# taz.de -- Obdachlosigkeit in Hamburg: Menschenverachtender Geiz
> Der Hamburger Senat gönnt Obdachlosen nicht mal Container. Seit sie
> geimpft seien, sei das nicht mehr nötig. Das ist eine würdelose Haltung.
IMG Bild: Gemütlich ist das nicht, aber Container bieten Obdachlosen wenigstens etwas Privatsphäre
Für Hotelzimmer war der [1][Hamburger Senat zu geizig]. Um Obdachlose
während der Lockdowns und in den Monaten dazwischen unterzubringen, waren
ihm lediglich Container billig genug. Jetzt sind ihm sogar die zu teuer
oder zu gut oder zu platzwegnehmend. Was der wirkliche Grund dafür ist,
dass die Stadt die Container jetzt abbaut, sagt dort leider niemand.
Bei der Sozialbehörde heißt es nur, es gebe „keine Notwendigkeit“ mehr
[2][für die Einzelunterbringung], die Obdachlosen seien ja jetzt
größtenteils geimpft. Damit soll es sich erübrigt haben, dass die Ärmsten
aller Hamburger*innen vier Wände aus Metall und eine Dusche bekommen?
Der Senat offenbart damit eine menschenverachtende Haltung und einen
peinlichen Geiz.
Dass die Coronakrise gesellschaftliche Ungleichheit verstärkt, die Armen
ärmer und die Reichen reicher gemacht hat, ist längst bekannt. Während die
Bundesregierung und die Landesregierungen einerseits mit Konjunkturpaketen
und Überbrückungshilfen versuchen, die wirtschaftlichen Schäden abzufedern,
kippt der Hamburger Senat Öl ins Feuer, indem er Besitzlose wieder auf die
Straße schmeißt. Oder in die Massenunterkünfte, was langfristig auf das
Gleiche hinausläuft, weil es dort wenige länger als ein paar Nächte
aushalten.
## Prestige-Projekte sind nie zu teuer
Der Senat ist aber nicht immer geizig. Wenn es um Prestige geht, ist ihm
keine Elbphilharmonie, [3][kein Scholz-Tower] und kein Großevent zu teuer
oder zu bescheuert. Aber ein paar Container für Arme, also ein Mindestmaß
an Versorgung und Privatsphäre, dafür scheint es nicht zu reichen in der
Stadt der Millionär*innen. Ganz zu schweigen von einer wirklichen Strategie
gegen Armut.
Diese Haltung ist allerdings fatal. Sie verstärkt die Spaltung der
Gesellschaft und das Misstrauen gegenüber den Entscheider*innen. Wer
signalisiert, dass ihm Menschen nichts wert sind, solange sie keine
Leistungsträger*innen im Kapitalismus sind, darf sich eigentlich nicht
wundern, wenn die Betroffenen zurückschlagen. Das ist von Obdachlosen nicht
zu erwarten, sie sind meistens mit Überleben beschäftigt. Deshalb zu
meinen, dass man mit ihnen alles machen kann, ist allerdings noch
armseliger und würdeloser als jedes Leben auf der Straße.
13 Aug 2021
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## AUTOREN
DIR Katharina Schipkowski
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