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       # taz.de -- Waldbrände in Nordamerika: 13 Kilometer hohe Rauchsäulen
       
       > Der Westen Nordamerikas leidet unter Hunderten Waldbränden. Die Retter
       > bekommen die Feuer kaum in den Griff. Immerhin die Ursache scheint klar.
       
   IMG Bild: Es breitet sich schneller aus, als die Löschflugzeuge sprühen können: Feuer in Oregon
       
       New York taz | Vor zwei Wochen entstand das Feuer im Wald von Bootleg
       Spring in Klamath County im nordwestlich gelegenen US-Bundesstaat Oregon.
       Nun wüten die Brände auf einem Territorium, das größer ist als die riesige
       4-Millionen-Einwohner-Metropole Los Angeles. Die Rauchsäulen steigen bis zu
       13 Kilometer in die Höhe. Die Wolken, die in der Höhe entstehen, sind so
       mächtig, dass sie nicht dem Wetter folgen, sondern „selbst das Wetter
       machen“, sagte Marcus Kauffmann vom Forst Department in Oregon zu
       Journalisten: Sie erzeugen Winde.
       
       Aus ihrem Inneren kommen Blitze, die weitere Waldgebiete in Brand setzen.
       Und manchmal generieren sie sogar kleine und viel zu kurze Regenschauer.
       Unterdessen reist der Feinstaub aus den massiven Waldbränden an der
       nordwestlichen Pazifikküste quer über Nordamerika.
       
       Am Dienstag erreicht er die 5.000 Kilometer entfernten Großstädte
       Philadelphia und New York an der Ostküste. Ihre Bewohner wachten unter
       einem grauen Himmel auf, der so tief hängt, dass sie die Spitzen der
       Wolkenkratzer nur noch schemenhaft erkennen können.
       
       Manche spüren Halskratzen und tränende Augen. Die Umweltbehörde EPA
       bezeichnete die Luftqualität in New York als „ungesund“. Menschen mit
       Atemproblemen riet sie von Sport unter freiem Himmel ab.
       
       ## Westen Nordamerikas betroffen
       
       Das sogenannte „Bootleg“-Feuer ist [1][das wohl gefährlichste einer Reihe
       von Bränden, die den Westen Nordamerikas derzeit gefährden]. Allein in
       Oregon lodern immer noch 80 Feuer. In 13 Bundesstaaten der USA kämpfen in
       diesen Tagen mehr als 20.000 Feuerwehrleute gegen die Flammen. [2][Im
       Westen Kanadas] haben die Behörden am Dienstag den Notstand ausgerufen, um
       Massenevakuierungen anordnen und Schutzeinrichtungen für die in Sicherheit
       gebrachten Menschen einrichten zu können. In der kanadischen Provinz
       British Columbia gibt es derzeit rund 300 aktive Brände, mehr als 3.000
       Feuerwehrleute sind im Einsatz.
       
       In Kanada wie in den USA bekommen die Feuerwehrleute die Brände nicht unter
       Kontrolle. Anfänglich wuchs das „Bootleg“-Feuer lediglich um um ein paar
       Quadratkilometer pro Tag, doch inzwischen breitet es sich um mehr als 200
       Quadratkilometer pro Tag aus. Es überspringt Brandschneisen, es ignoriert
       chemische Brandschutzmittel und es breitet sich schneller aus, als die
       Löschflugzeuge sprühen können.
       
       Es handelt sich nicht um ein isoliertes Phänomen. Auch im entfernten
       Russland wüten derzeit starke Feuer, deren [3][Ausmaß
       Klimaexpert:innen allesamt mit der menschengemachten Erderhitzung in
       Zusammenhang] bringen. Wegen schwerer Waldbrände haben die Behörden in
       Russland in zehn Regionen den Notstand verhängt. Das gilt unter anderem
       auch für die gesamte Republik Karelien, die an der Grenze zu Finnland
       liegt.
       
       ## „Eine lange, schwierige Waldbrandsaison“
       
       „Es wird eine lange, schwierige Waldbrandsaison“, sagt auch Gouverneurin
       Kate Brown bei einem „Feuer-Presse-Briefing“. Brown ist überzeugt, dass
       kein Ort in ihrem Bundesstaat mehr sicher vor Feuer ist. Und sie rät den
       Oregonians, Pläne für den Ernstfall zu schmieden. Sie sollen sich und ihre
       Familien auf eine Evakuierung vorbereiten und jederzeit bereit sein, ihr
       Haus zu verlassen, wenn die Behörden das anordnen.
       
       Schon im vergangenen Sommer verzeichnete die Westküste mit ihrem
       traditionell milden Klima ungewöhnlich schwere Waldbände. Aber in diesem
       Jahr begann es noch früher. Nach einer jahrelangen Dürreperiode ist der
       Boden ausgetrocknet, die Stauseen sind nicht mehr ausreichend gefüllt. Nach
       Angaben des Chefs des Oregoner Brandschutzes, Doug Grafe, sind 90 Prozent
       der Bewohner seines Bundesstaates gegenwärtig mit extremer Dürre
       konfrontiert.
       
       An den heißen Tage Ende Juni kam noch eine Hitzewelle dazu, die alle
       bisherigen Temperaturrekorde im Westen der USA übertraf. Im Death Valley,
       am Ostrand von Kalifornien, stiegen die Temperaturen auf 54 Grad, in Las
       Vegas auf 47 Grad. In Oregon, wo das Klima traditionell mild ist, wurde es
       in diesem Sommer an mehreren Tagen 38 Grad heiß.
       
       Um Hitzeschläge zu vermeiden, arbeiten die Landwirtschaftsarbeiter in
       Oregon vor Sonnenaufbruch auf den Feldern. Anders als 2020 ist aber auch,
       dass die neuen Mitglieder der Regierung bereit sind, Worte wie
       „Klimawandel“ und „Klimagerechtigkeit“ in den Mund zu nehmen. Michael
       Regan, der neue Chef der Umweltbehörde EPA, sagt kategorisch: „Es gibt
       keinen Ort, der nicht von der Klimakrise betroffen ist“.
       
       22 Jul 2021
       
       ## LINKS
       
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   DIR Dorothea Hahn
       
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