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       # taz.de -- Sprungwunder aus den USA: Höflicher Zitteraal
       
       > Der US-Amerikaner JuVaughn Harrison hat Medaillenchancen im Hochsprung
       > und Weitsprung. Das ist ziemlich ungewöhnlich.
       
   IMG Bild: Unorthodoxe Technik: JuVaughn Harrison schraubt sich in Tiokio über die Latte
       
       Sie scheinen auch gute Manieren zu lehren an der Louisiana State
       University. Und nicht nur starkes Springen. [1][JuVaughn Harrison], ein
       junger Mann mit wilden Rastalocken und Star seiner Hochschule, beginnt jede
       seiner Antworten ausgemacht höflich mit einem „Yes Ma’am“.
       
       Ob er selbst es wie der Rest der Welt es als besonders empfinde, sowohl im
       Hochsprung als auch im Weitsprung als Kandidat für den Olympiasieg zu
       gelten? „Yes Ma’am. Jeder redet hier darüber, wie besonders das ist, das
       macht es auch für mich besonders“, sagt der 22-Jährige am Freitag in Tokio:
       „Aber eigentlich sind es einfach zwei Dinge, die ich zu tun liebe.“
       
       Gerade ist er zum Auftakt der olympischen Leichtathletikwettbewerbe von
       Tokio locker ins Hochsprungfinale gehüpft. Es folgt am Samstag die
       Weitsprungqualifikation, Sonntag geht es im Hochsprung um Medaillen, Montag
       folgt das Weitsprungfinale, das er als Zweiter der Weltjahresbestenliste
       problemlos erreichen sollte.
       
       ## „Yes Ma’am“
       
       Schon als Schüler startete JuVaughn Harrison in beiden Disziplinen. In
       jungen Jahren gilt Vielseitigkeit im Training als beste Voraussetzung für
       spätere Erfolge, warum also nicht? Ins Collegeteam der LSU holte ihn Coach
       Todd Lane allerdings wegen seiner Hochsprungleistungen. Es wurde Zeit, sich
       zu spezialisieren. Der Weitsprung sollte nur noch ein bisschen Balsam für
       die Sportlerseele sein. „Yes Ma’am. Der Coach wollte, dass ich nicht zu
       viel über den Hochsprung nachdenke“, so Harrison.
       
       Zwei Jahre später ist das Sprungwunder die Sensation der US Trials.
       Harrison gewinnt beide Wettbewerbe und holt sich zwei Fahrkarten nach
       Tokio. Seine Bestleistungen hat er auf 2,36 Meter im Hochsprung und 8,47
       Meter im Weitsprung geschraubt. Er ist doppelte Weltklasse dank eines
       granatenstarken linken Absprungfußes und fröhlicher Gelassenheit.
       
       Seine Flüge sehen etwas kurios aus, eine Vorlage für Lehrbücher sind sie
       nicht. Wer ihn in der Luft zappeln sieht wie einen Zitteraal, kann nicht
       glauben, was dann auf der Anzeigetafel aufblinkt. Die Erklärung von Coach
       Lane im [2][New York Intelligencer]: „Du kannst alle möglichen Übungen
       machen, um beim Hochsprung hübscher auszusehen über der Latte. Aber der
       Schritt, der dich da hinaufkatapultiert, macht 95 Prozent deines Erfolges
       aus.“ Diesen letzten Schritt beherrscht JuVaughn Harrison wie kaum ein
       anderer, so viel steht fest.
       
       Und er mache keine Dinge, nur um sie zu machen, erklärte Harrison mal. Wenn
       er etwas anpackt, dann richtig. „Ich wurde gut in beidem, und hier sind wir
       nun“, sagt er. Bei Olympia, auf der größtmöglichen Bühne, als Kandidat für
       zweimal Gold.
       
       31 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.youtube.com/watch?v=XW0LpTlYUUo
   DIR [2] https://nymag.com/intelligencer/2021/07/juvaughn-harrison-the-long-jumper-who-can-also-high-jump.html
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Susanne Rohlfing
       
       ## TAGS
       
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