# taz.de -- Arbeitskampf an der Humboldt-Uni: Gestreikt und plötzlich arbeitslos
> Ein Beschäftigter der Humboldt-Uni wird nach einer Streikaktion nicht
> wieder eingestellt. Vor Gericht scheiterte er – und will nun in Berufung
> gehen.
IMG Bild: Es ist ganz schön teuer, Sprühkreide von der schicken Fassade der Humboldt Universität zu kratzen
Berlin taz | Im Sommer 2018 bewegte der [1][Streik der Studentischen
Beschäftigten] die Berliner Hochschulen. Die Nachwirkungen bewegen noch
immer das Berliner Arbeitsgericht. Es wies die Klage eines IT-Beschäftigten
an der Berliner Humboldt-Universität (HU) ab. Der ehemalige Personalrat und
Gewerkschafter Moritz W., der seinen vollständigen Namen nicht
veröffentlichen will, klagte gegen die Hochschule, weil die mit Verweis auf
seine Streikaktivitäten eine erneute Anstellung im IT-Bereich verweigerte.
Der Hintergrund: W. hatte 2018 mit Sprühkreide einen Streikaufruf an der
Fassade der Juristischen Fakultät der HU angebracht. Ein Jurastudent hatte
die Aktion fotografiert und die Polizei gerufen. Eine Anklage wegen
Beschädigung eines denkmalgeschützten Gebäudes wurde unter Auflagen
eingestellt. W. musste Sozialstunden leisten und für die Reinigung des
Mauerstücks 700 Euro bezahlen.
Ein Vertreter der HU-Verwaltung begründete gegenüber dem Gericht die
Ablehnung einer erneuten Beschäftigung mit der Befürchtung, der
Gewerkschafter könnte eine ähnliche Aktion wieder starten. Unterstützung
bekam der Kläger von der Dienstleitungsgewerkschaft Verdi. Die zuständige
Gewerkschaftssekretärin Jana Seppelt, die den Prozess beobachtete, erklärte
gegenüber der taz, dass die Verwendung von Sprühkreide häufiger Teil von
Streikaktivitäten ist und es deshalb keine Repressalien gegen Beschäftige
geben dürfe.
## Streiken soll nicht den Job kosten
Mit Unterstützung von Verdi will W. nach seiner Niederlage in der ersten
Instanz weiter klagen. Dabei wird er von verschiedenen
Gewerkschafter*innen unterstützt, die im Solikomitee Mo bleibt
zusammenarbeiten. Beim Prozesstermin wollten nicht nur Mitglieder der
beiden DGB-Gewerkschaften Verdi und der Gewerkschaft Nahrung Genuss
Gaststätten (NGG), sondern auch Angehörige der Basisgewerkschaft Freie
Arbeiter Union (FAU) ihre Solidarität zeigen.
Wegen der coronabedingten Beschränkungen hatten nicht alle Interessierten
Zugang zum Gerichtssaal erhalten. Mehrere der Anwesenden sehen sich wegen
ihrer gewerkschaftlichen Haltung selber mit Abmahnungen bedroht. Sie wollen
sich auch weiterhin mit Moritz W. solidarisieren und fordern seine
Wiedereinstellung. „Es kann nicht sein, dass eine Streikaktion dazu führt,
dass man keinen Job mehr bekommt. Das führt zu Einschüchterung“, sagte ein
Verdi-Mitglied, das den Prozess besuchte und auch an der HU arbeitet.
29 Jul 2021
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## AUTOREN
DIR Peter Nowak
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