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       # taz.de -- Coronazahlen und Wahlkampf: Nichtstun ist keine Option
       
       > Gesundheitsminister Spahn will die Corona-Inzidenz aus dem Gesetz
       > streichen. Das dürfte weniger epidemiologische denn wahlkampftaktische
       > Gründe haben.
       
   IMG Bild: Vorbereitungen für einen Coronapatienten am Klinikum Leer
       
       Auch Gesundheitsminister [1][Jens Spahn] will jetzt die Inzidenz der
       Coronaneuinfektionen als Indikator aus dem Gesetz streichen. Hohe
       Fallzahlen könnten der Politik dann egal sein – berücksichtigt werden soll
       stattdessen die Zahl der Coronapatient*innen, die im Krankenhaus behandelt
       werden müssen.
       
       Aus epidemiologischer Sicht ergibt dieser Vorschlag wenig Sinn. Zwar hat
       sich durch die zunehmende Zahl der Geimpften die Aussagekraft der
       [2][Inzidenz] geändert – der Anteil der Infizierten, die ins Krankenhaus
       oder auf die Intensivstation müssen, ist dadurch geringer geworden. Aber
       einen klaren Zusammenhang gibt es weiterhin: Wenn die Zahl der
       Neuinfektionen steigt, erhöht sich kurze Zeit später auch die Zahl der
       Coronapatient*innen im Krankenhaus.
       
       Die Inzidenz bleibt damit ein wichtiger Frühindikator. Dazu kommt, dass die
       Zahl der [3][Hospitalisierungen] derzeit noch recht unzuverlässig ist, wie
       widersprüchliche Definitionen und starke nachträgliche Änderungen der Werte
       zeigen.
       
       Doch gesundheitspolitische Überlegungen dürften bei der Abkehr von der
       Inzidenz ohnehin weniger relevant sein als der Wahlkampf von CDU-Chef Armin
       Laschet. In dessen Bundesland steigt die Inzidenz derzeit nämlich mit
       großer Geschwindigkeit an: NRW liegt mit einem Wert von über 100 bundesweit
       an der Spitze und müsste eigentlich handeln. Doch indem jetzt auch der
       CDU-Gesundheitsminister die Inzidenz für irrelevant erklärt, hilft er mit,
       von Laschets Versagen bei der Coronapolitik abzulenken und notwendige
       Gegenmaßnahmen herauszuzögern.
       
       Ob diese Strategie aufgeht, bleibt abzuwarten. Denn auch die Zahl der
       Coronapatient*innen in Krankenhäusern und auf Intensivstationen
       steigt derzeit stark, und auch dort ist NRW besonders betroffen. Setzt sich
       das exponentielle Wachstum mit dem derzeitigen Tempo fort, könnte es noch
       vor der Bundestagswahl lokal wieder zu Engpässen kommen, die Laschet zu
       verantworten hätte. Denn eins ist klar: Mit Nichtstun wird sich die vierte
       Welle nicht stoppen lassen.
       
       23 Aug 2021
       
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