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       # taz.de -- Studie zur Exportwirtschaft: Ladenhüter Solarmodul
       
       > Warum wird manche Technik rund um erneuerbare Energien zum Exportschlager
       > und andere nicht? Das könnte wichtig für die zukünftige Finanzpolitik
       > sein.
       
   IMG Bild: Die Konkurrenz ist groß im Bereich Solartechnik
       
       Berlin taz | Ihre Klimaschutzprogramme bewerben EU-Präsidentin Ursula von
       der Leyen oder die bundesdeutschen Grünen gerne auch mit Wachstums- und
       Arbeitsplatzargumenten. Ökonomische Erfolge seien aber keine Selbstläufer,
       warnt nun das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln [1][in einer
       neuen Studie]. „Der Exporterfolg von Gütern zur Herstellung erneuerbarer
       Energie enttäuscht“, lautet die Überschrift.
       
       Die IW-Ökonomen Jürgen Matthes und Thilo Schaefer vergleichen den deutschen
       Export mit der Ausfuhr Chinas auf den Weltmarkt. Ergebnis: Während „China
       seine Exportmarktanteile beständig ausbaut“, steigen die deutschen Verkäufe
       ins Ausland nur leicht und sind teilweise sogar rückläufig. Daraus leiten
       die Forscher den Rat ab, staatliches Geld vor allem dort zu investieren, wo
       deutsche Firmen technologische Vorteile behaupten könnten.
       
       Die Studie trifft auf die aktuelle Debatte über die Klima- und
       Finanzpolitik der kommenden Jahre. Besonders die Grünen fordern ein
       umfangreiches, staatliches Modernisierungsprogramm im Umfang von 50
       Milliarden Euro jährlich. IW-Chef Michael Hüther und andere Ökonom:innen
       unterstützen diesen Ansatz. Zu den Kritiker:innen gehört etwa Veronika
       Grimm, Wirtschaftsprofessorin der Uni Erlangen-Nürnberg und Beraterin der
       Bundesregierung. Sie empfiehlt, der Staat solche sich nur um den
       gesetzgeberischen Rahmen kümmern, Technologieentscheidungen und
       Investitionen seien dagegen Sache der Unternehmen.
       
       Ein gemischtes, kein durchweg negatives Bild zeichnet die IW-Studie. Der
       deutsche Export von [2][Solarmodulen] ist demnach von 2010 bis 2019 von 8,5
       Milliarden Dollar auf 2,5 Milliarden eingebrochen. Auch die chinesischen
       Ausfuhren sanken, jedoch nur leicht von 25 auf 24 Milliarden Dollar. Bei
       [3][Windanlagen] legten die deutschen Verkäufe ins Ausland dagegen von 1,9
       auf 2,1 Milliarden zu. Die chinesischen Exporte in diesem Bereich wuchsen
       stark – von 57 Millionen auf fast 1 Milliarde. Trotzdem liegen die
       bundesdeutschen Firmen noch weit vor der Konkurrenz aus China.
       
       Bei Wechselrichtern, elektronischen Steuerelementen für die
       Stromproduktion, nahmen die bundesdeutschen Exporte um etwa 15 Prozent auf
       6 Milliarden zu, die chinesischen aber um ein Drittel auf 18,5 Milliarden.
       Bei Elektrolyseuren für die Gewinnung von Wasserstoff ist die Lage unklar,
       weil die Entwicklung gerade in ein neues Stadium tritt.
       
       Die aus bundesdeutscher Sicht miese Entwicklung der Solarproduktion war auf
       die Kürzung der staatlichen Förderung hierzulande, steigende Subventionen
       in China, vornehmlich jedoch auf die leichte Kopierbarkeit der
       Modulherstellung zurückzuführen, schreiben Matthes und Schaefer.
       
       Ihr Fazit: Auf dem Weltmarkt können hiesige Firmen nur dann erfolgreich
       sein, wenn sie in ihren Produkten einen technischen Vorsprung vor der
       Konkurrenz bewahren. Bei der Fertigung von Windanlagen sei das teilweise
       noch der Fall – fraglich aber, wie lange. Je größer die Anlagen würden,
       desto mehr machten sich außerdem die Transportkosten bemerkbar – was für
       die teilweise Verlagerung der Produktion ins Ausland in die Nähe der
       Windparks spreche.
       
       Nun zeigen Exporterfolge nur einen Teil des ökonomischen Potenzials. Ebenso
       wichtig sind der Binnenmarkt und die Zahl der Arbeitsplätze. Da sieht es
       nicht schlecht aus. Laut dem Umweltbundesamt waren 2019 hierzulande 300.000
       Beschäftigte in der Branche der erneuerbaren Energien beschäftigt – 100.000
       weniger als 2011, aber die dreifache Zahl des Jahres 2000. Zum Vergleich:
       300.000 Stellen entsprechen knapp einem Drittel der Arbeitsplätze der
       hiesigen Autoindustrie.
       
       9 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.iwkoeln.de/presse/pressemitteilungen/juergen-matthes-thilo-schaefer-deutsche-exporte-fallen-zurueck.html
   DIR [2] /Solaranlagen-aus-Deutschland/!5768110
   DIR [3] /Experte-ueber-Windkraftindustrie-Krise/!5636998
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Hannes Koch
       
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