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       # taz.de -- Aufdecken von IT-Sicherheitslücken: Der Botin gebührt Dank
       
       > Wer Cyber-Sicherheitslücken aufdeckt, darf nicht bestraft werden, das
       > Gegenteil sollte der Fall sein. Daran erinnert der Fall der CDU-App.
       
   IMG Bild: Wer Sicherheitslücken in der Wahl-App der CDU aufdeckt, wird angezeigt
       
       Die Summen, die Unternehmen zahlen, weil kriminelle Angreifer:innen
       Sicherheitslücken ausnutzen, steigen. [1][Gleichzeitig ermittelt ein
       Landeskriminalamt gegen eine IT-Expertin, die verantwortungsvoll eine
       Sicherheitslücke meldete.] Wie passt das zusammen? Natürlich gar nicht.
       Dass es überhaupt zu diesen Ermittlungen kommt, ist ein Abgrund.
       
       Die Expertin hatte die CDU auf eine gravierende Sicherheitslücke in deren
       Wahlkampf-App hingewiesen, durch die persönliche Daten an Unbefugte geraten
       konnten. [2][Zu Ermittlungen, über die zuerst das Portal netzpolitik.org
       berichtet hat], kam es, weil die CDU Anzeige erstattet hatte.
       
       Mittlerweile hat die Partei diese Anzeige zwar zurückgezogen – aber das
       muss keineswegs das Ende der Ermittlungen bedeuten. Die Strategie, die die
       CDU hier anwandte, ist bekannt und erprobt. Wenn jemand eine schlechte
       Nachricht überbringt, unternimmt man nicht etwa etwas gegen die Ursache.
       Man bestraft lieber die Botin.
       
       Und da muss man sich fragen: Was hätte die CDU denn gewollt? Dass jemand
       die Sicherheitslücke ausnutzt, die Daten abzieht und die Partei auffordert,
       eine Million Euro in Bitcoins zu zahlen, bitte bis übermorgen? Kann sie
       haben. Der Chaos Computer Club hat bereits angekündigt, falls er weitere
       Sicherheitslücken in Systemen der CDU entdeckt, diese nicht an die Partei
       zu melden. Damit besteht das Risiko, dass jemand anderes diese
       Sicherheitsmängel auch entdeckt – und ausnutzt.
       
       Das Problem liegt nicht alleine bei der CDU. Auch die Paragrafen, die
       derartige Ermittlungen überhaupt ermöglichen, sind problematisch. Die
       Regierungsparteien sind zudem seit Jahren nicht willens, einen guten Schutz
       von Whistleblower:innen zu beschließen. Der könnte aber dazu
       beitragen, dass auf Sicherheitsprobleme in Unternehmen frühzeitig
       hingewiesen wird.
       
       Ob wir dagegen eines Tages Ermittlungen und dann mindestens mal ein
       saftiges Bußgeld gegen eine Partei sehen, die aufgrund einer
       Sicherheitslücke persönliche Daten mehrerer Tausend Menschen schutzlos
       ließ? Darauf sollte man besser nicht wetten.
       
       5 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/LilithWittmann/status/1422546380275556352
   DIR [2] https://netzpolitik.org/2021/cdu-connect-berliner-lka-ermittelt-gegen-it-expertin-die-sicherheitsluecken-in-partei-app-fand/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Svenja Bergt
       
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