URI: 
       # taz.de -- Olympia-Quarantäne-Hotel des Schreckens: Isolation im „Day Nice“
       
       > Die Beschwerden von positiv auf Corona getesteten Athletinnen und
       > Athleten werden lauter. Die Bedingungen der Quarantäne sind fragwürdig.
       
   IMG Bild: Saß in Quarantäne im „Day Nice Hotel“ in Tokio: die niederländischen Taekwondista Reshmie Oogink
       
       „Vorübergehend geschlossen“, verrät Google Maps, wenn man das [1][Day Nice
       Hotel in Tokio] auf seinem Smartphone ansteuert. Das lässt sich leicht
       erklären, denn der hässliche Kasten im Zentrum dient jenen Sportlern zum
       Absitzen ihrer Quarantäne, die positiv aufs Virus getestet wurden. 10 bis
       14 Tage dauert Pi mal Daumen so eine Isolation, und bisher hat es 24
       Sportler getroffen.
       
       Bis Montag haben die Spieleführer von Tokio fast 450.000 Tests machen
       lassen. Die Positivquote bei den Athleten liegt bei 0,01 Prozent, die der
       anderen mit Olympia Verbandelten auch nur bei 0,02 Prozent. Geht man davon
       aus, dass die Prävalenz, also die Verbreitung des Virus im Olympiatross,
       gering ist, dürfte ein Gutteil der insgesamt 264 Positiven mit einem
       falsch-positiven Ergebnis zu Unrecht in Quarantäne sitzen.
       
       In der Mannschaft der Deutschen hatte es gleich zu Beginn der Spiele den
       Radprofi Simon Geschke erwischt. Er ist zwar doppelt geimpft, aber das
       nutzte dem Radler nicht viel. Sein Leben spielte sich bis zu seiner Abreise
       am Sonntag auf 10 Quadratmetern ab.
       
       ## Hirnerweichender Ennui
       
       Das Fenster ließ sich nicht öffnen, und ernähren musste sich der Veganer
       zumeist nur von Reis. Kurzum: Zu seiner maßlosen Enttäuschung, nicht
       starten zu können, kam ein hirnerweichender Ennui. Geschke sprach von einem
       „Gefängnis“. Andere Sportler ebenso.
       
       Bei seiner Abreise sagte er: Das Wort Gefängnis sei „überspitzt formuliert“
       gewesen, aber an den „Nerven gezerrt“ hätten die Bedingungen schon. Die
       [2][Interessenvertretung Athleten Deutschland] hatte sich eingeschaltet, um
       Geschke beizuspringen: Es mute „grotesk“ an, ließen die Gewerkschaftler
       wissen, dass die Aktiven „in gefängnisartigen Zuständen ihre Quarantäne
       absitzen müssen, während IOC-Mitglieder im Luxushotel absteigen und mit
       hohen Tagespauschalen versorgt werden“. Das IOC versprach Verbesserungen,
       aber dem Komitee seien die Hände gebunden, weil sich die lokale Verwaltung
       um die Kasernierten kümmere.
       
       So eine war auch die niederländische Taekwondista Reshmie Oogink,
       gleichfalls eine doppelt Geimpfte. Sie vertrieb sich die Langeweile in der
       Verwahrstation mit lustigen Videos und einer Alternativ-Olympiade, die in
       den sozialen Medien gut ankam.
       
       Sie spielte unter einem selbst gebastelten Banner („Corona-Spiele“)
       Basketball mit ihren Schuhen und baute sich aus ihrem Kampfanzug einen
       Mitbewohner. Der trug natürlich eine Maske. Auch sie konnte nicht raus an
       die frische Luft, dabei, schreibt das Portal booking.com, liegt der
       Tomioka-Hachiman-Schrein nur fünf Gehminuten vom „Day Nice“ entfernt. Na
       ja, das nächste Mal dann vielleicht.
       
       2 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.booking.com/hotel/jp/day-nice-tokyo.de.html
   DIR [2] https://athleten-deutschland.org/
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
   DIR Quarantäne
   DIR Schwerpunkt Coronavirus
   DIR Radsport
   DIR Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
   DIR Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
   DIR Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
   DIR Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
   DIR Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Deutscher Radsportsenior: Letzte Anstiege
       
       Simon Geschke fährt den letzten Giro d’Italia seiner Karriere. Er ist jetzt
       38 Jahre alt und möchte als Kletterer noch einmal überzeugen.
       
   DIR Virologische Bilanz der Sommerspiele: Schreckensszenario blieb aus
       
       Die Olympischen Sommerspiele von Tokio waren vieles. Ein
       Superspreading-Event waren sie definitiv nicht, brachten auch keine neuen
       Varianten hervor.
       
   DIR Weitsprunggold für deutsche Athletin: Mit Gelassenheit zu Gold
       
       Weit springt, wer selbstbewusst ist. Der Olympiasieg von Malaika Mihambo
       entspringt einer ganz besonderen Sicht auf den Leistungssport.
       
   DIR Coronaschutz auf dem Volleyballfeld: Die Wettkampfmaske
       
       Der brasilianische Volleyball-Olympiasieger Lucas Saatkamp tritt in Tokio
       sogar auf dem Feld mit Maske an. Auch andere Teamkollegen machen mit.
       
   DIR Auftakt der Sommerspiele in Tokio: Willkommen in Dystopia
       
       Die olympischen Spiele sind traditionell Symbol für Vielfalt und
       Völkerverbindung. Doch bei den Coronaspielen von Tokio bleibt davon wenig
       übrig.
       
   DIR Coronaregeln bei Olympia in Tokio: Eng an eng in die Blase
       
       Der taz-Olympiareporter hat Tokio erreicht. Hinter ihm liegt ein langes
       Ringen mit den Regeln zum Infektionsschutz – ein Erfahrungsbericht.