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       # taz.de -- Die Wahrheit: Didgeridoo gegen Schnarchen
       
       > Kann es sein, dass Wissenschaft nur die höchste Form zur Verbreitung von
       > Nonsens ist? Hanebüchene Beispiele gibt es genug.
       
       Ach, Wissenschaftler müsste man sein. Dann könnte man sich mit allerlei
       Unfug beschäftigen. Das kann man als Journalist zwar auch, aber als
       Wissenschaftler würde man dafür anständig bezahlt. Das Journal of the
       American Medical Association etwa hat herausgefunden, dass ein elektrischer
       Ventilator an heißen Tagen dazu beitragen könne, sich abzukühlen, wenn man
       über keine Klimaanlage verfüge. Da Irland im Juli von einer Hitzewelle mit
       Temperaturen jenseits der 25 Grad heimgesucht wurde, habe ich mir deshalb
       einen Ventilator gekauft und kann bestätigen, dass die Wissenschaftler
       recht haben.
       
       Außerdem habe ich mir angewöhnt, mit meiner vollen Tasse Kaffee von der
       Kaffeemaschine rückwärts zum Tisch zu laufen. Der Koreaner Jiwon Han hat
       nämlich den Preis für Strömungslehre der Harvard University für seine
       bahnbrechende Erkenntnis erhalten, dass man beim Rückwärtslaufen weniger
       Kaffee verschüttet.
       
       Der Friedenspreis der Universität wurde hingegen einer internationalen
       Gruppe von Wissenschaftlern und Musikern verliehen, weil sie nachweisen
       konnten, dass man weniger schnarche, wenn man das australische Didgeridoo
       spiele. Vermutlich kann man aber auch jedes andere Instrument spielen, ohne
       dabei zu schnarchen.
       
       Das Journal of Health Psychology hat Überraschendes herausgefunden:
       Obdachlosigkeit ist schlecht für die Gesundheit. Dabei hieß es in meiner
       Jugend, man solle möglichst viel Zeit an der frischen Luft verbringen und
       nicht so lange vor dem Fernseher sitzen. Hat man mir einen Bären
       aufgebunden? Obdachlose sind offenbar nicht gesünder als Menschen mit einem
       Dach über dem Kopf.
       
       Apropos Gesundheit: Laut American Heart Association verbessere sich die
       Lebensqualität, wenn man nach einem Herzinfarkt aufhört zu rauchen. Darüber
       hinaus lassen auch die Brustschmerzen nach. Das muss ich mir merken, falls
       ich mal einen Herzinfarkt bekomme.
       
       Auf eine verblüffende Korrelation zwischen Aussehen und politischer
       Einstellung sind die Wissenschaftler Rolfe Daus Peterson und Carl L. Palmer
       gestoßen: Attraktive Menschen stehen gewöhnlich politisch rechts, werden
       besser behandelt und verdienen mehr Geld. George Clooney und ich sind gar
       nicht rechts. Clooney wird aber wahrscheinlich besser behandelt und
       verdient mehr Geld als ich.
       
       Die Association for Psychological Science hat schlechte Nachrichten für
       depressive Menschen. Sie seien außerstande, ihre Traurigkeit in den Griff
       zu bekommen. Dabei könnte ihnen geholfen werden. Wissenschaftler am
       Dubliner Trinity College haben herausgefunden, dass es bei älteren Leuten
       einen Zusammenhang zwischen Glauben und mentaler Gesundheit gebe. Aber
       Glaube allein reiche nicht, man müsse auch in die Kirche gehen. Dann
       verschwinden die Depressionen.
       
       Wenn ich also künftig mit einer Tasse Kaffee rückwärtslaufend und
       nichtrauchend während einer Messe Didgeridoo spiele, müsste ich eigentlich
       auf der sicheren Seite sein.
       
       23 Aug 2021
       
       ## AUTOREN
       
   DIR Ralf Sotscheck
       
       ## TAGS
       
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