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       # taz.de -- Falschbehauptungen über die Grünen: Der ruchlose Herr Merz
       
       > Friedrich Merz verzerrt grüne Forderungen und verbreitet Lügen über die
       > Partei. Und Armin Laschet schweigt dazu, weil Merz Teil seiner Strategie
       > ist.
       
   IMG Bild: Merz im Wahlkampf, Mitte Juli in Erfurt
       
       Friedrich Merz lügt. Man muss das so hart sagen, um den üblichen
       Ausflüchten zuvor zu kommen, Wahlkampf sei halt Wahlkampf, da werde nun mal
       zugespitzt, die Grünen wollten einen softeren Kurs in der
       Migrationspolitik, Merz treffe da durchaus einen Punkt, und so weiter.
       Nein, es ist ganz einfach: Friedrich Merz, der Mann, der unter einem
       Kanzler Armin Laschet wahrscheinlich einen wichtigen Ministerposten
       bekommt, der von Teilen der CDU-Basis verehrt wird wie ein Halbgott, dieser
       Mann also lügt.
       
       Als die Grünen die Idee für ein Klimaschutzministerium mit einem Vetorecht
       aufbrachten, behauptete er, nun zeige sich das „staatsautoritäre Denken der
       Grünen“ – es sei mit der Verfassungsordnung unvereinbar, dass ein
       Ministerium gegen Bundestagsentscheidungen ein Veto einlege.
       
       Von Bundestagsentscheidungen ist allerdings im Konzept der Grünen nirgendwo
       die Rede, sondern nur von anderen Ressorts im Kabinett. Die Grünen wollen
       für Klimaschutz ein Einspruchsrecht ähnlich dem des Finanzministers bei
       Finanzfragen, das längst existiert – und den Bundestag nicht einschränkt.
       Merz behauptete also nachweislich etwas Falsches.
       
       Wenig später [1][twitterte das Team Merz], dass ein grünes
       Einwanderungsministerium „möglichst viele Einwanderer unabhängig von ihrer
       Integrationsfähigkeit nach Deutschland einladen“ solle. Außerdem solle die
       Gender-Sprache „uns allen aufgezwungen“ werden.
       
       Beide Behauptungen sind in AfD-Kreisen und bei rechtsextremen Trollen
       beliebt, haben aber mit der Realität nichts zu tun. Weder planen die Grünen
       ein Bundesgesetz, das allen Deutschen das Gendern vorschreibt – noch wollen
       sie unbegrenzt Einwanderer ins Land lassen.
       
       ## Ein paar Stimmen erhaschen
       
       Sie plädieren in ihrem Programm für legale Zugangswege oder die Aufhebung
       der Beschränkungen beim Familiennachzug, möchten aber keineswegs
       unkontrolliert die Grenzen öffnen. In den elf Bundesländern, in denen sie
       mitregieren, setzen sie die deutsche Abschiebepraxis um. Ja, sie schieben
       sogar nach Afghanistan ab, in ein Land, in dem lebensgefährliche Zustände
       herrschen.
       
       [2][Friedrich Merz] weiß das natürlich alles. Er prügelt auf Strohmänner
       ein, um seine Basis zu mobilisieren. Er triggert bewusst und faktenfrei das
       rechte Wutbürgertum, um ein paar Stimmen zu erhaschen. Damit reiht er sich
       ein in die Reihen derer, die bereit sind, für eigene Geländegewinne den
       demokratischen Diskurs zu zerstören. Lügen sind okay, solange sie eigenen
       Zielen dienen.
       
       Armin Laschet schweigt bisher zu Merz’ Kapriolen. Man wüsste schon gerne,
       was er darüber denkt. Solange Laschet sich nicht äußert, bleibt Merz Teil
       seiner Strategie, um ins Kanzleramt zu kommen.
       
       8 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://twitter.com/_friedrichmerz?lang=de
   DIR [2] /Die-Niederlagen-von-Friedrich-Merz/!5741869
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ulrich Schulte
       
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