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       # taz.de -- Finanzielle Entwicklung im Frauenfußball: Am Tropf der Männer
       
       > Im Frauenfußball führt das Engagement von Männer-Proficlubs zu einer
       > asymmetrischen Professionalisierung. Originäre Frauenteams werden
       > abgehängt.
       
   IMG Bild: Immer die Bayern: Siegesfeier des Frauen-Team nach dem Gewinn der Meisterschaft im Juni 2021
       
       Als Maria Reisinger in den 90er-Jahren bei Heike Rheine in der Bundesliga
       gespielt hat, war Geld kein Thema. Stolz sei man auf gelegentliche
       Aufwandsentschädigungen zwar schon gewesen, meint die heute 50 Jahre alte
       sportliche Leiterin des SV Meppen, „aber außer dem Fußball war damals alles
       Nebensache“.
       
       Mittlerweile kostet ein Trikot der Frauenmannschaft des FC Bayern im
       Fanshop knapp 90 Euro und es gibt in Deutschland Frauen, die vom
       Fußballspielen leben können. Wenn auch gesichert nur in drei Vereinen: Beim
       FC Bayern, dem VfL Wolfsburg und bei Eintracht Frankfurt. 
       
       Eine gute Entwicklung, findet Ellen Hanisch vom Podcast „Frauen reden über
       Fußball“. „Es geht beim Frauenfußball zwar um viel geringere Summen als im
       Männerfußball“, so Hanisch, „aber für das Sportliche machen diese Summen
       einen riesigen Unterschied.“ Schließlich könnten sich die Spielerinnen, die
       den Sport professionell betreiben, ganz auf den Fußball konzentrieren,
       während andere nebenbei noch arbeiten müssten.
       
       Auch in der medialen Präsenz würden finanzielle Unterschiede zwischen den
       Vereinen sichtbar. Seit ihr Lieblingsverein aus Frankfurt nicht mehr als 1.
       FFC, sondern als Eintracht Frankfurt aufläuft, ist es für Hanisch viel
       leichter, ihn medial zu verfolgen. „Ich bekomme jetzt einfach über
       Instagram mit, wie die Saisonvorbereitung läuft, ohne dass ich dafür
       stundenlang recherchieren muss“, so Hanisch. „Ohne das nötige Geld haben
       Vereine für die Vermarktung einfach wenig Kräfte frei.“
       
       ## Mehr Geld heißt mehr Erfolg
       
       Maria Reisinger sieht die Entwicklung ambivalent. Grundsätzlich gefällt es
       ihr, dass finanzstarke Vereine, die im Männerfußball erfolgreich sind, auch
       in Frauenabteilungen investieren. „Aber was im Moment im Frauenfußball
       passiert, könnte gefährlich werden“, so Reisinger, „denn die Erfolge dieser
       Vereine müssen nachhaltig sein und dürfen nicht einfach aus dem Boden
       gestampft werden.“ Der Frauenfußball müsse mit Weitsicht und Fachkenntnis
       ausgebaut werden. „Es gibt viele gute Leute, die sich seit Jahrzehnten im
       Frauenfußball engagieren“, so Reisinger, diese sollten bei dem Prozess
       nicht außen vor bleiben.
       
       Aktuell zeigt sich allerdings durchaus, dass die Vereine, die mehr
       investieren, auch erfolgreicher sind. Neun Jahre ist es her, dass mit
       Turbine Potsdam ein anderer Verein als Bayern oder Wolfsburg die deutsche
       Meisterschaft gewann.
       
       Laut dem DFB-Saisonreport 2019/2020 verbuchen die Frauen-Bundesligateams,
       die einem Männer-Club der ersten drei Ligen angehören, seit Jahren ein
       finanzielles Minus am Ende der Saison, das als Investition betrachtet
       werden kann. Die reinen Frauenfußballvereine gehen hingegen im Schnitt mit
       einem leichten Plus aus der Saison. Sie investieren also weniger, dafür
       sinken sie in der Tabelle immer weiter nach unten, während die
       investitionsstarken Vereine an ihnen vorbeiziehen. 
       
       Reisinger hatte mit ihren Meppenerinnen im vergangenen Jahr den Aufstieg in
       die Bundesliga geschafft, der Verein konnte sich dort jedoch nicht halten.
       Das bedeutet neben dem sportlichen Abstieg auch einen herben finanziellen
       Verlust: Während die Vereine in der Ersten Liga rund 300.000 Euro aus der
       Ligavermarktung des DFB erhalten, gibt es für die Zweitligavereine nur rund
       35.000 Euro, also fast 90 Prozent weniger. Das mache die Zweite Liga mit
       ihren dennoch hohen Lizensierungskriterien finanziell unattraktiv, meint
       Reisinger.
       
       Auch hier wird deutlich: Finanzielle Förderung für den Frauenfußball ist
       wichtig, doch sie darf nicht von den Ambitionen einzelner Vereine abhängig
       sein. „Der DFB und die Vereine müssen zusammen eine Strategie erarbeiten“,
       so Reisinger. „Auch die großen Vereine möchten ja in einer attraktiven Liga
       spielen, die insgesamt leistungsstark ist.“
       
       Eine Strategie „Frauen im Fußball“ stellt der DFB schon im Herbst vor.
       Inhaltliche Details sind bisher noch nicht bekannt, Zielsetzung ist jedoch
       unter anderem die „Steigerung der Professionalisierung, Attraktivität und
       Bekanntheit“ der Bundesliga.
       
       6 Sep 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Marie Gogoll
       
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