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       # taz.de -- Proteste in Frankreich wegen Coronapass: Konfrontation statt Konsens
       
       > Die Straßenproteste in Frankreich weiten sich aus. Das liegt am
       > Politikstil des Präsidenten Macron, der konfrontativ und von oben herab
       > ist.
       
   IMG Bild: Straßenprotest am Samstag in Marseille
       
       Der Widerstand wächst. Am vierten Protestsamstag gegen die Impfpolitik von
       Präsident Emmanuel Macron [1][gingen 237.000 Menschen auf die Straße]. Das
       sind 34.000 mehr als noch eine Woche zuvor – und das mitten in den
       landesweiten Sommerferien.
       
       Der Protest richtet sich gegen den Gesundheitspass, der eine doppelte
       Impfung oder einen negativen Test ausweist und ab Montag für Restaurants
       und Bahnfahrten nötig ist. Mindestens genauso richtet er sich aber gegen
       den Staatschef, der den Pass zusammen mit einer Impfpflicht für das
       Gesundheitspersonal Mitte Juli in einer Ansprache verkündet hatte.
       
       Natürlich ist Frankreich keine Diktatur, wie einige Demonstrierende
       behaupten. Das französische Verfassungsgericht sieht in Macrons Maßnahmen
       [2][das Gleichgewicht zwischen der Achtung der Freiheitsrechte und dem
       Schutz der Gesundheit gewahrt]. Dennoch machte der Präsident den Fehler,
       seine Maßnahmen von oben herab zu verkünden, ohne vorher mit den
       Betroffenen – beispielsweise in den Krankenhäusern – gesprochen zu haben.
       
       Seine Arroganz der Macht führte dazu, dass die Proteste in Frankreich nun
       größer und vehementer ausfallen als in anderen Ländern. Gleichzeitig rächt
       sich, dass es kaum noch Zwischeninstanzen gibt, die die Wut abpuffern
       könnten. Das Parlament, in dem Macrons Partei zusammen mit ihren
       Koalitionspartnern eine deutliche Mehrheit hat, ist nur noch der
       verlängerte Arm des Staatschefs. Die traditionellen Parteien hat der
       Präsident mit seiner Wahl 2017 zerlegt, die Gewerkschaften links liegen
       gelassen.
       
       ## Erst Gelbwesten, jetzt Passgegner:innen
       
       Seine Amtszeit hat sich längst zu einer direkten Konfrontation zwischen ihm
       und der Bevölkerung entwickelt. Seit drei Jahren spielt sich diese
       Konfrontation auf der Straße ab: zuerst die Gelbwesten, dann die
       Rentenproteste und nun die Gesundheitspass-Gegner:innen.
       
       Macron scheint diese Auseinandersetzung zu suchen und schreckt dabei auch
       vor einer Ohrfeige nicht zurück, wie sie ihm ein Passant im Juni verpasste.
       Von der Konsenssuche, die in anderen Ländern üblich ist, hat er sich längst
       verabschiedet. Der Gesprächsfaden mit dem Mann im Élysée ist abgerissen.
       Gewalt droht ihn zu ersetzen.
       
       8 Aug 2021
       
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   DIR Christine Longin
       
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