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       # taz.de -- Islamverbände sollen in den Rundfunkrat: Heiße Luft um den NDR
       
       > CDU und „Bild“ regen sich über einen Antrag von SPD und Grünen auf, der
       > auch Muslim:innen im Rundfunkrat fordert. Dabei ist die Forderung alt.
       
   IMG Bild: Damit nicht alles grau in grau bleibt, sollen verschiedene Menschen im Rundfunkrat beteiligt werden
       
       Hamburg taz | „SPD und Grüne wollen Islamisten in NDR-Rundfunkrat holen“,
       titelte die Bild im Juli. Auch im Hamburger Abendblatt echauffierte sich
       der stellvertretende Chefredakteur Matthias Iken vergangene Woche über eine
       [1][vermeintliche Blindheit Linker] gegenüber dem Islamismus.
       
       Die Berichterstattung geht auf einen Antrag der Fraktionen von SPD- und
       Grünen in der Hamburgischen Bürgerschaft im Juni zurück. Sie forderten,
       dass nicht nur die beiden großen deutschen Kirchen im Rundfunkrat des NDR
       repräsentiert werden, sondern auch Islamverbände. Das wurde eigentlich
       schon [2][vor knapp zehn Jahren] in einem Staatsvertrag mit den vier großen
       islamischen Verbänden in Hamburg festgelegt.
       
       Die Schura, einer der beteiligten Verbände, geriet aber im Juli in die
       Kritik, nachdem [3][der Verfassungsschutz] das Verbandsmitglied IZH als
       „Außenposten des Teheraner Regimes“ [4][bezeichnet hatte]. Den Verbänden
       einen Platz im NDR-Rundfunkrat zu ermöglichen, hält der
       [5][CDU-Innenpolitiker Dennis Gladiator] nun für ein „unhaltbares Vorgehen“
       von SPD und Grünen. Dabei wird so eine Forderung im Antrag von SPD und
       Grünen überhaupt nicht gestellt. Vielmehr lässt der Antrag vollkommen
       offen, in welcher Form ein etwaiger Platz im Rundfunkrat an islamische
       Religionsverbände vergeben werden soll. Die beiden großen christlichen
       Kirchen haben das Recht, selbstständig vier Vertreter im Rat zu stellen. So
       einen Automatismus fordern allerdings weder die Grünen noch die SPD.
       
       Für Hansjörg Schmidt, den medienpolitischen Sprecher der
       SPD-Bürgerschaftsfraktion, ist der Antrag vielmehr ein Signal in dem
       Gremium „die Vielfalt auszubauen“; die Kritik der CDU hingegen sei
       „Bundestagswahlkampf“.
       
       Auf die Frage, warum der Antrag dann überhaupt gestellt wurde, antwortet
       der medienpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Farid Müller: „Wir
       wollen damit dem Senat den Rücken stärken.“ Ob der Senat Hilfe dabei
       braucht, sich an seine eigenen Verträge zu erinnern, ist fraglich. Der
       Antrag fordert nämlich nicht mehr und nicht weniger als das, was sowieso
       schon beschlossene Sache im Staatsvertrag ist. Und über die Art der
       Umsetzung schweigt er sich aus.
       
       Verwunderlich ist deshalb auch die Aufregung der CDU, die den Staatsvertrag
       mit den Islamverbänden unter Ole van Beust selbst verhandelt und auch nicht
       gegen den aktuellen Antrag gestimmt hat. Auch die Vorwürfe gegen das IZH
       sind nicht erst seit Juli bekannt. Vielleicht war es also doch nur ein
       willkommenes Aufregerthema im sonst so inhaltsleeren Bundestagswahlkampf.
       
       18 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.abendblatt.de/meinung/article233008481/Blind-gegen-Islamismus.html
   DIR [2] /Bei-den-Gespraechen-um-Vertrag-zwischen-Bremen-und-seinen-Muslimen-knirscht-es/!5086427
   DIR [3] /Vorwuerfe-gegen-Blaue-Moschee-in-Hamburg/!5787243
   DIR [4] https://www.hamburg.de/innenbehoerde/schlagzeilen/15259054/izh-aussenposten-des-teheraner-regimes/
   DIR [5] https://www.dennis-gladiator.de/nachrichten-von-dennis-gladiator-mdhb/16072021-rot-gruen-darf-erkenntnisse-des-verfassungsschutzes-zum-izh-nicht-laenger-ignorieren-1210/32f771defe4934079e76fcd89a447742.html
       
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   DIR Finn Walter
       
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