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       # taz.de -- Coronaschutz auf dem Volleyballfeld: Die Wettkampfmaske
       
       > Der brasilianische Volleyball-Olympiasieger Lucas Saatkamp tritt in Tokio
       > sogar auf dem Feld mit Maske an. Auch andere Teamkollegen machen mit.
       
   IMG Bild: Mann mit Maske: Lucas Saatkamp trägt den Schutz auch auf dem Spielfeld – schon seit Monaten
       
       Deutsche Urlauber, die heuer ihre Ferien in den Niederlanden, in Schweden
       oder Dänemark verbrachten, staunten nicht schlecht über den doch etwas
       anderen Umgang mit Corona. Die wenigsten tragen dort eine Maske. Es bleibt
       den Bürgern überlassen, ob sie sich mit einem Mund- und Nasenschutz vor
       Keimen schützen; die Eigenverantwortung des Einzelnen steht in diesen
       liberal geprägten Ländern im Vordergrund.
       
       In Deutschland ist es anders. Hier gilt die Maskenpflicht auch bei
       Niedriginzidenzen. Und die japanischen Olympiaveranstalter scheinen sich
       an den strengsten Präventionsmodellen deutscher Provenienz zu orientieren,
       denn mit der Maske wird in Tokio allerorten und ständig hantiert. Ohne sie
       geht gar nichts.
       
       Es dauert keine fünf Sekunden und der japsende Kanute oder die erledigte
       Schwimmerin müssen in eine Maske pumpen. Als Zuschauer hat man manchmal
       Angst, dass die Maskierten, von Sauerstoffschuld geplagt, in die Knie
       gezwungen werden, aber bisher ging wohl alles gut. Ein Sportlerkörper hält
       viel aus – was man auch [1][am brasilianischen Volleyballer Lucas Saatkamp]
       sehen kann.
       
       Der Olympiasieger von Rio de Janeiro, der mit seinen Kollegen jetzt wieder
       Gold holen will, trägt sogar auf dem Feld eine Maske – seit Monaten schon,
       und sein Kollege Mauricio Borges tut es ihm nach. Sie müssen das nicht tun,
       es ist vielmehr eine vollkommen freiwillige Aktion, an der auch Landsfrau
       Fernanda Silva Carneiro teilnimmt.
       
       ## Politische Symbolik
       
       Da die Athleten in der Blase dauergetestet und also pumperlgesund sind,
       kann es sich nur um einen Akt politischer Symbolik handeln. Saatkamp und
       Co. wollen wohl sagen: Wir nehmen die Pandemie ernster als ernst, setzen
       aber auch ein Zeichen gegen die „Schwurbler“, wie man Maßnahmenkritiker
       inzwischen schmähend tituliert.
       
       [2][Dass Saatkamp dabei in Kauf nimmt], eine schlechtere Leistung zu
       bringen, ist bemerkenswert, nicht weniger bemerkenswert ist, dass der
       Kommentator im ZDF-Stream nicht sonderlich beeindruckt ist vom Brasilianer,
       dabei steht ein rosa Elefant auf dem Spielfeld, dessen Handeln
       erklärungsbedürftig ist.
       
       Die Frage ist, warum die brasilianischen Schmetterfreunde so gern durchs
       Textil atmen. Nun, zumindest Saatkamp machte bereits eine Corona-Infektion
       durch, die ihn in seiner Vorbereitung beeinträchtigte. Er möchte durch
       seine Maske, die er auch im Training trägt, seinen lungenkranken Sohn
       schützen.
       
       Als Genesener verfügt der 35-Jährige freilich über Antikörper und muss sich
       eigentlich nicht mehr ängstigen vor dem Virus. Um Gesundheitsschutz kann es
       also nicht in erster Linie gehen, sondern wohl zusätzlich um einen
       Fingerzeig in Richtung der brasilianischen Führung.
       
       Der Rechtspopulist Jair Bolsonaro hat das Virus wie viele andere in seinem
       Sinne politisiert. Gleichzeitig sind die Zahlen in Brasilien andere als in
       Deutschland: Während nur 18 Prozent doppelt geimpft sind, sterben dort im
       7-Tages-Schnitt derzeit etwas mehr als 1.000 Menschen mit oder an Corona.
       Lucas Saatkamp wird also weitermachen mit seiner Maskerade.
       
       28 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=g05_Fibh0cA
   DIR [2] https://worldofvolley.com/latest_news/111273/photo-of-the-day-lukas-saatkamp-wears-a-mask-during-the-game.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
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