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       # taz.de -- Unterstützung für Studierende: Bafög-Zahlen weiter auf Talfahrt
       
       > Die versprochene Trendwende bei der Unterstützung für Studierende ist
       > ausgeblieben. Dafür werden die Rufe nach einer umfassenden Reform lauter.
       
   IMG Bild: Die Trendwende beim Bafög wird seit Anfang der 80er Jahre eingefordert, wie hier in Bonn 1982
       
       Berlin taz | Der Abwärtstrend hält an: Immer weniger Schüler:innen und
       Studierende erhalten [1][Bafög]. Wie das Statistische Bundesamt am
       Donnerstag mitteilte, sank die Zahl der Bafög-Empfänger:innen im
       vergangenen Jahr um 41.000 auf nun rund 639.000 Personen. Das ist ein
       Rückgang von 6 Prozent. Gleichzeitig stieg der durchschnittliche
       Förderbetrag: Bafög-Empfänger:innen erhielten 2020 im Schnitt 556 Euro pro
       Monat – 53 Euro mehr als noch 2019.
       
       Die Zahl der Bafög-Empfänger:innen schrumpft seit langem: Vor zehn Jahren
       hatten noch über 900.000 Schüler:innen und Studierende Geld für die
       Ausbildung erhalten. Diese Entwicklung setzt sich also weiter fort, obwohl
       die Große Koalition für die aktuelle Wahlperiode eine „Trendumkehr“
       angekündigt hatte. Die sollte spätestens mit der jüngsten Bafög-Reform
       eintreten: 2019 waren die Freibeträge für das Einkommen der Eltern sowie
       für das Vermögen der Studierenden angehoben worden, um mehr jungen Menschen
       Zugang zur Förderung zu ermöglichen.
       
       Das ist offensichtlich nicht gelungen – dabei wären viele Studierende und
       Schüler:innen auf das Geld angewiesen. Gerade die Coronapandemie [2][hat
       die finanzielle Not vieler junger Menschen verstärkt.] Da hilft es wenig,
       dass mit der Reform die Beitragssätze und die Wohnpauschale erhöht wurden.
       
       Viele, die eigentlich einen Anspruch auf die Förderung hätten, stellen gar
       keinen Antrag, erklärt Andreas Keller von der Gewerkschaft Erziehung und
       Wissenschaft (GEW): „Die Aussicht, nach dem Studium mit einem Schuldenberg
       ins Erwerbsleben zu starten, schreckt insbesondere Kinder aus
       nichtakademischen Familien von einer Hochschulausbildung ab.“ Er dringt
       auf eine „Rundumerneuerung“ der Ausbildungsförderung.
       
       ## Karliczek macht zögerlich weitere Vorschläge
       
       Der studentische Dachverband fzs sieht das ähnlich: „Anpassungen reichen
       nicht, es braucht eine grundlegende Neustrukturierung“, fordert Vorsitzende
       Carlotta Kühnemann. „An erster Stelle steht für uns, dass die
       Elternfreibeträge weiter erhöht werden. Außerdem müssen wir zum
       Vollzuschuss zurückkehren, sodass die Empfänger:innen das Geld nicht
       zurückzahlen müssen.“
       
       Vergleichbare Vorschläge kommen von den Bundestagsfraktionen: Der
       hochschulpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Kai Gehring, will „einen
       Neustart mit einer Grundsicherung für Studierende und Auszubildende“, die
       bedarfsunabhängig ausgezahlt wird. Es soll außerdem an den Bedarf
       gekoppelte Zuschüsse geben. Beide Zuschüsse müssten nicht zurückgezahlt
       werden. Auch der bildungspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Oliver
       Kaczmarek, will die Freibeträge erhöhen und weg vom Darlehensmodell – und
       macht Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) verantwortlich für die
       schrumpfende Zahl der Empfänger:innen.
       
       Karliczek hatte erst am Montag weitere Anpassungen beim Bafög versprochen.
       Sie will die Altersgrenze für Studierende verlängern und die Förderung
       nicht mehr automatisch mit der Regelstudienzeit enden lassen. Das sind gute
       Ideen, meint Carlotta Kühnemann vom fzs, kritisiert aber: „Das fordern wir
       seit Jahren. Und die CDU besetzt seit 2013 das Bildungsressort. Diese
       Vorschläge kommen also viel zu spät.“
       
       5 Aug 2021
       
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       ## AUTOREN
       
   DIR Hanno Fleckenstein
       
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