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       # taz.de -- Wissenschaftsrat begutachtet Unikliniken: Blutige Nasen in der Unimedizin
       
       > Der Wissenschaftsrat plädiert für eine Aufgabenerweiterung der 33
       > Kliniken, die sowohl Hochschule als auch Krankenhaus sind.
       
   IMG Bild: 33 Kliniken sind sowohl Hochschule als auch Krankenhaus
       
       Berlin taz | Betont gravitätisch formulierte es der [1][Wissenschaftsrat]
       in seiner Stellungnahme zur Universitätsmedizin, die er in dieser Woche
       vorstellte: Für die 33 Klinika, die in Doppelfunktion sowohl Hochschule als
       auch Krankenhaus sind, müsse eine „neue Rolle zwischen Wissenschafts- und
       Gesundheitssystem“ definiert werden. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich
       indes, dass die Unimedizin unter den Belastungen der [2][Coronapandemie]
       auf das klinische Syndrom des „Burnout“ zusteuert, wenn nicht
       eingeschritten wird. Die Erwartungen von Gesellschaft und Politik an
       Mediziner – schnelle Forschungserfolge an der Vakzin-Front und
       Covid-Heilung auf Niveau der Maximalversorgung – sind riesig.
       
       „Die Krise hat uns erneut gezeigt, dass die Universitätsmedizin mehr ist
       als nur ein Krankenhaus mit angelagerter Wissenschaft“, sagte die
       Karlsruher Informatikprofessorin Dorothea Wagner als derzeitige Vorsitzende
       des Wissenschaftsrats. „Sie ist eine Einrichtung eigenen Typs mit
       erheblichem Potenzial für das Gesundheitssystem, das wir besser als bisher
       nutzen sollten.“ Jetzt sei die Zeit für „eine konsistente
       Strategieentwicklung an der Schnittstelle von Wissenschafts- und
       Gesundheitssystem“. Auf politscher Seite seien Bund und Länder gefordert,
       „ein einheitliches Verständnis von Rolle und Aufgaben der
       Universitätsmedizin zu entwickeln“.
       
       Kein leichter Job, wie Axel Haverich, Direktor der Klinik für Herz-,
       Thorax-, Transplantations- und Gefäßchirurgie an der Medizinischen
       Hochschule Hannover (MHH) und Mitautor der Empfehlungen, in der
       Pressekonferenz des Wissenschaftsrates berichtete. In Gesprächen mit dem
       Bundesgesundheitsministerium (BMG) habe man feststellen müssen, dass im
       Hause Spahn „die Unimedizin keinerlei Relevanz besitzt“.
       
       Sie werde dort als eine reine Angelegenheit des Forschungsressorts
       angesehen. Entsprechend hätten sich die Vertreter des Wissenschaftsrates
       mit ihrer Forderung nach Kompetenzerweiterung und Mittelzuwachs für die
       Unimedizin im BMG „blutige Nasen geholt“, so Haverich.
       
       Zentrale Forderung des Wissenschaftsrates ist es, die Unimedizin neben
       ihren zwei akademischen Aufgaben – der Ausbildung des medizinischen
       Nachwuchses und der klinischen Forschung – sowie der dritten Funktion, der
       regionalen Gesundheitsversorgung, um eine „vierte Säule“ zu erweitern: mit
       sogenannten „systemrelevanten Koordinations- und Innovationsaufgaben
       zwischen Wissenschaft und Versorgung“.
       
       Damit könne die „Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems auf eine neue
       Ebene“ gehoben und es „für künftige Herausforderungen“ gestärkt werden.
       Neue Finanzierungsströme jenseits der [3][„Fallpauschalen“], die der
       Hochleistungsmedizin seit ihrer Einführung 2004 eine strukturelle
       Unterfinanzierung beschert haben, spielen dabei eine Rolle, aber auch die
       Chancen der Digitalisierung.
       
       15 Jul 2021
       
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