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       # taz.de -- Widerstand gegen Endlager Schacht Konrad: „Technisch überholt“
       
       > Umweltgruppen fordern, dass die Genehmigung für ein Endlager im Schacht
       > Konrad zurückgenommen wird. Aber das Ministerium scheint bereits
       > entschieden.
       
   IMG Bild: Saubere Lösung? Minister Olaf Lies (li) und Geschäftsführer Thomas Lautsch 2018 im Schacht Konrad
       
       Göttingen taz | Bundesweiter Protest gegen das geplante Atommüllendlager
       Schacht Konrad: In mehr als einem Dutzend Orte haben Bürgerinitiativen und
       Umweltgruppen am Wochenende gegen die Umrüstung des früheren
       Eisenerzbergwerks zur Atommüllkippe demonstriert und Unterschriften gegen
       den Weiterbau gesammelt.
       
       In Norddeutschland gab es Aktionen unter anderem in Salzgitter,
       Braunschweig, Gorleben, Göttingen und Lingen. Auch am Bahnhof Kreiensen im
       Kreis Northeim protestierten rund 20 Atomkraftgegner/innen gegen Schacht
       Konrad und das geplante Zwischenlager Würgassen im Dreiländereck von
       Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen.
       
       Viele Atomanlagen in Deutschland seien in den 1980er-Jahren nur genehmigt
       worden, weil Schacht Konrad damals als „Entsorgungsnachweis“ diente, sagte
       Silke Westphal von der Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad am Sonntag.
       „Vierzig Jahre später müssen wir leider erkennen, dass der Schacht schon
       damals nicht geeignet war, radioaktive Abfälle aufzunehmen und heute erst
       recht weder dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik noch den
       geltenden Endlagerbedingungen entspricht.“
       
       Schacht Konrad wurde 2002 vom Land Niedersachsen als nationales Endlager
       für schwach und mittel radioaktive Abfälle genehmigt. Einen Vergleich mit
       anderen Standorten gab es nicht. Die Grube soll bis 2027 maximal 303.000
       Kubikmeter Atommüll aufnehmen.
       
       Das Aktionswochenende und die Unterschriftenkampagne sollten den Antrag auf
       Rücknahme des Planfeststellungsbeschlusses für Schacht Konrad politisch
       begleiten, den der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) und der
       Naturschutzbund (Nabu) Ende Mai an Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies
       (SPD) übergeben haben. Die Verbände begründen diesen Vorstoß unter anderem
       damit, dass das Lager nicht mehr dem aktuellen Stand von Wissenschaft und
       Technik entspreche. Die Unterschriftenlisten sollen am 4. September an Lies
       überreicht werden.
       
       „Das alte Eisenerzbergwerk ist für die dauerhafte sichere Lagerung
       radioaktiver Abfälle gänzlich ungeeignet“, sagt der Vorsitzende der
       Arbeitsgemeinschaft Schacht Konrad, Ludwig Wasmus. Mit jedem Stein, den die
       Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) in Schacht Konrad verbaue,
       verliere sie ein Stück Glaubwürdigkeit. Lies habe jetzt die Chance, endlich
       das Richtige zu tun und das Projekt zu beenden.
       
       Der Minister hatte bei Entgegennahme des Antrags betont, der
       Planfeststellungsbeschluss – also die Baugenehmigung – für das Endlager
       Konrad sei wirksam. Gleichzeitig sei aber klar, dass sich bei einem viele
       Jahrzehnte umfassenden Vorhaben wie Schacht Konrad „der Stand von
       Wissenschaft und Technik weiterentwickelt“.
       
       Der Minister fügte hinzu: „Ich kann noch nicht sagen, was bei der Prüfung
       am Ende herauskommen wird. Aber ich kann sagen: Wir nehmen das sehr ernst
       und werden sehr genau prüfen mit Blick auf eventuell weitreichende,
       rechtliche Konsequenzen.“
       
       Aufhorchen ließ am vergangenen Donnerstag eine Pressemitteilung des
       Umweltministeriums. Darin wurde der Eindruck erweckt, Lies halte an Schacht
       Konrad fest, habe sich also bereits gegen den Widerruf des
       Planfeststellungsbeschlusses für das umstrittene Endlager entschieden.
       
       Fässer mit schwach radioaktiven Abfällen aus Medizin, Forschung und Technik
       würden aus der Landessammelstelle Leese (Kreis Nienburg) in den Schacht
       Konrad gebracht, kündigte Umweltminister Lies laut der Mitteilung an. „Bis
       spätestens 2030 soll kein Fass mehr in Leese, sondern im künftigen Endlager
       Konrad stehen.“ Insgesamt 1.484 Behälter, die zuvor in der ehemaligen
       Landessammelstelle in Steyerberg (Kreis Nienburg) aufbewahrt wurden,
       sollten in für das Endlager Konrad zugelassene Container verpackt werden.
       
       ## Ministerium will weiter prüfen
       
       Auf Nachfrage versicherte das Umweltministerium allerdings, dass nach wie
       vor ein möglicher Widerruf der Genehmigung für Schacht Konrad geprüft
       werde. Die entsprechenden Äußerungen von Lies von Ende Mai hätten
       „weiterhin Bestand“, sagte Ministeriumssprecher Matthias Eichler: „Die
       Prüfung ist noch nicht abgeschlossen.“
       
       Die ehemalige Landessammelstelle für schwach radioaktive Abfälle in
       Steyerberg war im Jahr 2000 aus Kostengründen aufgelöst worden. Die knapp
       1.500 Abfallfässer, einige angerostet oder undicht, wurden in das Lager
       Leese transportiert.
       
       Das älteste dieser Gebinde stammt vermutlich aus dem Jahr 1981. Weitere
       3.400 Fässer in Leese enthalten Rückstände von Braunschweiger Firmen, die
       mit radioaktiven Stoffen hantieren. Vor einer späteren Endlagerung –
       offiziell in Schacht Konrad – müssen die Abfälle konditioniert und
       umverpackt werden. „Einige Fässer mussten bereits als nicht transportfähig
       zurückgestellt werden“, teilte die Bürgerinitiative Strahlenschutz (BISS)
       in Leese mit.
       
       23 Aug 2021
       
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   DIR Reimar Paul
       
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