URI: 
       # taz.de -- Amri-Untersuchungsausschuss Berlin: Auf den Spuren des Attentäters
       
       > Der Untersuchungsausschuss zu Anis Amri stellt seinen Abschlussbericht
       > vor. Es geht um Pannen und Fehleinschätzungen. Und es bleiben Fragen.
       
   IMG Bild: Der Untersuchungsausschuss zu Anis Amri tagte Jahre lang, hier ein Foto von 2017
       
       Sechs Stunden lang wird Anis Amri am 7. März 2016 von Polizisten
       observiert. Er besucht in dieser Zeit die als Salafisten-Treffpunkt
       bekannte Fussilet-Moschee in Moabit, eine Wohnung in der Großbeerenstraße
       in Kreuzberg, eine Wohnung in der Lychener Straße in Prenzlauer Berg und
       später das Gesundbrunnencenter in Wedding, an dessen nahen S-Bahnhof ihn
       die Beamten des Landeskriminalamtes (LKA) schließlich aus den Augen
       verlieren. Dazu gibt es Informationen, wen Amri in dieser Zeit getroffen
       hat.
       
       Wer viel Zeit und Muße hat, kann im Abschlussbericht des
       Armi-Unterschungsausschusses auf viele weitere Details stoßen – zu Amri, zu
       den ermittelnden Behörden, zu Pannen, zu Fehleinschätzungen. Und manche
       Schilderungen werfen die Frage auf, wie nah einem Amri, der spätere
       Attentäter vom Breitscheidplatz, in seiner Zeit in Berlin gekommen ist.
       
       Der am Montag vorgestellte 1.200 Seiten starke Abschlussbericht ist Beweis
       einer beeindruckenden Arbeit der Parlamentarier*innen. Vier Jahre wurde
       getagt, fast 100 Zeug*innen befragt. Nicht alle Fragen konnten geklärt
       werden: So bleibt zum Beispiel weiterhin offen, warum die Observation von
       Amri im Juni 2016 plötzlich von der Berliner Polizei abgebrochen und bis zu
       dem Anschlag am 19. Dezember 2016 mit zwölf Toten nicht mehr aufgenommen
       wurde. Und auch das Umfeld von Anis Amri hätte nach Einschätzung von Grünen
       und Linken noch deutlicher untersucht werden können und müssen.
       
       Dennoch ist der einstimmig von den Fraktionen beschlossene Bericht ein
       Beleg, dass das demokratische System und die Kontrolle der
       Sicherheitsorgane funktioniert: Die Abgeordneten haben herausgearbeitet,
       welche teils gravierenden Fehler bei den Ermittlungen gegen Amri vor dem
       Attentat passiert sind. Andere demokratische Kontrollinstanzen, etwa die
       Medien, sind zu einer so kleinteiligen und aufwändigen Arbeit inzwischen
       kaum mehr in der Lage. Schon die Berichterstattung über die Arbeit des
       Untersuchungsausschusses hatte deutliche Lücken.
       
       Aufgabe der Parlamentarier ist es nun zu kontrollieren, ob die teils
       deutlich kritisierten Sicherheitsorgane wie der Verfassungsschutz und das
       LKA Lehren aus ihren Fehlern ziehen, diese umsetzen und zum Beispiel
       ineffiziente Strukturen ändern sowie die Zusammenarbeit untereinander
       verstärken. Dass dies passiert, ist trotz der Pannenserie im Fall Amri
       nicht selbstverständlich. Das hat der Skandal um die lange unentdeckt
       gebliebene rechtsextreme Terrorzelle NSU gezeigt.
       
       14 Aug 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Bert Schulz
       
       ## TAGS
       
   DIR Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt
   DIR Anis Amri
   DIR Untersuchungsausschuss
   DIR Polizei Berlin
   DIR Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt
   DIR Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt
   DIR Schwerpunkt Anschlag auf Berliner Weihnachtsmarkt
   DIR Anis Amri
   DIR Anis Amri
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
   DIR Terroranschlag am Breitscheidplatz: Erinnern an 13 Getötete
       
       Am Sonntag jährt sich der islamistische Anschlag auf einen Weihnachtsmarkt
       in Berlin zum fünften Mal. Und die Kritik an den Behörden verstummt nicht.
       
   DIR Anschlag auf Weihnachtsmarkt 2016: Helfer vom Breitscheidplatz gestorben
       
       2016 fuhr der Islamist Anis Amri einen LKW in einen Weihnachtsmarkt in
       Berlin. Ein damals schwer verletzter Ersthelfer ist nun – fünf Jahre später
       – gestorben.
       
   DIR Linken-Politiker zu Amri-Ausschuss: „Nichts aus dem Versagen gelernt“
       
       Der linke Innenexperte Niklas Schrader ist Mitglied des
       Amri-Untersuchungsausschusses. Viele Fragen zur Terrortat und zu Anis Amri
       seien noch offen.
       
   DIR Amri-Untersuchungsausschuss in Berlin: Viel zu viele tödliche Fehler
       
       Der Ausschuss legt nach vier Jahren seinen Abschlussbericht vor. Er listet
       detailliert die Pannen der Ermittlungsbehörden auf.
       
   DIR Amri-Untersuchungsausschuss Berlin: SPD an Schärfe überholt
       
       Abschlussbericht zum Berliner Terroranschlag wird alsbald veröffentlicht.
       Grüne legen bereits Sondervotum vor. Auch die Linken haben einen in petto.
       
   DIR Untersuchungsausschuss zu Anis Amri: Dokumente des Versagens
       
       Gut drei Jahre lang arbeitete ein Ausschuss im Bundestag das islamistische
       Attentat von Anis Amri in Berlin auf. Was bleibt, sind zentrale offene
       Fragen.