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       # taz.de -- Protest gegen Straßenausbau in Hannover: „Das Gegenteil von Klimaschutz“
       
       > 2.000 Protestierende werden am Freitag bei einer Aktion gegen den Ausbau
       > des Südschnellwegs in Hannover erwartet. Kommt der Protest zu spät?
       
   IMG Bild: Viel befahren und sanierungsbedürftig: Der Südschnellweg in Hannover
       
       Hamburg taz | Es entwickelt sich zu einem der größten Umwelt- und
       Verkehrsprojektproteste in der niedersächsischen Landeshauptstadt: Die
       Pläne eines [1][massiven Ausbaus des Südschnellwegs] stoßen in Hannover auf
       immer mehr Unverständnis. Viele Umwelt- und Verkehrsorganisationen haben
       für Freitag einen weiteren Protest angekündigt; sie erwarten rund 2.000
       Teilnehmer:innen bei einer Fahrraddemo.
       
       „Die Pläne sind ein plastisches Beispiel für den Widerspruch der
       gegenwärtigen Politik: Sie verkauft Klimaschutz, aber tatsächlich will sie
       baulich das Gegenteil umsetzen“, sagt Helene Grenzebach vom Allgemeinen
       Deutschen Fahrrad-Club (ADFC). Neben dem ADFC gehören auch Extinction
       Rebellion, Fridays For Future und der Verkehrsclub Deutschland (VCD) zu den
       Protestinitiatoren.
       
       Der Südschnellweg, vierspurig und baulich abgeschottet vom restlichen
       Verkehr, verbindet zwischen den Stadtteilen Ricklingen und Döhren auf vier
       Kilometern Länge das ringförmige städtische Schnellstraßennetz. In großen
       Teilen führt er dabei durch das Landschaftsschutzgebiet Leinemasch. Nach
       einer Prüfung der Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr muss die Straße
       dringend erneuert werden. Insbesondere, weil drei Brücken marode sind. In
       diesem Zustand dürften sie nur noch bis etwa 2023 genutzt werden.
       
       Doch die bisherigen Pläne sehen nicht einfach nur eine Sanierung vor.
       Stattdessen soll die Straße autobahnähnlich ausgebaut werden. Das bedeutet:
       Die Spuren werden breiter, der Mittelstreifen ebenso. Hinzu kommt ein
       Standstreifen auf beiden Seiten. Dies sei notwendig, da die bisherigen Maße
       nicht mehr den Regelwerken entsprechen würden, so die Landesbehörde für
       Straßenbau und Verkehr. Dem Landschaftsschutzgebiet geht dadurch eine
       größere Fläche verloren: Statt der bisherigen 14 Meter wäre die Straße dann
       25 Meter breit.
       
       ## Keine Förderung des Fahrradverkehrs
       
       Zentrales Argument, das für den Ausbau spreche, ist eine mittlerweile fünf
       Jahre alte Verkehrsprognose. Demnach steige die Zahl der Fahrzeuge, die
       täglich den Südschnellweg nutzen, bis Ende dieses Jahrzehnts um 20 Prozent
       – waren es 2015 noch 44.000 Fahrzeuge, seien es 2030 rund 55.000.
       
       Neben den umweltschädlichen Aspekten des zusätzlichen Autoverkehrs
       kritisiert der ADFC, dass [2][der Fahrradverkehr hingegen nicht gefördert]
       werde. Ein einst geplanter Radweg entlang des Südschnellwegs taucht in der
       Planung nicht mehr auf. An den Kosten könne es nicht liegen: Die wären mit
       geschätzten zehn Millionen Euro im Vergleich zu den Gesamtkosten von rund
       360 Millionen Euro überschaubar. Auch wäre bei einem Ausbau nach jetziger
       Planung eine Fahrradquerung von Süden nach Norden nicht mehr so einfach
       möglich.
       
       Schon bei einer Protestfahrt Anfang Juni gab es 2.500 Teilnehmer:innen.
       Eine Petition mit 12.000 Unterschriften soll demnächst
       Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) überreicht werden – als
       Bundesstraße ist sie Angelegenheit seines Ministeriums. Das bei ihm der
       Protest noch zu einem Umdenken führen könnte, glauben die
       Protestinitiator:innen aber nur bedingt.
       
       Allerdings gebe es ja noch weitere politische Ebenen, die Einfluss nehmen
       können: Das rot-schwarz geführte Land etwa, der Regionspräsident Hauke
       Jagau (SPD) oder [3][Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay (Grüne).]
       „Sowohl die Region als auch die Stadt Hannover hatten sich bereits für die
       Verkehrswende ausgesprochen“, sagt Grenzebach. Nun sollten sie gefälligst
       Druck machen.
       
       Zwar sind die Anhörungen im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens vorbei,
       einen Beschluss hat die zuständige Region Hannover im Auftrag des Bundes
       jedoch noch nicht veröffentlicht. Ob die Einwendungen im Rahmen der
       Anhörung gegen das Vorhaben berücksichtigt wurden, ist also noch unklar. Ob
       der wachsende Protest noch hilft ebenso.
       
       27 Aug 2021
       
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