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       # taz.de -- Studie zu Atlantik-Strömung: Sie schwächelt
       
       > Die Atlantik-Strömung, zu der auch der Golfstrom gehört, steht einer
       > Studie zufolge möglicherweise vor dem Zusammenbruch. Sie sei so schwach
       > wie nie zuvor.
       
   IMG Bild: Wenn das arktische Eis schmilzt, hat das auch Einfluss auf Meeresströmungen
       
       Potsdam dpa | Eine wichtige Atlantik-Strömung, zu der auch der Golfstrom
       gehört, nähert sich womöglich einer kritischen Schwelle. Die Atlantische
       Umwälzströmung (AMOC), die für den Austausch warmer und kalter Wassermassen
       in dem Ozean verantwortlich ist und so auch das Klima in Europa
       beeinflusst, hat möglicherweise an Stabilität verloren. [1][Das schreibt
       Niklas Boers vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) im
       Fachmagazin Nature Climate Change].
       
       Die Atlantische Umwälzströmung ist ein komplexes Strömungssystem, das
       warmes Wasser aus den Tropen an der Ozeanoberfläche Richtung Norden
       befördert und kaltes Wasser in größerer Tiefe gen Süden bringt. In
       Westeuropa sorgt dieser Kreislauf für vergleichsweise milde Temperaturen,
       auch auf andere globale Regionen der Welt hat es Auswirkungen. [2][Ein
       Zusammenbruch dieses wichtigen Systems hätte schwerwiegende Folgen für das
       weltweite und vor allem für das europäische Klima].
       
       Die Strömung ist Boers zufolge momentan so schwach wie nie zuvor in den
       vergangenen 1.000 Jahren. Unklar ist jedoch, ob dahinter nur eine
       Veränderung des mittleren Zirkulationszustands oder aber ein wirklicher
       Verlust an dynamischer Stabilität steckt – und dieser Unterschied sei
       entscheidend, erläutert Boers in einer PIK-Mitteilung. Eine Verringerung
       der Stabilität würde heißen, dass sich die Atlantik-Strömung der kritischen
       Schwelle angenähert habe, hinter der das Zirkulationssystem zusammenbrechen
       könnte.
       
       Um das zu beleuchten, hat sich Boers sogenannte Fingerabdrücke in
       Temperatur- und Salzgehaltmustern auf der Atlantik-Oberfläche angeschaut.
       „Eine detaillierte Analyse dieser Fingerabdrücke in acht unabhängigen
       Indizes deutet nun darauf hin, dass die Abschwächung der AMOC während des
       letzten Jahrhunderts in der Tat wahrscheinlich mit einem Stabilitätsverlust
       verbunden ist“, schreibt das PIK dazu.
       
       ## Zeitpunkt noch unklar
       
       Faktoren, die auf die Strömung einwirken, sind neben den direkten
       Auswirkungen der Atlantik-Erwärmung unter anderem der Zufluss von Süßwasser
       durch schmelzende Eismassen, zunehmender Niederschlag und Wasser aus
       Flüssen. Dass diese Süßwassermengen bereits eine solche Reaktion
       hervorrufen würden, hätte er nicht erwartet, erklärte Boers. Die Faktoren
       müssten zwar noch näher untersucht werden – klar sei jedoch schon jetzt,
       dass sie mit dem menschgemachten Klimawandel in Verbindung stünden.
       
       Wann sich die Strömung genau abschwäche, sei sehr schwer abzuschätzen,
       erläuterte Boers der Deutschen Presse-Agentur. „Es hängt erstmal davon ab,
       wie viel CO2 freigesetzt wird und wie stark die Temperaturen dadurch
       steigen.“ Zudem gebe es Unsicherheiten etwa darüber, wie viel wärmer es in
       der Arktis werde und wie stark der Süßwasserfluss in den Atlantik durch den
       Temperaturanstieg zunehme.
       
       Der entscheidende Punkt der Studie sei, „dass wir – früher und deutlicher
       als erwartet – klare Anzeichen für Stabilitätsverlust sehen“, betonte
       Boers. „Das heißt, das System bewegt sich hin zum kritischen Schwellenwert,
       und jedes Gramm CO2, das noch freigesetzt wird, erhöht die
       Wahrscheinlichkeit, dass die AMOC irgendwann den kritischen Wert erreicht.“
       Wenn der kritische Punkt überschritten werde, werde die AMOC innerhalb
       weniger Jahrzehnte weitgehend zum Erliegen kommen.
       
       6 Aug 2021
       
       ## LINKS
       
   DIR [1] https://www.nature.com/articles/s41558-021-01097-4
   DIR [2] /Folgen-des-Klimawandels/!5498086
       
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