihres Ladens am Sonntag erlaubt werden,
da sie am Samstag nicht arbeiten dürfen.“
Fast wortgleich steht bei Maier: „So kann ein Jude verlangen, dass seine
Sache nicht in einem Gerichtssaal verhandelt wird, in dem ein Kreuz hängt.
Jüdischen Geschäftsinhabern kann die Öffnung eines Ladens am Sonntag
erlaubt werden, da sie am Samstag wegen des Sabbatgebots keine Verkäufe
tätigen dürfen.“
„Die Stellen haben Baerbocksche Qualität“
In einer Mail, die der taz vorliegt, gab Maier gegenüber Plagiatsjäger
Weber an, dass sein Text zum ersten Mal 2006 in der Internationalen
Katholischen Zeitschrift Communio erschienen ist – und damit früher als
Laschets Buch. Maier betont allerdings, es handele sich „um allgemein
zugängliche Fakten“.
Der Plagiatsjäger Weber hatte schon die [3][Plagiatsvorwürfe gegen Annalena
Baerbock] öffentlich erhoben, mit denen sich die Grünen-Kanzlerkandidatin
in den vergangenen Wochen auseinandersetzen musste. Nachdem letzte Woche
die erste verdächtige Textstelle in Laschets Buch entdeckt worden war, rief
Weber noch zu Vorsicht auf: „Eine einzige Stelle ist der Debatte (noch)
nicht wert“, schrieb er in seinem Blog.
Inzwischen erkennt er „Baerbocksche Qualität“ bei den verdächtigen Stellen
in Laschets Buch, wie er gegenüber der taz erklärte. „Eigentlich sind sie
sogar noch schlimmer, weil sie sich in einem Buch befinden, in dem zitiert
wurde und das ein Literaturverzeichnis enthält.“ Justiziabel sei das nicht,
aber doch gravierend.
Der „Erstfund scheint nun doch sehr wahrscheinlich ein Fingerzeig auf noch
mehr als eine weitere Stelle zu sein“, schreibt er auf seiner Website.
Werden also noch weitere Plagiatsvorwürfe gegen Laschet auftauchen?
Gegenüber der taz machte Weber deutlich, dass eine Prognose nur schwer
möglich sei. Er habe sich jetzt „täglich 40 Seiten Detailanalyse Laschet
verordnet“.
Wie es um die von Laschet am Freitag angekündigte Prüfung seines Buches
steht, bleibt derweil noch unklar. Auf eine taz-Anfrage ließ die
Staatskanzlei NRW nur schmallippig verlautbaren: „Diese Prüfung dauert an“.
Dazu, wer die Prüfung übernimmt und wann mit Ergebnissen zu rechnen ist,
äußerte sich ein Pressesprecher nicht. Die Grünen wollten die Vorwürfe
gegen Laschet nicht kommentieren.
3 Aug 2021
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## AUTOREN
DIR Julian Jestadt
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ein.