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       # taz.de -- Beschränkungen für Fußballfans: Motor des Fortschritts
       
       > Zugangsprivilegien für Geimpfte? Das war hoffentlich am ersten Spieltag
       > der Bundesliga nur ein Anfang, denn der Fußball kann noch viel mehr.
       
   IMG Bild: Doppelt- und kreuzgeimpft: der Kölner Geißbock Hennes, Wahrzeichen des 1. FC Köln
       
       Handeln hat Konsequenzen, vor allem Nichthandeln, das muss jedem Bürger
       klar sein in diesen Monaten. Die pandemische Notlage von nationaler
       Tragweite kann nur mithilfe des Fußballs gelöst werden. Von daher war es
       ungemein wichtig, dass große Bundesliga-Vereine an diesem Wochenende
       [1][ein Zeichen gesetzt und Impfpatrioten den Vorrang beim Stadioneintritt
       gegeben haben].
       
       Dass die Klubs allerdings auch potenziellen Viruslastträgern den Zugang –
       freilich nur im überschaubaren Rahmen – erlaubten, ist eine
       Unvorsichtigkeit, die hoffentlich bald vom RKI und dem
       Gesundheitsministerium aufgearbeitet wird, zumal die Inzidenzen wegen der
       Impfleugner überall durch die Decke gehen. Karl Lauterbach sollte diese
       Inkonsequenz der Klubs bei seinem nächsten Talkshow-Auftritt thematisieren.
       Vor Beginn der kommenden Spieltage sollte klar sein, dass es nur ein
       Entweder-oder geben kann, kein Sowohl-als-auch.
       
       Zum Glück hat sich ja bereits die Koordinierungskommission der
       Bundesligisten zur Förderung des Fanverhaltens (KdBFF) Mitte August
       gegründet und Anfang dieser Woche eine Sondersitzung in Frankfurt am Main
       anberaumt, um Vereinsführungen, die noch am Primat der
       Gesundheitsprävention zweifeln, auf die richtige Spur zu setzen.
       
       Es kann nur über eine Vereinheitlichung der Ansichten und Maßnahmen
       funktionieren, auch das muss jedem klar sein, ebenso wie die
       Pandemiebekämpfung nur ein Anfang sein kann bei der Überzeugung von zumeist
       männlichen Fans, die von Natur aus ja rassistische, homophobe und politisch
       anrüchige Ansichten inkorporiert haben.
       
       ## Starker Wille zur Umsetzung
       
       Deswegen ergingen zuletzt von allen Erst- und Zweitligisten Vorschläge zur
       Verhaltensverbesserung, über deren stufenweise Einführung diskutiert werden
       soll. Der Zeithorizont: kurzfristig. Die Maßnahmendynamik: groß. Der
       Umsetzungswille: stark.
       
       Der SC Freiburg schlug vor, nur noch Vegetarier ins Stadion zu lassen, eine
       naheliegende Idee aus Gründen des Klimaschutzes. Dass die Breisgauer dem
       Bratwurstbrater nicht explizit verbieten wollen, Schweinswürste auf den
       Grill zu legen, gilt als Beleg für den liberalen Ansatz des Klubs.
       
       Borussia Dortmund möchte nicht nur die 2G-, sondern auch die BMI-Regel
       durchsetzen. Alle Personen, die über dem Wert von 26 liegen, also nach dem
       Body-Mass-Index schon leicht zur Korpulenz neigen, dürfen nicht mehr ins
       Stadion, da hilft auch die Erklärung, man habe sich zu einer Diät
       entschieden, nicht. Um das zu kontrollieren, werden demnächst sogenannte
       Durchzwingtore am Einlass installiert, die nur Dünne passieren können.
       
       Der FC Bayern München möchte künftig nur noch eingetragene Mitglieder ins
       Stadion lassen. Bei Überbuchung haben die dienstälteren Mitglieder Vorrang.
       Bei Hertha BSC soll der Nachweis der Fußballfachkompetenz erbracht werden:
       Passieren darf fürderhin nur, wer beweisen kann, dass er mindestens einmal
       sechst- oder höherklassig in einem Verein Fußball gespielt oder
       Fußball-Kolumnen in einschlägigen Magazinen veröffentlicht hat.
       
       Eintracht Frankfurt wirbt damit, jedem Fanklub [2][einen
       Covid-Liaison-Officer nach dem Vorbild der Olympischen Spiele von Tokio
       beizuordnen] – sowie einen Beauftragten für zivilgesellschaftliches
       Engagement; Mitglieder von Fanklubs, die sich dieser Maßnahme zur
       Disziplinierung von Aerosol-Assis und Betonköpfen entziehen, erhalten
       keinen Eintritt mehr.
       
       Der FC St. Pauli forciert eine paritätische Verteilung von Frauen und
       Männern im Stadion. Drängen zu viele männliche Fans hinein, werden diese
       abgewiesen. Dies soll begleitet werden von einer massiven Werbekampagne,
       die sich an potenzielle Anhängerinnen wendet; außerdem verbilligen sich
       deren Tickets um 50 Prozent.
       
       Das alles zeigt: Die KdBFF erweist sich als verantwortlicher
       gesellschaftlicher Rollenspieler. Der Fußball geht voran als Motor des
       Fortschritts.
       
       16 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.reviersport.de/fankurve/1bundesliga/a529406---2-g-regel-beim-1-fc-koeln-anfeindungen-gegen-wehrle.html
   DIR [2] https://www.swissolympicteam.ch/de/dam/jcr:503bd592-afe2-49da-9e65-6ad7f583c96c/COVID-19%20Liaison%20Officer%20-%20Job%20Description.pdf
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Markus Völker
       
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