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       # taz.de -- Bulgarien ohne gewählte Regierung: Wählen in der Dauerschleife
       
       > Bulgarien hat nach zwei Wahlen innerhalb kurzer Zeit immer noch keine
       > Regierung. Die stärkste Partei wird ihrer Verantwortung nicht gerecht.
       
   IMG Bild: Wählen, wählen und immer noch keine Regierung in Bulgarien
       
       Aller guten Dinge sind drei? Von wegen! Die Bulgar*innen dürften die
       Nase voll haben, alle drei Monate an die Urnen gerufen zu werden. Nach der
       Parlamentswahl im April scheiterten mehrere Anläufe für eine
       Regierungsbildung. Doch leider brachte [1][auch eine Neuwahl im Juli keine
       klaren Mehrheitsverhältnisse hervor]. Also wird wohl schon bald die nächste
       Abstimmung anstehen.
       
       Eine unrühmliche Rolle in diesem Spektakel spielt der TV-Showmaster Slawi
       Trifonow, dessen Anti-Establishment-Partei „So ein Volk gibt es!“ (ITN) im
       Juli stärkste Kraft wurde. Trifonow, der eigener politischer Ambitionen
       unverdächtig ist, hat es geschafft, potenzielle Koalitionspartner wie die
       Protestparteien Demokratisches Bulgarien (DB) und „Steh auf Bulgarien. Wir
       kommen!“ (IBGNI) effektiv zu vergraulen.
       
       Deren Unterstützung in der Volksversammlung ist so notwendig wie
       willkommen. Doch die Regeln dafür, inklusive der Nominierung aller
       Minister*innen aus ihren Reihen, meint die ITN ganz allein diktieren zu
       können. Das das nicht gut gehen würde, war abzusehen.
       
       Das Fatale an dieser verfahrenen Situation ist, dass Trifonow
       Medien-Entertainment mit Politik verwechselt. Zu Letzterer gehört jedoch
       auch, das Votum des Souveräns ernst zu nehmen. Im Falle Bulgariens heißt
       das: Endlich aufräumen mit Korruption und den vielen alten Seilschaften.
       Das zielt auch auf so manche Vertreter*innen der langjährigen
       konservativen Regierungspartei „[2][Bürger für eine europäische Entwicklung
       Bulgariens]“ (GERB), die sich schamlos bereichert haben.
       
       Doch anstatt den Auftrag der Wähler*innen, die 2020 gegen Korruption und
       Vetternwirtschaft auf die Straße gegangen sind, ernst zu nehmen, treiben
       Trifonow und seine ITN ihre Spielchen. Ein zumindest temporärer Ausweg aus
       der Krise wäre, die amtierende Expert*innenregierung einfach im Amt
       zu belassen. Angesichts der Alternativveranstaltung namens „Wählen in einer
       Dauerschleife“ ist das derzeit wohl die beste Lösung.
       
       11 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] /Parlamentswahl-in-Bulgarien/!5784773
   DIR [2] https://de.wikipedia.org/wiki/GERB
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Barbara Oertel
       
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